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Frühkartoffeln – Corona ändert alles

Lesezeit: 4 Minuten

Beobachter erwarten weiterhin ein reges Geschäft mit Speisekartoffeln und empfehlen, auf frühe und mittelfrühe Sorten zu setzen. Bei Verarbeitungsware läuft die Nachfrage dagegen auf Sparflamme.


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Wie wird die Frühkartoffelsaison 2020? Sind lukrative Erlöse zu erzielen oder nicht? Viele Anbauer sind verunsichert, denn die Coronahysterie macht vorm Kartoffelmarkt nicht halt. Verbraucher hamstern Speiseware, bei Pommesproduzenten dagegen hängen die sprichwörtlichen Fahnen auf Halbmast.


Ob das bis zum Beginn der Frühkartoffelsaison 2020 so bleibt, ist offen. Fakt ist aber, dass der Kartoffelmarkt selten zuvor so schwierig einzuschätzen war wie jetzt. In Deutschland sind witterungsbedingt die Knollen vielerorts etwas verspätet in den Boden gekommen. Wenn das Wetter mitspielt, rechnen Analysten bislang jedoch noch mit weitgehend normalen Erntemengen. Die kommen aber erst etwas später zum Tragen. Im Hinblick auf den Start in die Frühkartoffelsaison bleibt vorerst nur der Blick auf das Angebot aus dem Mittelmeerraum (s. Übersicht). Je weniger von dort kommt, desto eher stehen die Preissignale auf fest.


Nachschub aus Zypern stockt


Die ersten Partien stammen normalerweise aus Zypern. Von kontinuierlichen Lieferungen kann bislang aber keine Rede sein. Es hat dort von Anfang Dezember 2019 bis Mitte Januar 2020 so viel geregnet, dass die Knollen stellenweise nicht in den Boden kamen. 30 bis 40 % konnten vor dem Regen gepflanzt werden, der Rest erst Ende Januar/Anfang Februar. Die Rodungen werden also schubweise stattfinden. Etliche „Zyprioten“ werden überdies verspätet nach Ostern am EU-Markt eintreffen.


Im östlichen Mittelmeerraum war der Winter zudem kühl, sodass die Knollen den Wachstumsrückstand wegen der späten Pflanztermine nicht aufholen konnten. Lief in früheren Jahren alles gut, summierten sich die Exporte Zyperns auf bis zu rund 80000 t, gab es Probleme, waren es nur 50000 bis 60000 t. Im Jahr 2020 werden eventuell noch weniger zu uns kommen.


Ägypter rege gefragt


Für den Packsektor in Deutschland kommen die meisten Frühkartoffeln aus Ägypten. Dort boomt der Anbau. Die Ägypter haben mit ihren Knollen nicht nur die EU im Visier, sondern auch arabische Märkte, den Libanon und Russland. Inzwischen summieren sich die jährlichen Ausfuhren Ägyptens auf etwa 750000 bis 800000t. Die Lieferungen in die EU sind 2019 um fast 60 % auf 275000 t gestiegen, auch Deutschland hat mehr abgenommen.


In dieser Saison dürften die ägyptischen Liefermengen für den deutschen Markt wieder zurückgehen. Die Verladungen laufen seit der zweiten Märzdekade auf Hochtouren. Sie werden sich aber aufgrund von Wachstumsverspätungen im Norden Ägyptens möglicherweise etwas länger hinziehen als geplant. Im Winter 2019/20 haben niedrige Temperaturen und Regen das Wachstum der Knollen in der Region um Kairo etwas verzögert, und es wird auch von eher mäßigen Erträgen bei den festkochenden Sorten berichtet.


Hierzulande startet die „Ägypter-saison“ mit Preisen frachtfrei Packstation etwas unter 60 €/dt. So muss es nun aber nicht weitergehen. Corona heizt die Nachfrage an.


Kein Zuwachs bei den Israeli


Im Gegensatz zu Ägypten dehnt Israel den Export von Frühkartoffeln nicht aus. Dazu fehlen geeignete Anbauareale und zusätzliche Absatzmärkte. Frühkartoffeln aus Israel werden vor allem in Richtung EU exportiert. Beobachter rechnen mit kleineren Liefermengen als im Vorjahr. Bislang kann man über eventuelle Rückgänge aber nur spekulieren. Gleiches gilt für die Preisentwicklung. Frei Schiff verlangen Anbieter ca. 55 €/dt.


Was kommt aus Spanien und Frankreich?


Offen ist derzeit auch, welche Frühkartoffelmengen aus Spanien nach Deutschland geliefert werden. Der Anbau wurde in Andalusien um ca. 3% eingeschränkt. Und die Auspflanzungen begannen zwar zuerst unter günstigen Bedingungen, doch dann gab es Behinderungen durch starke Regenfälle. Seit dem Jahresanfang herrschen auf der iberischen Halbinsel aber höhere Temperaturen als üblich. Das hat die Kartoffeln rasant wachsen lassen, sodass für alle Auspflanztermine ein zeitiger Vermarktungsbeginn erwartet wird.


Neben den „Spaniern“ sind auch französische Konsumkartoffeln wichtig für die weitere Preisentwicklung. Noch sind dort die Läger gut gefüllt. Optimisten hoffen aber, zu günstigen Offerten kurzfristig größere Mengen in Richtung Osteuropa verkaufen zu können.


Können Anbauer reagieren?


Bei uns konnten die meisten Anbauer nicht mehr auf die veränderten Marktbedingungen (Stichwort: Corona) reagieren, um möglichst früh am Markt zu sein. Eventuell verändert die Coronakrise aber auch die Ernährungsgewohnheiten so, dass längerfristig etwas mehr Speisekartoffeln gekauft werden. Darauf können Erzeuger mit Verfrühungsmaßnahmen bei den Anschlusssorten noch reagieren.


Vor noch anderen Herausforderungen stehen die Anbauer von frühem Verarbeitungsrohstoff für die hiesige Pommes frites-Industrie. Denn dieser ist jüngst viel Absatz weggebrochen. Das begann damit, dass der globale Handel unter Logistikproblemen litt. Jetzt haben Restaurants sowie Kantinen geschlossen. Das trifft den Absatz der Fabriken in der EU zusätzlich. Landwirte sollten nun mit ihren Abnehmern besprechen, wie es weitergeht. Die Folgen könnten langwierig sein.


joerg.mennerich@topagrar.com


Unser Autor


Christoph Hambloch, Marktexperte der AMI, Bonn

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