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Frühkartoffeln versprechen attraktive Preise

Lesezeit: 6 Minuten

Die Frostnächte vom April verzögern die Frühkartoffel-Ernte. Das dämpft die Konkurrenz zur Importware. AMI-Experte Christoph Hambloch rechnet deshalb mit guten Preisen.


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Diese Kartoffelsaison begann mit frühen Pflanzterminen und einer raschen Anfangsentwicklung der Kulturen. Skeptiker unkten deshalb, Frühkartoffelerzeuger sollten sich auf schwierige Vermarktungsbedingungen einstellen. Je eher deutsche „Frühe“ auf den Markt kommen, desto stärker müssen sie in der Tat mit Importknollen, deren Zufuhr erst langsam zurückgeht, um die Gunst der Verbraucher konkurrieren. Mittlerweile haben sich die Startbedingungen für die Vermarktung deutscher Frühkartoffeln aber wieder verbessert – ungünstigen Witterungsbedingungen sei Dank.


Und dann kam Frost:

Insgesamt dürfte das in Deutschland mit Speisefrühkartoffeln bestellte Areal kaum größer sein als im Jahr 2016. Bei frühem Verarbeitungsrohstoff gab es regional hingegen Zuwächse.


Die Flächen sind aber nur die halbe Wahrheit. Entscheidend sind die Erträge. Diese schwanken normalerweise stark, und in diesem Jahr hat der Optimismus stellenweise schon früh einen Dämpfer bekommen, und zwar in der Woche nach Ostern. In zwei bis drei Nächten gab es deutschlandweit Nachtfrost mit -2 bis -7°C. Das hat die Entwicklung der Knollen im Prinzip auf Normalmaß zurückgestutzt.


Einige weit entwickelte Bestände froren sogar komplett zurück. Das bedeutet nicht nur eine erhebliche Ernteverspätung, sondern auch deutliche Ertragseinbußen. Solche Fälle waren aber eher die Ausnahme. In der Regel froren die äußersten Blätter etwas zurück. Das führt nicht unbedingt zu Ertragseinbußen, die Wachstumsdauer wird aber etwas verlängert. In der Woche nach den Frösten blieb es in Deutschland zudem kalt und trocken, was die Regeneration der Kartoffelstauden verlangsamte.


Falls es im Mai keine weiteren bösen Überraschungen bei den Wachstumsbedingungen gibt, ist wohl ab der zweiten Junihälfte mit festschaligen Frühkartoffeln aus dem Südwesten zu rechnen. Und dann wird das Angebot stetig zunehmen. Für Großmärkte wird aber auch schon Mitte Mai etwas zur Verfügung stehen. Dafür waren in einigen Gebieten die besonders früh bepflanzten Areale gedacht. Diese haben mitunter aber stärker unter den Frösten gelitten als andere Flächen. Insofern dürfte das Frühkartoffelangebot aus deutschem Aufwuchs bis Anfang Juni nur klein bleiben.


Vorher dominiert Importware:

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat seit Februar Speisefrühkartoffeln im Sortiment. In einigen Fällen wurden Premiumprogramme z.B. etwas früher als sonst auf ägyptische Knollen umgestellt. Denn die heimische Lagerware der Ernte 2016 erfüllte nicht mehr die Anforderungen. Zu Ostern gab es zudem die üblichen Sonderaktionen mit neuen Kartoffeln, die gleichzeitig das Geschäft mit dem ersten Spargel unterfütterten. Von sehr lebhaften Umsätzen konnte aber keine Rede sein.


Importeure sind trotzdem überzeugt, wieder auf ihren Schnitt zu kommen. In den Kühllägern liegen bislang vor allem Frühkartoffeln aus Ägypten. Abpacker konnten diese zuletzt für etwa 52 bis 54 €/dt kaufen (franko, ohne MwSt.). Vorwiegend festkochende Sorten waren teilweise auch etwas günstiger.


Die Angaben zu den insgesamt aus Drittländern in die EU eingeführten Mengen sind noch vorläufig. Eventuell wird das Vorjahresniveau aber wieder überschritten. 2016 stammten rund:


  • 156000 t aus Ägypten (+3% geg. Vj.),
  • 136000 t aus Israel (+5%),
  • 9000 t aus Marokko (+80%) und
  • 1000 t aus Tunesien.


