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Für Weizen und Gerste werden Aufgelder bewilligt

Lesezeit: 9 Minuten

A m 1. November begann die Ge-treideintervention in Deutschland mit ei-nem Paukenschlag. Über eine Million Ton-nen Getreide wurden der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) am ersten Tag angedient. Im letzten Jahr wa-ren es zur gleichen Zeit nur etwa 200 000 t. Für Pessimisten war sofort klar, wel-chem Kurs die Preise künftig folgen wer-den. Die Richtung werde von der Inter-vention bestimmt, so ihre Überzeugung. Aufschläge von mehr als 20 Pf/dt/Monat seien deshalb in Überschussregionen nicht zu erwarten. Und da dies die Kosten für Lagerung, Schwund etc. nicht decke, seien Landwirte gut beraten, ihr eingelagertes Getreide umgehend zu vermarkten. Unser Rat: Lassen Sie sich von solchen Aussagen nicht zu Panikverkäufen verlei-ten! Es trifft zwar zu, dass das Interesse an der Intervention rege ist, aber das ist kein Indiz für einen schwachen Markt. Der Hauptgrund für die umfangreichen Andienungen ist vielmehr, dass für Lager-halter jeder Monat zählt. Je früher die BLE ein Angebot akzeptiert, desto eher gibt es Lagergeld. Mit rund 95 Prozent stammt der Löwenanteil der Gebote aus den neuen Bundesländern. Dort sind die Interven-tionsbestände massiv abgeschmolzen. La-gerhalter haben Gerste und Roggen aus der Ernte heraus gekauft und bieten dieses Getreide jetzt an. Mittlerweile soll der Andienungsschub deutlich abgenommen haben. Bis zum 9. November 2001 gingen bei der BLE Ge-bote über 1,34 Mio. t Getreide ein, davon: 702 000 t Roggen und 632 000 t Gerste. Hinzu kamen 4 200 t Weizen und 100 t Mais, doch dem messen Experten keine Bedeutung bei. Die zügige Abwicklung durch die Frankfurter Bundesanstalt hin-gegen findet umso mehr Beachtung. Per 9.11.2001 sollen bereits Schlussscheine für mehr als 1,3 Mio. t ausgestellt worden sein. Jetzt folgt die Prüfung der Partien durch BLE-Außenstellen vor Ort, danach wird das Getreide übernommen. Auch das dürf-te keine Probleme bereiten. Derzeit wan-dern gut 90 % in die Loko-Intervention, bei der das Getreide bleibt, wo es ist. Außerdem kann die BLE auf große La-gerkapazitäten zurückgreifen. Ziehen die Exportweizen-Preise weiter an? Die Andienung von zwei Partien Wei-zen an die BLE bezeichnen Insider als Versehen oder Stimmungsmache. Denn die Preise für Brotweizen bewegen sich deutlich über dem Interventionsnive-au (knapp 20 DM/dt per November). Das gilt besonders für Regionen, in de-nen sich der Exporthandel eindeckt. Dort kommt jetzt Bewegung in den Markt. In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vor-pommern und an frachtgünstigen Standor-ten im Norden Niedersachsens haben die Großhandelspreise für Ware mit 220 sec. Fz und 12 % Protein um 0,75 bis 1 DM/dt angezogen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (26.11.2001) wurden franko Seehafen Hamburg oder Rostock 25 bis 25,25 DM pro dt geboten. Mit weniger als 25,50 DM pro dt wollten sich Anbieter aber meistens nicht zufrieden geben. Für kurzfristig lie-ferbare Partien soll dieser Preis auch be-willigt worden sein. Der Grund: Exporteure lebten bislang quasi von der Hand in den Mund. Obwohl viele von ihnen Versandaufträge für No-vember/ Dezember abgeschlossen hatten, haben sie ihre abschmelzenden Bestände nicht aufgefüllt. Das rächt sich. Wer drin-gend Weizen braucht, um z. B. ein Schiff zu füllen, muss dafür tiefer in die Tasche grei-fen als noch vor wenigen Wochen. Folgendes spricht auch im weiteren Verlauf für stetige Exporte: Algerien hat bereits deutschen Weizen zur Lieferung von Dezember 2001 bis Ja-nuar 2002 geordert. Abnehmer aus Ma-rokko und Polen haben ebenfalls