Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

„Eigene Hafenlager öffnen neue Absatzkanäle“

Lesezeit: 5 Minuten

Die Bayernhof hat in drei Hafenlager investiert. Über den Wasserweg kann der bäuerliche Vermarkter jetzt auch die Futtermittelmärkte im Nordwesten bedienen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wegen der schlechten Erntebedingungen fällt dieses Jahr soviel Futterweizen an, dass wir viel davon überregional vermarkten müssen“, macht Stefan Heinrich klar. „Und das ist nur möglich, wenn wir ganze Schiffs­ladungen anbieten können.“


Als Geschäftsführer der Bayernhof GmbH weiß Heinrich, wovon er spricht. Das bäuerlich geführte Unternehmen mit Sitz im niederbayerischen Hankofen bündelt den Vertrieb von 16 bayerischen Getreide-Erzeugergemeinschaften und vermarktet jährlich rund 300 000 t Druschfrüchte für mehrere tausend Landwirte.


Heinrich ist heilfroh, dass die Bayernhof rechtzeitig in eigene Hafenlager investiert hat:


2006 hat das Handelsunternehmen am Rhein-Main-Donau (RMD)-Kanal am Stand­ort Mühlhausen im Landkreis Neumarkt sein erstes Hafenlager gebaut. Die Silos haben eine Lagerkapazität von 12 000 t.


Zwei Jahre später investierte die bäuerliche Vertriebs-GmbH in ein 23 000-Tonnen-Lager im Regensburger Hafen.


Und 2009 übernahm die Bayernhof ein vorhandenes Hafenlager in Würzburg mit einer Kapazität von 15 000 t.


Warenstrom verläuft nur Richtung Nordwesten


Die Hafenstandorte liegen jeweils rund 100 km voneinander entfernt an den Hauptwasserstraßen Donau, RMD-Kanal und Main (siehe Karte). Die Standorte sind so gewählt, dass sie von den Landwirten in den Haupterfassungsregionen der Bayernhof direkt angefahren werden können.


Der Schiffstransport geht nur in Richtung Nordwesten. Die Vermarktung über die Donau in Richtung Österreich, Balkan und Schwarzes Meer spielt keine Rolle. Die wichtigsten Abnehmer sind Kraftfutterwerke und Mühlen in Norddeutschland sowie in den Beneluxstaaten. Teilweise kommt die Bayernhof dort auch mit internationalen Getreidehandelskonzernen für den Drittlandexport ins Geschäft.


„Natürlich sind wir im Vergleich zu diesen Handelsriesen und den großen Ölmühlen ein kleines Licht“, räumt Prokurist Christian Rückl ein. „Aber wir werden von diesen Abnehmern immerhin wahr-genommen und können ein wenig mit-spielen.“


Entscheidend für den bäuerlichen Vermarkter ist: Er hat durch die Anbindung an die Wasserstraßen mehr potenzielle Abnehmer und damit mehr Vermarktungsmöglichkeiten. Zudem ist auch der Transport auf dem Wasser ab 500 km Entfernung deutlich günstiger als auf der Straße.


Verwunderlich ist das nicht. Denn ein Binnenschiff kann zwischen 500 und 2 000 t Getreide laden. Das entspricht der Kapazität von 20 bis 80 Lkws. Außerdem verursacht auch das Laden und Löschen eines Schiffes weniger Aufwand als das Befüllen und Entladen einer ganzen Lkw-Flotte.


„Regionaler Absatz bleibt das Kerngeschäft“


Trotz dieser Vorteile vollzieht die Bayernhof GmbH keinen grundsätzlichen Strategiewechsel. „Unser Kerngeschäft bleibt der Absatz an Mühlen und Mälzereien in der Region. Und die wollen wir weiterhin gut bedienen“, betont Stefan Heinrich. Denn in Bayern gibt es etliche leistungsfähige Mühlen und Mälzereien, die große Mengen an Brotweizen und Braugerste nachfragen. Außerdem verarbeitet die 2007 neu gebaute Ölmühle in Straubing jährlich rund 500 000 t Raps.


„Den Schiffstransport nutzen wir für die Überschüsse, die wir nicht in Bayern unterbringen können“, stellt der Vermarktungsexperte klar. Bei Körnermais und Futterweizen ist dieser Anteil besonders groß. Weniger Bedeutung hat aktuell die überregionale Vermarktung von Qualitätsweizen und Raps.


Zurzeit trägt die Vermarktung per Schiff etwa mit einem Viertel zu den Absatzmengen der Bayernhof GmbH bei. Damit nutzt der bäuerliche Vermarkter die Umschlagskapazitäten seiner drei Hafenläger von rund 160 000 bis 200 000 t pro Jahr derzeit nur knapp zur Hälfte selbst.


Daneben schlägt die Bayernhof an ihren Hafenstandorten im Lohn auch für andere Unternehmen um, um die Auslastung zu erhöhen. So leichtert z. B. das Lager in Regensburg bei Niedrigwasser Schiffe, die donauabwärts fahren.


Sofern freie Kapazitäten vorhanden sind, erfassen einige Hafenlager auch das Erntegut nahegelegener Lieferanten, das für regionale Abnehmer bestimmt ist. Denn alle Lager sind mit Trocknungs­anlagen ausgestattet, die gerade bei der diesjährigen Ernte unabdingbar waren. Die zusätzlichen Erfassungsstandorte führen dazu, dass die Bayernhof auch neue Landwirte gewinnt, die über sie vermarkten.


Trotz der Investition in die Hafenlager blieb das Unternehmen seinem Grundsatz treu, die Festkosten gering zu halten. Den Transport wickelt es nur mit Speditionen ab, eigene Lkws besitzt es nicht. Zudem gehören dem bäuerlich geführten Vermarkter nur die zwei Landlager im unterfränkischen Giebelstadt und in Hankofen. An einem dritten Lager in Feldkirchen bei München ist das Unternehmen beteiligt.


Partner sind an Hafenlagern beteiligt


Auch in die Hafenstandorte hat die Bayernhof nicht allein investiert, sondern jeweils mit Partnern. So sind teilweise Gruppen von landwirtschaflichen Erzeugern mit im Boot, eine regionale Ölmüh­-le und eine örtliche Warengenossen­-schaft. Bei allen drei Lagern hält die Bayernhof aber eine Beteiligung von 50 %, um ausreichend Mitspracherecht zu haben.


Das Hauptziel der Bayernhof bleibt, die Handelsspanne möglichst gering zu halten, damit die Marktfruchtbetriebe möglichst gute Preise erzielen. Offenbar ist dies der bäuerlichen Vertriebs-GmbH bisher gelungen. Bester Beleg dafür sind die steigenden Vermarktungsmengen. Obwohl das Unternehmen vorwiegend in Bayern erfasst und das Angebot an Druschfrüchten wegen des Biogasbooms rückläufig ist, konnte es in den letzten zehn Jahren seinen Absatz von 120 000 auf 300 000 t fast verdreifachen.


Klaus Dorsch

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.