Insgesamt lieferten Drittländer 2016 rund 305000 t Frühkartoffeln in die EU (6% mehr als im Jahr 2015). Und 2017 zeichnet sich eine weitere Zunahme der Importe um etwa 5% auf 320000 t ab. Dieses Plus belastet den deutschen Markt aber nicht. Denn es gibt viele andere Interessenten. In etlichen EU-Ländern sind gute Lagerkartoffeln knapp und teuer. Importknollen sind also gefragt. Etliche Mengen gingen z.B. nach Griechenland.


Hinzu kommt, dass Speisefrühkartoffeln aus Israel zumindest bis Mitte April nur verhalten bei uns eintrafen. Die Lieferverzögerungen seien kühlen Wachstumsphasen geschuldet, heißt es. Außerdem sind auch Kunden aus anderen EU-Ländern an Lieferungen aus Israel interessiert. So stellte der Beneluxraum sein Speisekartoffel-Sortiment relativ früh auf israelische Knollen um. Und Skandinavien, Spanien und Italien orderten ebenfalls. Importeure forderten denn auch deutlich höhere Aufschläge als sonst. Diese lagen zuletzt bei plus 10 bis 15 €/dt auf den Preis für „Ägypter“.


Entzerrter Markt:

Auch aus Spanien wird uns in dieser Saison wohl keine Gefahr drohen. Dort dehnten die Erzeuger den Anbau von 4300 ha auf 5100 ha aus. Und bis Ostern sprachen die Witterungsbedingungen für ein frühes und großes Angebot von der Iberischen Halbinsel. Dann wurde das Wetter schlechter. Dadurch verzögerte sich die Ernte, und es gab Ertragseinbußen.


Die Spanier drängen also nicht zeitgleich mit Ägyptern und Co. auf den Markt. Und da sich unsere Frühkartoffeln erst für die zweite Junihälfte ankündigen, kommen spanische Knollen auch deutscher Ware nicht in die Quere.


Diese Entzerrung des Angebotes ist eine gute Voraussetzung, um im Juni und Juli ordentliche Erlöse zu erzielen. Aber auch Folgendes spricht für attraktive Rahmenbedingungen beim Start in die Frühkartoffelsaison: Die alterntigen Lagerbestände sind bei uns und in nahezu allen anderen EU-Ländern schon weitestgehend geräumt. Es droht also kein Konflikt zwischen alter und neuer Ware. Im Gegenteil: Abpacker warten schon händeringend auf erste Partien aus hiesigen Frühgebieten.


Verarbeiter warten ebenfalls schon auf neue Knollen für die Herstellung von Chips und anderen Spezialitäten. Dieser Rohstoff war schon 2016/17 sehr knapp. Die Industrie wird früh geeignete Partien aus der neuen Ernte aufnehmen. Ob das auch für Pommes frites-Hersteller gilt, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Der globale Frittenmarkt boomt. Deshalb haben viele Unternehmen in West- und Mitteleuropa ihre Verarbeitungskapazitäten erweitert. Dafür wird Rohware gebraucht.


Und dann?

Bei aller Vorfreude auf einen guten Vermarktungsstart für Speisefrühkartoffeln: Es gibt keine Garantie, dass die Kartoffelpreise danach durchgehend attraktiv bleiben. Die Haupternte 2017 könnte das Blatt wenden. Insgesamt betrachtet ist der Kartoffelanbau in West- und Mitteleuropa nicht nur bei den führenden fünf Anbaunationen (vgl. Übersicht) ausgedehnt worden. Mit 5% größerer Fläche und 10% höheren Erträgen als 2016 könnte in der EU mit über 65 Mio. t die größte Ernte der letzten 10 Jahre heranwachsen. Je mehr sich die Indizien dafür im Sommer verdichten, desto wahrscheinlicher werden Bremsmanöver bei den Erzeugerpreisen. Noch ist es aber nicht soweit. -me-

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