Chinas Getreidebedarf wächst, Russland schränkt seine Exporte ein, und in Frankreich sind die Lager nur knapp gefüllt. Jan Peters warnte im agrarfax-Marktwebinar dennoch vor zu viel Preis-Euphorie.
Märkte sind alles, eines aber bestimmt nicht: langweilig. Das wurde Mitte Dezember beim letzten agrarfax-Webinar für dieses Jahr deutlich. Derzeit stützt vor allem eine hohe Nachfrage aus China die Soja- und Rapspreise. Nachdem die ASP 2019 in Asien einen Bestand nach dem anderen dahingerafft hatte, fahren die Farmer die Produktion langsam aber sicher wieder hoch. „Mittlerweile werden rund 27% mehr Schweine geschlachtet als noch ein Jahr zuvor“, so Marktanalyst Jan Peters in seinem Vortrag vor den rund 180 Teilnehmern.
CHINA TREIBT DIE PREISE
Mit dem Wiederhochfahren der Kapazitäten steige der Eiweißbedarf, was den Export von Sojabohnen aus Brasilien und den USA ankurbele und sich hierzulande in den Rapspreisen niederschlage. Die Zeit für Vorkontrakte sieht Peters allerdings nicht. Dafür sei die neue Ernte zu niedrig bewertet.
Ungewöhnlich und vermutlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen: China importiert erstmals große Mengen Getreide und Mais. „Das habe ich in den vergangenen Jahren so noch nicht erlebt. Offensichtlich versucht die Zentralregierung, große Vorräte aufzubauen, um sich für künftige Krisen zu rüsten“, sagte Peters. Der enorme Nachfragesog wird vermutlich die Getreidekurse bis weit in das Frühjahr hinein stabilisieren, so seine Prognose. Dafür sieht Peters nicht nur im chinesischen Markt Anzeichen. Aus seiner Sicht stützen auch die Entwicklungen in Russland und Frankreich die hiesigen Märkte:
Frankreich habe eine sehr niedrige Ernte eingefahren und bereits viel Weizen in Richtung China verschifft. Damit habe unser Nachbarland seine Reserven weitestgehend ausgeschöpft.
Russland gehört bislang zu den aggressivsten Anbietern am Markt. Das Lebensmittelembargo, also der Stopp für Einfuhren aus Europa Richtung Russland, hat der Exportstärke des Landes sogar noch einmal kräftig Auftrieb verliehen. Peters sprach von einem „Konjunkturprogramm“. Zwar verlor die Wirtschaft in Russland an Fahrt, dadurch büßte aber der Rubel an Wert ein, wodurch russische Ware auf dem Weltmarkt besonders konkurrenzfähig wurde.
„Das hat wie ein Turbo für den Export gewirkt“, so Peters. Weil aber der starke Export auch die Brotpreise im Inland treibt, peilt die Regierung in Moskau eine Exportquote an. Im Gespräch ist eine Obergrenze von 17,5 Mio. t vom 15.2. bis 30.6.2021.
WERMUTSTROPFEN AUSTRALIEN
Trotz der positiven Vorzeichen, warnte Peters vor allzu großen Preisphantasien. Ab Februar kommenden Jahres dürften australische Farmer nach drei Dürrejahren den weltweiten Markt mit Weizen fluten, da auch dort das Angebot die Nachfrage aller Voraussicht nach weit übersteige. Dieser Effekt wird die Kursentwicklung vermutlich dämpfen. Seine Empfehlung: „75% Ihrer alten Ernte sollten Sie bereits verkauft haben. Mit 25% können Sie spekulieren.“ Zudem legte er seinen Gästen den Abschluss erster Getreidevorkontrakte nahe.
Noch mehr Infos zum Getreidemarkt finden Sie auf der Seite 148.
diethard.rolink@topagrar.com
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Chinas Getreidebedarf wächst, Russland schränkt seine Exporte ein, und in Frankreich sind die Lager nur knapp gefüllt. Jan Peters warnte im agrarfax-Marktwebinar dennoch vor zu viel Preis-Euphorie.
Märkte sind alles, eines aber bestimmt nicht: langweilig. Das wurde Mitte Dezember beim letzten agrarfax-Webinar für dieses Jahr deutlich. Derzeit stützt vor allem eine hohe Nachfrage aus China die Soja- und Rapspreise. Nachdem die ASP 2019 in Asien einen Bestand nach dem anderen dahingerafft hatte, fahren die Farmer die Produktion langsam aber sicher wieder hoch. „Mittlerweile werden rund 27% mehr Schweine geschlachtet als noch ein Jahr zuvor“, so Marktanalyst Jan Peters in seinem Vortrag vor den rund 180 Teilnehmern.
CHINA TREIBT DIE PREISE
Mit dem Wiederhochfahren der Kapazitäten steige der Eiweißbedarf, was den Export von Sojabohnen aus Brasilien und den USA ankurbele und sich hierzulande in den Rapspreisen niederschlage. Die Zeit für Vorkontrakte sieht Peters allerdings nicht. Dafür sei die neue Ernte zu niedrig bewertet.
Ungewöhnlich und vermutlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen: China importiert erstmals große Mengen Getreide und Mais. „Das habe ich in den vergangenen Jahren so noch nicht erlebt. Offensichtlich versucht die Zentralregierung, große Vorräte aufzubauen, um sich für künftige Krisen zu rüsten“, sagte Peters. Der enorme Nachfragesog wird vermutlich die Getreidekurse bis weit in das Frühjahr hinein stabilisieren, so seine Prognose. Dafür sieht Peters nicht nur im chinesischen Markt Anzeichen. Aus seiner Sicht stützen auch die Entwicklungen in Russland und Frankreich die hiesigen Märkte:
Frankreich habe eine sehr niedrige Ernte eingefahren und bereits viel Weizen in Richtung China verschifft. Damit habe unser Nachbarland seine Reserven weitestgehend ausgeschöpft.
Russland gehört bislang zu den aggressivsten Anbietern am Markt. Das Lebensmittelembargo, also der Stopp für Einfuhren aus Europa Richtung Russland, hat der Exportstärke des Landes sogar noch einmal kräftig Auftrieb verliehen. Peters sprach von einem „Konjunkturprogramm“. Zwar verlor die Wirtschaft in Russland an Fahrt, dadurch büßte aber der Rubel an Wert ein, wodurch russische Ware auf dem Weltmarkt besonders konkurrenzfähig wurde.
„Das hat wie ein Turbo für den Export gewirkt“, so Peters. Weil aber der starke Export auch die Brotpreise im Inland treibt, peilt die Regierung in Moskau eine Exportquote an. Im Gespräch ist eine Obergrenze von 17,5 Mio. t vom 15.2. bis 30.6.2021.
WERMUTSTROPFEN AUSTRALIEN
Trotz der positiven Vorzeichen, warnte Peters vor allzu großen Preisphantasien. Ab Februar kommenden Jahres dürften australische Farmer nach drei Dürrejahren den weltweiten Markt mit Weizen fluten, da auch dort das Angebot die Nachfrage aller Voraussicht nach weit übersteige. Dieser Effekt wird die Kursentwicklung vermutlich dämpfen. Seine Empfehlung: „75% Ihrer alten Ernte sollten Sie bereits verkauft haben. Mit 25% können Sie spekulieren.“ Zudem legte er seinen Gästen den Abschluss erster Getreidevorkontrakte nahe.
Noch mehr Infos zum Getreidemarkt finden Sie auf der Seite 148.