MeinVermarktungs-Tagebuch

Ich habe mich in der laufenden Vermarktungssaison 2009/10 sehr früh von meinem Lagerweizen getrennt, was sich inzwischen als richtige Entscheidung erwiesen hat. Schon im Oktober 2009 verkaufte ich 850 t B-Weizen in zwei Tranchen für 115 € pro t an meine Genossenschaft vor Ort. Für 300 t Weizen im Fremdlager wären sonst Monat für Monat Lagerkosten von 1,50 €/t fällig geworden, dazu einmalig Umschlagskosten von 4,50 €/t. Aber auch die 550 t im Eigenlager hätten nicht kostenlos überwintert.

Zum Qualitätsrisiko kommen Schwund und ein Zinsansatz. Das summiert sich schnell auf 1,20 € pro Tonne und Monat. Diesen Aufschlag hat der Weizenmarkt bisher nicht hergegeben.

Zum Jahresbeginn wurden netto ab Hof für B-Weizen nur noch 113 €/t bezahlt. Um von möglichen Preissteigerungen bis zum Frühjahr zu profitieren, habe ich parallel zur Kassavermarktung insgesamt 17 Weizenkontrakte (insgesamt also 850 t) an der Pariser Matif gekauft. Meinen physischen Weizen habe ich so vollständig gegen „Papierweizen“ getauscht, bei dem weder Lagerkosten noch Schwund anfallen.

Bisher ist meine Rechnung aufgegangen: Die im Oktober 2009 für einen Mischpreis von 131 €/t gekauften Matif-Kontrakte (Fälligkeit Mai 2010) waren zum Jahreswechsel schon 136 €/t wert. Ich habe also innerhalb von drei Monaten einen Börsengewinn von 5 €/t eingefahren, um die sich mein Kassaerlös verbessert.

Hätte ich den Lagerweizen erst jetzt statt schon im Oktober verkauft, würden sich nach Abzug der über drei Monate aufgelaufenen Lagerkosten folgende Erlöse ergeben:

104,00 €/t bei Fremdlagerung (113 €/t Kassa abzüglich 9 €/t Lagerkosten)

108,50 €/t mit Eigenlager (113 €/t Kassa abzüglich 4,50 €/t kalk. Lagerkosten)

Zum Vergleich: Der Gesamterlös beim Tausch von Lagerweizen gegen Matif-Weizen summiert sich bisher auf 120 €/t (115 €/t Kassaerlös zzgl. 5 €/t Börsengewinn). Der deutliche Mehrerlös spricht in dieser Saison also eindeutig für die Börse und gegen die Einlagerung.

Aufgezeichnet von Dr. Uwe Steffin