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Extensiv halten, intensiv züchten

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Buhl hat schon früh auf hornlose Limousin-Rinder gesetzt. Mit Herdbuchtieren wollen sie nun die Früchte der Zucht ernten.


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Wenn man Michael Buhl morgens um halb neun auf seinem Betrieb in Rheinland-Pfalz trifft, hat er mit seinem Bulli bereits seine eineinhalbstündige Kontrollrunde abgeschlossen. Der 36-jährige Landwirtschaftsmeister über­lässt nichts dem Zufall. „Jeden Tag ­sehen wir jedes Tier mindestens zwei Mal“, sagt der dreifache Familienvater. Die Arbeit mit den rund 180 Limousin-Mutterkühen teilt er sich mit seinem Vater Rüdiger.


Das raue Klima hier im hohen Westerwald mit kurzer Vegetationszeit und hohen Niederschlägen von 1 000 bis 1 100 mm pro Jahr lässt fast nur Grünland zu. Vereinzelt versucht sich hier jemand mit Ackerbau. Das ist auch der Grund, warum die Buhls 1996 die Milchkühe abschafften. „Unsere Böden sind zu steinig und oft zu nass für eine intensivere Nutzung“, erklärt Michael Buhl seinen Entschluss.


Viele Verpächter:

Zum Betrieb gehören 285 ha Dauergrünland, davon sind 40 ha Eigentum. Eine große Herausforderung sind die zersplitterten Strukturen. Die Weiden verteilen sich auf über 300 Eigentümer. Parzellen von rund 1 000 m2 sind keine Seltenheit, weil hier über Jahrzehnte noch Realteilung herrschte. Die Flächenverwaltung ist dadurch sehr aufwendig.


Die Pachtpreise sind zwar relativ niedrig. Aber insbesondere die kleineren, abgelegenen Flächen muss Buhl intensiv pflegen, damit sie überhaupt genutzt werden können. Immer wieder sieht man in der Region Weiden, die vernässt und zugewuchert sind. „Die holt sich der Wald zurück“, sagt Buhl. Auf seinen Weiden passiert das nicht, und das schätzen die Verpächter.


Der Betrieb wird ökologisch geführt und ist dem Verband Biokreis angeschlossen, zu dem weitere Rinderhalter gehören. Die zusätzliche Bioprämie von aktuell 140 € pro ha braucht Buhl, sonst würde die Rechnung nicht aufgehen. „Trotzdem muss man aufpassen, dass man mit den Flächenprämien nicht die Tierhaltung subventioniert“, stellt er klar. Seine Zahlen kennt Buhl ganz genau. Der Maschinenpark ist schlank. Arbeiten, die sich auslagern lassen, macht sein Lohnunternehmer. Er verzichtet mittlerweile auf jede Art von Kraftfutter, da der Einsatz bei Preisen von über 400 €/t nicht lohnt. Auch Mineralfutter setzt er schon seit Jahren nicht mehr ein.


Aktuell investiert er etwa 26 Stunden in jede Mutterkuh pro Jahr. Das ist vergleichsweise viel, lohnt sich aber unterm Strich. Denn nur mit geringen Kälberverlusten und einer intensiven Herdenbetreuung habe ein Mutterkuhbetrieb heute noch eine Chance zu überleben, ist er überzeugt.


Züchten und vermarkten!

Mit seinen Limousin-Absetzern erzielt er regelmäßig Spitzenpreise. Alle Tiere gehen über die Auktion des Fleischrinder Herdbuch Bonn e.V. in Krefeld. „Wir müssen diese Auktionen unterstützen, weil sie der Maßstab für den gesamten Absetzermarkt sind“, ist auch Buhl-Senior überzeugt. Händler, die jeden Tag Tiere kaufen, können die Qualität der Tiere besser beurteilen als ein Landwirt, der in größeren Abständen verkauft.


Die Vermarktung hat bei Buhl höchste Priorität. Schon seit 1996 erfasst er grundsätzlich die Gewichte seiner Absetzer elektronisch mit der hof-eigenen Waage. Wenn Buhl Tiere bei der Auktion anmeldet, sind sie stets homogen in Größe und Farbe. Viele Verkäufer würden Geld verschenken, weil sie ihre Gruppen bunt zusammenwürfeln, sagt er. Das bestraft der Mäster meist mit Abschlägen.


Im Gegensatz zu vielen Berufskollegen vermarktet Buhl ganzjährig, weil er keine Blockabkalbung will. Das hat für ihn drei Vorteile:


  • Die Kühe werden schneller wieder trächtig, weil die fünf Bullen immer in den Herden sind. Im Idealfall kommt er so pro Jahr auf 1,1 Trächtigkeiten pro Mutterkuh.
  • Der Infektionsdruck unter den Kälbern ist geringer als bei der Blockabkalbung.
  • Im Schnitt erzielt er etwas bessere Erlöse als Betriebe, die alle Tiere im Oktober und November vermarkten müssen, wenn das Angebot am größten ist.


Auf Dauer möchte Buhl stärker in die Zucht einsteigen. Er hat bereits etliche Tiere im Herdbuch, um für seine weiblichen Rinder höhere Erlöse zu erzielen.


Großen Wert legt er auf die Auswahl seiner Bullen. „Beim Zuchtbullen darf man auf keinen Fall sparen“, weiß der Landwirtschaftsmeister. Bis zu 7 000 € haben seine Bullen gekostet. Über bessere Absetzererlöse und den Zuchtfortschritt komme das Geld aber wieder rein, meint der Mutterkuhhalter.


Konkurrenz um die Fläche:

Michael Buhl wirkt zufrieden mit seiner Situation. Gleichzeitig sieht er aber auch dunkle Wolken auf sich und andere Mutterkuhhalter zurollen. Milchvieh- und Biogasbetriebe rücken mit Pachtflächen immer näher. Sie könnten ihm künftig zumindest die besseren Flächen streitig machen, befürchtet er.


Buhl versucht ständig, Betriebsabläufe zu optimieren oder Erlöse zu maximieren. So überlegt er, einen Teil seiner Absetzer selbst auf der Weide zu mästen. Tageszunahmen von bis zu 1 400 g habe er auf seinen Umtriebsweiden schon erreicht, berichtet er.


Familie Buhl muss allerdings aufpassen, dass die Arbeitsbelastung nicht weiter steigt. Mit zwei Vollzeitkräften sind sie bereits am Limit. In den nächsten Jahren wird Buhl den Betrieb deshalb umstrukturieren. Auch weil sein Vater kurz vor der Rente steht. Ob er einen Lehrling oder einen festen Mitarbeiter einstellt, steht noch nicht fest.

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