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Ferkel werden knapper und teurer

Lesezeit: 4 Minuten

Der fortschreitende Abbau der Sauenherden in vielen EU-Ländern sorgt zunehmend für einen Mangel an Ferkeln. Das macht die Einstalltiere teurer.


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Deutschland hat seit Jahren ein mehr oder weniger stabiles Defizit von rund 11 Mio. Ferkeln bzw. knapp 20% des Bedarfs. Ursache ist ein fortlaufender Rückgang der Sauenbestände in der Vergangenheit in einem Umfang, der nicht mehr durch steigende Ferkelleistungen wieder ausgeglichen werden konnte.


Massiver Strukturwandel


Zugleich hat ein grundlegender Strukturwandel stattgefunden. In früheren Jahrzehnten war die arbeitsintensive Sauenhaltung eine Domäne des flächenarmen Familienbetriebes mit Bestandsgrößen bis zu 150 bis 200 Sauen. Die Tierzahlen in der Gruppe der Betriebe mit unter 100 Sauen ist heute zusammengeschrumpft auf rund 6%. Die Gruppe der 100 bis 250 Sauen liegt nur noch bei 25%. In der Bestandsgrößenklasse ab 500 Sauen werden heute mehr als 40% der Tiere gehalten.


Dabei handelt es sich um Betriebe mit Fremdarbeitskräften. Aufgrund arbeitsteiliger Spezialisierung erzielen diese hohe Leistungen. Große Verkaufsgruppen kommen der Mästernachfrage nach einheitlichen Partien in Abteilgrößen entgegen. Darüber hinaus werden Aufschläge für Sonderleistungen bezahlt. Regional betrachtet hat der Sauenrückgang besonders stark in den süddeutschen Bundesländern stattgefunden, in denen eine kleinbetriebliche Struktur vorherrscht. Hier wurden in der Vergangenheit bis zu 4 Mio. Ferkel im Überschuss produziert, die dann in die norddeutschen Veredelungszentren verkauft wurden. Heute reichen die in Süddeutschland erzeugten Ferkel gerade noch aus, um den regionalen Bedarf zu decken.


Holländer und Dänen


In den Zentren der Schweinehaltung müssen Ferkelimporte aus naheliegenden Überschussgebieten das Minus ausgleichen. Zur Auffüllung des Fehlbedarfs haben sich die beiden Überschussländer Niederlande und Dänemark herauskristallisiert.


Aus den Niederlanden werden jährlich knapp 4,5 Mio. und aus Dänemark rund 6,5 Mio. Ferkel nach Deutschland ausgeführt. Nach einer stark steigenden Anfangsphase bis zum Jahre 2012 stagnieren die heutigen Lieferungen auf dem Niveau von etwa 11 bis 11,5 Mio. Ferkel.


Dänemark liefert weitere 6,5 Mio. Ferkel nach Polen, dessen kleinstrukturierte Sauenhaltung seit dem EU-Beitritt um mehr als 60% eingebrochen ist.


Darüber hinaus versorgen unsere Nachbarn weitere Importländer wie Italien und Rumänien mit Ferkeln. „Holländer“ sind dort allerdings in kleinerem Umfang vertreten.


Beide Länder verfügen über Viehbestände, die seit Jahrzehnten an Umweltschutzgrenzen stoßen. Da die Ferkelerzeugung weniger umweltbelastend ist, wurde besonders in Dänemark die Schweinemast erheblich zugunsten der exportorientierten Ferkelerzeugung zurückgenommen. In Holland lief die Umstellung allerdings deutlich langsamer. Mittlerweile liegen die Durchschnittsbestände von mehr als 900 Sauen in Dänemark bzw. 600 Sauen in Holland weit über dem deutschen Durchschnitt von 250 Tieren.


Weniger Ferkel, höhere Preise


Mittelfristig zeichnet sich trotz günstiger Schweine- und Ferkelpreise ein weiterer Rückgang der Ferkelerzeugung ab. In Deutschland bremsen neben der Umweltschutzdiskussion insbesondere die Unsicherheiten über zukünftige Tierhaltungsformen die Fortsetzung der Produktion und die Investitionsbereitschaft. Auch in Holland und Dänemark ist ein tendenzieller Abbau der Sauenbestände zu erkennen.


Zugleich gehören überdurchschnittliche Leistungssteigerungen wie zu Zeiten der Einführung der DanZucht vor 2011 mittlerweile der Vergangenheit an. Die Zunahme der Ferkel je Sau und Jahr ist im Durchschnitt auf knapp 0,2 gefallen. Diese Steigerungen können nur noch einen Sauenbestandsrückgang von knapp 1% ausgleichen.


Die jüngsten Reduzierungen der Sauenbestände liegen 2019 im Durchschnitt der bedeutenden EU-Länder bei minus 2,8% und reichen von minus 0,4% in Großbritannien bis minus 13% in Polen. In Deutschland betrug der Rückgang 2,9% und für Holland und Dänemark jeweils 3,3%. Eine Ausnahme bildet Spanien, das seine Sauenhaltung weiter aufstockt und teils zusätzlich Ferkel aus Holland importiert.


Die schon eingetretene Verknappung des Ferkelangebots hat deutliche Spuren bei den Preisen hinterlassen. Die Relation der Schweine- zu den Ferkelpreisen hat sich um 1,5%-Punkte zugunsten der Ferkel entwickelt (Übersicht 2). Unberücksichtigt bleiben dabei die unterschiedlichen Aufschläge auf die Notierung. Wie sehr Ferkel als knapper Faktor in der Schweinehaltung gelten, zeigt sich bei den Preisschwankungen: Bei hohen Schweinepreisen sind die Ferkelpreise überproportional hoch und bei niedrigen Schweinepreisen sinngemäß umgekehrt.


christian.brueggemann@topagrar.com

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