Kaufbe-reitschaft signalisiert. Der US-Dollar hat gegenüber dem Eu-ro an Wert gewonnen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte das Drittlandsge-schäft zusätzlichen Schwung bekommen. Die Konkurrenz durch Billig-Weizen aus Osteuropa wird in den nächsten Wo-chen wegen witterungsbedingter Trans-portbehinderungen abnehmen. Außerdem soll der Großteil des osteuropäischen Wei-zens bereits durchgehandelt worden sein. Argentinische Ware dürfte später als sonst auf den Weltmarkt drängen. Die Hinweise auf eine verzögerte Ernte ver-dichten sich. Diese zeitweilige Angebots-lücke könnten EU-Anbieter füllen. Auch in anderen EU-Staaten sind Ab-satzchancen für deutschen Brotweizen vor-handen. Italien, Spanien und Portugal sind wegen schlechter Ernten verstärkt auf Zu-fuhren angewiesen. Holländische und bel-gische Mühlen haben bei uns bereits Wei-zen gekauft. Franko Holland wurden zu-letzt zwischen 25 und 25,75 DM/dt gezahlt. Spätere Liefertermine versprechen Mo-natsreports von 25 bis 30 Pf/dt. Diese Aufschläge werden auch für Fut-terweizen in Aussicht gestellt. Dänische Käufer zahlen für deutsche Ware fob Ost-seehafen 22,75 bis 23 DM/dt. Hiesige Mischfutterfirmen bieten in Südoldenburg und Westfalen 24,50 bis 24,75 DM/dt. Hol-ländische Werke bewilligen im Schnitt 25,25 DM/dt frei Lager. Dort haben deut-sche Anbieter momentan relativ leichtes Spiel. Die Konkurrenz durch fränzösische und britische Mitbewerber ist gering. Au-ßerdem verläuft die Nachfrage rege. Wie lange wollen unsere Mühlen noch mauern? Die deutschen Mühlen hingegen üben sich noch in Zurückhaltung. Man sei gut versorgt und nicht bereit, höhere Weizen-preise zu zahlen, heißt es. Die Großhan-delsnotierungen, z. B. der Getreide- und Produktenbörsen, dümpeln denn auch auf niedrigem Niveau vor sich hin: Die Spanne reicht von 23,75 DM/dt franko Hanno-ver/ Hildesheim bis 23 DM/dt in Bayern. Wenn diese Kurse die Realität wider-spiegeln würden, müssten viele Händler bald Konkurs anmelden. Solche Preise zahlen sie für große Partien schon im Ein-kauf. Mit den Franko-Notierungen kä-men wir nicht zurecht, bestätigt ein west-deutscher Getreidemakler. Im Schnitt seien je nach Standort frei Mühle durchaus 25 bis 50 Pf/dt mehr zu erzielen, vereinzelt auch gut 1 DM/dt. Der Abstand zwischen den Wunsch-Einkaufspreisen der Verarbeiter und den realen am Markt könnte im weiteren Ver-lauf noch größer werden. Im Norden und Nordosten Deutschlands kommen die Mühlen nicht an den festen Preisvorgaben des Exporthandels vorbei. Mit weniger wollen sich Handel und Genossenschaften nicht abspeisen lassen. Aber auch im Sü-den dürften sich in den nächsten Wochen Aufschläge durchsetzen lassen. Eines ist ohnehin klar: Sehr lange kön-ne die Verarbeiter nicht mehr mauern, da ihre Vorräte stetig abnehmen. Und wer mit Ergänzungskäufen zu lange wartet, könnte dies bereuen. Noch wird über Monatsre-ports von 25 bis 30 Pf/dt gesprochen. Aber das könnte sich ändern. Deutlich anzie-hende Weizenpreise wären z. B. denkbar, wenn der Drittlandsexport noch mehr an Fahrt gewinnt. Dafür sprechen der relativ feste US-Dollar im Vergleich zum Euro und die weltweit abnehmenden Bestände. In der EU ist auch kein Überangebot an Brotweizen vorhanden. Die Weichweizen-ernte 2001 ist gut 10 Mio. t kleiner ausge-fallen als die des Vorjahres, und die Qua-litäten entsprechen nicht immer den Er-wartungen. Deshalb lautet unser Rat: Selbst in frachtfernen Überschussgebieten sollten Landwirte Ware mit 220 sec. Fz und 12 % Protein nicht unter 21 DM/dt frei Ersterfasser verkaufen (o. MwSt.). Preise von 15 bis 16 DM/dt diese Kurse stellte ein hessisches Handelsunternehmen kürz-lich noch heraus sind auch als Abschlag-zahlungen