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Ganz weit draußen

Lesezeit: 4 Minuten

Direktvermarktung und Einkommensalternativen funktionieren auch in abgelegenen Regionen. Für manche Betriebe sind sie sogar notwendig. Wie es geht, zeigt Familie Kruse auf der Hallig Nordstrandischmoor.


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Bei klarem Wetter kann man die Norderwarft schon aus über 4 km Entfernung sehen. Den Betrieb von Stefanie und Nommen Kruse zu erreichen, ist aufwendiger: Per Schmal- spur-Lorenbahn gelangt man vom Festland auf die Hallig im nordfriesischen Wattenmeer, und auf der Hallig sind es vom „Bahnhof“ bis zu Kruses Warft noch mal gut 2,5 km.


„Sogar hier auf der Hallig liegen wir so weit ab, dass wir den Kunden entgegenkommen müssen, damit unsere Direktvermarktung funktioniert“, erklärt Landwirtin Stephanie Kruse. Sie und ihr Ehemann bewirtschaften auf der Hallig rund 64 ha Grünland, halten 40 Fleischschafe plus Nachzucht.


Die langen Wege und die komplizierte Logistik verteuern die Landwirtschaft so enorm, dass Kruses auf eine höhere Wertschöpfung bei der Vermarktung ihrer Produkte angewiesen sind. Deshalb setzen sie auf drei ungewöhnliche Einkommensalternativen bzw. Vermarktungswege für ihre typischen Halligprodukte.


Pferdefutter von der Salzwiese:

Von einem Teil seiner Grünlandflächen erntet Kruse Heulage, die er an Pferdehalter auf dem Festland vermarktet. Rund 1400 Mini-Rundballen, die je nach Feuchtegrad 40 bis 60 kg wiegen, presst und wickelt Kruse jährlich. Das Salzwiesengras eignet sich besonders gut als Pferdefutter: Die Flächen werden – halligtypisch – 30- bis 40-mal pro Jahr überflutet – mit Salzwasser. „Die dominante Strandquecke ist staub- und nährstoffarm – ideal für Pferde“, hat Kruse festgestellt. Außerdem macht das Salz das Gras für die Tiere besonders schmackhaft.


Passend für die hohen Ansprüche der Pferdehalter hat der Landwirt in eine Kleinballenpresse und ein Wickelgerät für kleine Rundballen investiert. 10 € erlöst Kruse für einen Miniballen. „Der Preis relativiert sich, wenn man den Aufwand bei der Vermarktung berücksichtigt“, erläutert Kruse. Jeweils acht Ballen packt er auf eine Palette. Mehrere davon fährt er dann mit der Lorenbahn aufs Festland. „Es kommen eini-ge Fahrten zusammen, auch weil es schwierig ist, die Kunden alle zu einem Termin zu bestellen“, erklärt er weiter. Das würde die Logistik vereinfachen.


Hinzu kommt, dass der Heuertrag auf den extensiv bewirtschafteten Flächen stark schwankt. Sie dürfen nur einmal jährlich gemäht werden. „Die einzige Maßnahme, mit der wir den Bewuchs und die Zusammensetzung der Arten steuern können, ist der Mähzeitpunkt.“


Dazu kommt, dass die salzhaltigen Gräser deutlich länger trocknen müssen. Trotzdem wollen Kruses den Pferdeheuabsatz möglichst noch weiter ankurbeln.


Lammfleisch per Paket:

Zweites Standbein sind Kruses Schafe. Rund 40 Muttertiere plus Nachzucht (65 Lämmer/Jahr) gehören zur Norderwarft. Kruse hält fleischreiche Texelschafe, in die er Suffolk und Charollais einkreuzt.


Die schlachtreifen Lämmer vermarktet Kruse größtenteils direkt an seine Endkunden, und das sogar überregional per Versand. Der Trick: Ein Metzger auf dem Festland schlachtet die Tiere für Kruse im Lohn und übernimmt die Versendung im gekühlten Paket. Bestellung und Abrechnung übernehmen Kruses. „So profitieren wir hier auf der Hallig ganz besonders vom Internet“, hat Stefanie Kruse festgestellt.


An der Lammfleischvermarktung zeigt sich auch, wie aufwendig die Landwirtschaft und die Vermarktung auf der kleinen Hallig sind: „Das ist eine logistische Tagesaktion mit dreimaligem Ver- und Umladen der Tiere und anschließendem Waschen der Anhänger und Waggons“, erklärt Kruse den Transport. So erklärt sich auch der Kilopreis von 12 €, den der Hallig-Landwirt für das Lammfleisch verlangt. „Wir müssen einfach mehr pro Lamm erlösen, um die höheren Kosten auszugleichen“, weiß er.


Mobiler Hofladen:

Das dritte Standbein der Halligbewohner hat zwei Räder. Mit einem mobilen Hofladen (Foto Nr. 4) kommen Kruses den Halligbesuchern entgegen. Ein Ausflugsschiff besucht die kleine Insel im Sommer 40- bis 50-mal, jedoch liegt der Hafen knapp 3 km entfernt. „Den Touristen ist der Fußmasch zu weit, deshalb fahren wir mit dem Anhänger zum Anleger“, erklärt Stephanie Kruse. Seit zwei Jahren bietet sie in dem Wagen Halligprodukte wie Salami vom Lamm, Schaffelle und Heuschnaps an. Der Wagen erzielt einen guten vierstelligen Umsatz und trägt so ebenfalls zum Betriebseinkommen bei.Christian Brüggemann

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