Roswitha Hüttinger hat mit „Jura-Geflügel“ ein lohnendes zusätzliches Standbein für ihren Ackerbau-Familienbetrieb geschaffen.
Kommt man nach Rapperszell bei Eichstätt in Bayern, fallen das Freilandgeflügel am Dorfrand und das große Schild „Jura-Geflügel“ sofort auf. Dort hat Roswitha Hüttinger (55) seit 2009 einen Geflügelhaltungs- und Vermarktungsbetrieb aufgebaut, der optimal zu dem Familienbetrieb mit 93 ha Ackerbau und 11 ha Forst passt: Mehr als 2500 Hähnchen, Gänse, Puten, Enten, Perlhühner und Wachteln mästen, schlachten, zerlegen und vermarkten Hüttingers jährlich. Dazu kommen Freiland-Eier und als besonderer Clou Zerlegekurse sowie Bauernhofpädagogik zum Thema vom „Huhn zum Ei“.
Aus einer Projektarbeit während ihrer Weiterbildung zur Hauswirtschaftsmeisterin hat Roswitha Hüttinger eine maßgeschneiderte Einkommensalternative für den Familienbetrieb entwickelt: Während der Ackerbaubetrieb bereits an den Sohn Bernhard überschrieben ist, erzielt die ältere Generation mit „Jura-Geflügel“ ein zusätzliches Einkommen.
Verkauf ab Hof.
Dafür haben Hüttingers 2010 in Schlachträume nach EU-Standard und einen Hofladen investiert. Pro Jahr schlachtet und vermarktet die Landwirtin rund 2000 Hähnchen, 400 Enten, 250 Gänse, 80 Perlhühner, etwa 70 Puten und neuerdings 50 bis 60 „Zweinutzunghähnchen“.Die Schlachttiere vermarktet Familie Hüttinger an ein halbes Dutzend Restaurants und einen Dorfladen in der Region zwischen Ingolstadt und München. „Die Restaurants arbeiten nach dem Slow Food-Konzept. Dazu passt unser Freiland-Geflügel aus der Region perfekt“, hat Hüttinger festgestellt.
Die zweite, ebenso wichtige Absatzschiene ist der Hofladen auf dem Betrieb in Rapperszell. Dieser ist immer freitags und samstags nach dem Schlachttag geöffnet. Dann können Kunden vor Ort Geflügelfleisch erwerben, das Kilo ganzes Hähnchen z.B. für 7 € oder Hähnchenbrust für 14 €/kg.
Weil die Schlachtmengen saisonal schwanken, informiert Hüttinger ihren Kundenstamm per E-Mail vorab über das aktuelle Angebot. Rund 120 Kunden erhalten den Rundbrief regelmäßig. „Der Newsletter ist die effektivste Werbung“, hat Hüttinger festgestellt.
Tiere komplett verwerten.
Ein besonderes Anliegen ist Hüttinger die vollständige Verwertung ihrer Schlachttiere: Viele Verbraucher wüssten heute aber nicht mehr, wie sie ein ganzes Tier überhaupt zerlegen bzw. verarbeiten sollen. Deshalb bietet Hüttinger in ihrem Schlachtraum regelmäßig Zerlegekurse an. Teilnehmer lernen dabei, wie ein komplettes Hähnchen verwertet wird. „Die Teilnehmer sind immer wieder erstaunt, was man auch aus den weniger bekannten Hähnchenteilen machen kann“, hat sie festgestellt.Derzeit passt das Konzept Jura-Geflügel perfekt zum Zweifamilienbetrieb Hüttinger. Für die Zukunft böte sich ein Marktstand an“, weiß Hüttinger. Derzeit fehle dafür aber schlichtweg die Zeit.Christian Brüggemann