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Getreide: Ernte 2016 bestenfalls durchwachsen

Lesezeit: 5 Minuten

Erträge normal, Qualität bescheiden: Das sind die Prognosen für die diesjährige Getreideernte. Dennoch bleiben die Preise unter Druck. Bernd Irps, LK Schleswig-Holstein, kennt die Gründe.


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Wenn Sie diese Ausgabe von top agrar in den Händen halten, dürfte die Gerstenernte in den meisten Regionen in vollem Gange oder schon abgeschlossen sein. Das verbreitet zu nasse Wetter der letzten Wochen verzögerte den Erntestart vielerorts – und die Sorgen um die Qualität nahmen weiter zu. Insbesondere im Osten wurden aber auch einige Bestände notreif, denn hier fiel im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Deutschlands zu wenig Regen.


Belastbare Aussagen über Mengen und Qualitäten gibt es noch nicht. Es heißt, verbreitet fehlten die Hektolitergewichte. Coceral, der europäische Dachverband des Handels, erwartet für Deutschland 11,3 Mio. t Gerste, das wären 300000 t weniger als im Vorjahr. Der Sommergerstenanteil wird auf knapp 2 Mio. t und damit auf Vorjahresniveau geschätzt. Trotz der gebremsten Erwartung in Deutschland standen die Notierungen für Futtergerste bis Redaktionsschluss unter Druck. Denn:


  • Spanien erwartet eine größere Gerstenernte, hier sollen 9 Mio. t nach 6,4 Mio. t im Vorjahr geerntet werden.
  • Das erhöht auch die Ernteerwartung für die ganze EU. Coceral rechnet EU-weit mit 63,2 Mio. t (2015: 61,1 Mio. t).
  • Mit den zuletzt wieder heraufgesetzten Ernteerwartungen in Russland und der Ukraine wird auch das Gerstenangebot aus dieser Region wieder größer werden.


Auf der Verbrauchsseite scheint China weniger Gerste als im Vorjahr importieren zu wollen. Saudi-Arabien, der weltgrößte Importeur, könnte nach den Schätzungen im laufenden Wirtschaftsjahr 10 Mio. t Gerste importieren. Trotzdem dürfte das Angebot am Weltmarkt und in der EU reichlich ausfallen. Das drückt auf die Preisstimmung: Im Norden konnten zuletzt per Vorkontrakt für die neue Ernte noch um die 130 €/t erzielt werden, in anderen Regionen bewegten sich die Offerten sogar noch darunter.


Mehr Futterweizen?

Ähnlich wie bei der Gerste nahmen auch beim Weizen zuletzt EU-weit die Sorgen über mögliche Qualitätseinbußen zu. Im Nordwesten Frankreichs sollen viele Weizenflächen unter den Niederschlägen in den letzten Wochen gelitten haben. Die Bonitierungen der Bestände fielen dort von Woche zu Woche schlechter aus. Ob unsere Nachbarn in der Ernte tatsächlich verbreitet mit Qualitätseinbußen rechnen müssen, steht aber noch in den Sternen. Einige Beobachter sehen durchaus noch Chancen auf eine normale Ernte.


Auch in Deutschland werden regional Qualitätseinbußen befürchtet – vor allem in Mittel- und Süddeutschland. Wenn auch noch nicht bestätigt, sorgten die Prognosen doch dafür, dass sich die Mischfutterhersteller zuletzt mit Einkäufen zurückhielten. Sie hoffen offenbar, neben dem höheren Angebot an Gerste auch beim Weizen aus dem Vollen schöpfen zu können.


Nach den Einschätzungen von Coceral könnten in Deutschland 26,1 Mio. t Weizen geerntet werden – das wären nur 300000 t weniger als im Vojahr. Das deckt sich auch mit den Einschätzungen der Erzeuger in den einzelnen Regionen. EU-weit sollen nach diesen Einschätzungen 148 Mio. t (nach 150,3 Mio. t im Vorjahr) eingefahren werden. Das wäre wieder eine Rekordernte.


Konkurrenz im Export:

In der Erntephase richtet sich der Blick nicht nur auf die heimischen Felder, sondern immer auch auf die Konkurrenten auf den Exportmärkten:


  • Da wäre Frankreich als wichtiger Weizenexporteur zu nennen. Sollte Frankreich nicht ausreichend gute Qualitäten erreichen, kommt das den Exporteuren aus Deutschland zugute. Sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, könnten sich durchaus Chancen für deutschen Weizen ergeben. Aber in den letzten Jahren wurde dort bis auf wenige Ausnahmen besser als erwartet geerntet.
  • Ein anderer wichtiger europäischer Konkurrent ist das Baltikum. Aus dem Nordosten der Gemeinschaft wurden zunächst Auswinterungen und auch Frühjahrstrockenheit gemeldet. Jüngsten Schätzungen zufolge sind die Vorjahresergebnisse aber doch wieder zu erreichen.
  • Auch für Polen überraschen die jüngsten Einschätzungen, die eine Ernte auf Vorjahresniveau erwarten lassen.


Damit ist davon auszugehen, dass aus diesen Ländern wieder ausreichend Weizen auf den Markt gelangt. Und es ist leider zu befürchten, dass diese Ware wieder vergleichsweise günstig angeboten wird.


Rekordernte im Osten?

Auch weltweit lassen die jüngsten Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums und des internationalen Getreiderates in diesem Wirtschaftsjahr erneut eine Rekordernte erwarten. Dazu trägt auch die Schwarzmeerregion bei – und hier vor allem Russland.


Die russische Regierung geht von einer Getreideernte von 110 Mio. t aus. Damit hat man die letzte Schätzung um 4 Mio. t angehoben. Die Weizenernte soll sich auf 64,5 Mio. t belaufen, im Vorjahr waren es 61 Mio. t. Die Schätzungen des USDA gingen im Juni für Russland von Exporten in Höhe von 25 Mio. t (Vorjahr 24,5 Mio. t) aus. Im Juli könnte diese Erwartung noch mal nach oben korrigiert werden. Die Ukraine dürfte nach den Einschätzungen des USDA mit 11,5 Mio. t Weizen am Weltmarkt aufwarten. Aber auch hier zeichnet sich eine Korrektur der Ernte- und Exporterwartung ab. Somit stehen auch in diesem Jahr wieder umfangreiche Mengen an Weizen aus der Schwarzmeerregion auf dem Weltmarkt zur Verfügung.


Das sorgt bereits jetzt für Preisdruck beim russischen Exportweizen: Derzeit liegen die Weizenpreise nach Angaben der EU-Kommission im Exporthafen in der Schwarzmeerregion bei 166 €/t, in Rouen, dem französischen Exporthafen, bei 163 €/t. In den USA bewegt sich der Exportpreis bei 174 €/t fob.


Ausgehend von den Preisen in der Schwarzmeerregion dürfte es für deutschen Weizen derzeit kaum möglich sein, dagegen zu konkurrieren. Angesichts des vermuteten großen Angebots aus Russland wird es für deutsche Anbieter ab der Ernte bis zum November hinein wohl sehr schwierig werden, Weizen zu exportieren. In der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres könnte dann die EU wie im Vorjahr größere Mengen exportieren.


Zusammengefasst bedeutet das, dass die Preise durch das große Angebot in der Erntephase und auf dem Weltmarkt insgesamt vorerst unter Druck stehen werden. -br-

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