Die EU will den Energiebezug aus Russland einschränken. Für Erdöl ist bereits ein Ende der Importe per Schiff beschlossen. Dies und der diskutierte Stopp von Gasimporten aus Russland stellt die Agrarbranche vor Herausforderungen. Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender des Agravis-Konzerns betont die Abhängigkeit des Agrarhandelskonzerns von Öl und Gas: „Transporte per Lkw und Schiff brauchen Diesel nach wie vor als Treibstoff.“ Man versuche aber, Logistik- und Lagerkapazitäten weiter zu optimieren. Die möglichen Folgen eines Gasembargos seien kaum vorhersehbar. Man benötige Gas für die Getreidetrocknung und die Pelletproduktion von Mischfutter.

Für Köckler zählt die Agravis definitiv zur kritischen Infrastruktur. Man vertraue daher auf eine sachgerechte Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, wenn es um die Priorisierung von Gasabnehmern gehen sollte.

Marco Fleischmann vom Düngerproduzenten Yara betont, dass Erdgas der entscheidende Rohstoff bei der Düngerherstellung ist. Wenn die Gasversorgung der europäischen Düngemittelindustrie nicht gesichert werden könne, würden die Düngerpreise wieder deutlich steigen. Auch Fleischmann hält seine Branche für essenziell für die Nahrungsmittelerzeugung. 50% der Welternährung hingen von mineralischer Düngung ab.

Auch für Oliver Bartelt, Pressesprecher des Deutschen Milchkontors (DMK) sind die Molkereien Teil der kritischen Infrastruktur: „Die Milchindustrie ist die mit Abstand größte Lebensmittelbranche in Deutschland. Molkereien fielen in den Bereich der energieintensiven Industrie. Wichtigster Energieträger in der Milchindustrie ist mit Abstand Gas. Bei DMK habe man den Energieverbrauch seit 2015 um 15% senken können. Bartelt betont die Wichtigkeit der Lebensmittelversorgung: „Zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung gehört nicht nur die Versorgung mit Wärme, sondern auch mit Lebensmitteln. Warme Wohnzimmer sind das eine – leere Kühlschränke das andere.“