zu niedrig. Für Qualitätsweizen werden je nach Re-gion 1 bis 2 DM/dt mehr in Aussicht ge-stellt als für B-Weizen. Es könnte sich aber lohnen, mit dem Verkauf noch zu warten. Marktkenner rechnen mit steigenden Prei-sen. Sie sehen gute Chancen, deutschen A-Weizen in anderen EU-Ländern abzuset-zen, z. B. in Großbritannien. Überdies scheint das Drittlandsgeschäft jetzt in Be-wegung zu kommen. Exporteure versu-chen verstärkt, sich einzudecken. Die Nachfrage nach E-Weizen wird als rege bezeichnet. Etliche Partien sind be-reits nach Südeuropa verkauft worden. Weitere Kontrakte stehen in den kom-menden Wochen zur Belieferung an. Da-für passende Ware ist gefragt. Landwirte, die E-Weizen verkaufen wollen, sollten denn auch hart über Aufschläge verhan-deln. Diese bewegten sich zuletzt je nach Region zwischen 2 und 3,50 DM/dt ausge-hend von den Preisen für B-Weizen. Gerste: Vorsichtiger Optimismus ist angebracht Der Markt für Futtergerste zeigt sich ge-spalten: Nahe den norddeutschen Seehä-fen sind frei Ersterfasser bis 21,25 DM pro dt zu realisieren. In veredlungsstarken Zu-schussgebieten können Landwirte Futter-gerste auch für knapp über 22 DM/dt ver-kaufen. Deutlich niedriger sind die Prei-se hingegen in frachtfernen Überschussre-gionen. Hier wollen Handel und Genos-senschaften für interventionsfähige Ware meistens nicht mehr als 18,50 bis 19,75 DM pro dt zahlen (ohne MwSt.). Mittlerweile setzt sich aber auch in Überschussgebieten die Hoffnung durch, dass sich die Preise nach oben vom Inter-ventionsniveau lösen können. Gründe: Nordeuropäische Verarbeiter ordern verstärkt deutsche Futtergerste. Dänische Käufer sollen in Schleswig-Holstein zuletzt 21,50 DM/dt geboten haben. In Spanien zeichnen sich schon jetzt er-hebliche Versorgungslücken ab. Deutsche Versender sehen durchaus Chancen, dort zum Zuge zu kommen. Der derzeit fest tendierende US-Dollar verbessert unserer Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt. Trotz der eher optimistischen Stim-mung sollten Landwirte aber nicht auf deutlich steigende Notierungen spekulie-ren. Selbst wenn die Preise jetzt anziehen sollten, könnten die Aufschläge nach dem Jahreswechsel schon wieder kleiner ausfal-len. Das gilt besonders, wenn der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert gewin-nen sollte. Kleineres Maisangebot als erwartet Für den Roggenmarkt hat die Wäh-rungsparität keine große Bedeutung. Es werden zwar nach wie vor Partien nach Asien exportiert. Im Vergleich zum hiesi-gen Überangebot ist das jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Tatsache ist, dass in Zuschussregionen kein Weg an der Intervention vorbeigeht. Monatsreports von rund 20 Pf/dt sind damit so gut wie si-cher, mehr ist aus heutiger Sicht für Stan-dardware mit 120 sec. Fz nicht drin. Besse-re Qualitäten hingegen sollten Landwirte nicht zu jedem Preis verkaufen. Für Ware ab 200 sec Fz werden lukrative Aufschläge in Aussicht gestellt. Die Großhandelsnotierungen für Kör-nermais haben sich im Norden und Nord-westen je nach Standort um 50 bis 75 Pf/dt erholt. Denn der Erntedruck nimmt ab. Auf der Erzeugerstufe versuchen etliche Abnehmer zwar noch, unter den Vorjah-respreisen zu bleiben. Doch der Rückstand schwindet zusehends. Auch im Süden könnten Handel und Genossenschaften bald höhere Erlöse zah-len. Denn das Angebot scheint nicht so groß auszufallen wie erwartet. Die Maiser-träge sollen weit unter denen des Vorjah-res gelegen haben. Überdies profitiert der Markt von den relativ festen Preisen für französischen Mais. Auch das gibt Land-wirten Mut, jetzt Ruhe zu bewahren und Maisverkäufe nicht zu überstürzen. Jörg Mennerich

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