Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Gute Vorzeichen für Frühkartoffeln

Lesezeit: 7 Minuten

Die heimischen Läger sind geräumt, und Importe halten sich in Grenzen. Das spricht für eine gute Frühkartoffelsaison 2016. Das Wetter muss allerdings auch mitspielen, meint Christoph Hambloch von der AMI-GmbH.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Führt die feste Stimmung zum Ende der Hauptsaison 2015/16 bei neuen „Frühen“ auch zu attraktiven Erlösen? Und wenn ja, gilt das für die gesamte Saison oder nur für den Start? Diese und ähnliche Fragen stellen sich die meisten Anbauer. Und zumindest die erste lässt sich mit einem „Ja“ beantworten. Kurzfristig haben Optimisten am Kartoffelmarkt sicher Oberwasser.


Anders als in anderen Jahren waren alterntige, heimische Lagerkartoffeln bei uns schon zeitig nahezu durchgehandelt. Die Südhälfte Deutschlands musste wegen einer kleinen Ernte ohnehin im Norden zukaufen. Das haben z.B. niedersächsische Landwirte genutzt und seit der Ernte jede Gelegenheit ergriffen, ihre Kartoffeln zu verkaufen.


Vorräte verkauft:

Deshalb waren schon im April viele Kühlläger geräumt. Aus normalen Kistenlägern und erst recht aus Flächenlägern kam schon vorher nichts mehr.


2015er Lagerkartoffeln aus Frankreich können das nur teilweise ausgleichen. In unserem Nachbarland lag die letzte Ernte zwar insgesamt im mehrjährigen Durchschnitt. Denn die Verar-beitungskartoffeln brachten dort gute bis sehr gute Erträge. Die Speisesorten waren allerdings oft nicht so ertragreich. Zudem haben die Franzosen während des Winters und Frühjahrs recht ansehnliche Mengen nach Spanien und Italien verkauft. Nun gibt es keinen Angebotsdruck mehr, und die Preise sind relativ hoch.


Dass Deutschland, vor allem der Südwesten, in diesem Jahr wohl etwas weniger Kartoffeln aus Frankreich aufnehmen wird als sonst, liegt aber nicht nur an den hohen Preisen bzw. dem begrenzten Angebot. Die „Franzosen“ haben Konkurrenz. Etliche Lebensmittelketten geben z.B. Frühkartoffeln aus Spanien den Vorzug. Derzeit prägen allerdings andere Herkünfte das Geschehen am Frühkartoffelmarkt.


Ägypten lieferte früh.

Für die sogenannte Erstausstattung zum Osterfest war für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) fast nur die Herkunft Ägypten interessant. Von dort waren bereits im ersten Quartal 2016 mehr als 10000 t geliefert worden. Und Mitte April waren die ägyptischen Frühkartoffeln bei uns schon flächendeckend im Premiumsegment des LEHs gelistet.


Israel bot zunächst kaum Ware an. Die Winterernte verzögerte sich witterungsbedingt und brachte nur mäßige Erträge. Die vergleichsweise überschaubaren Exportmengen gingen meistens in Richtung Skandinavien, Schweiz, Spanien, Großbritannien usw. Erst in der zweiten Aprilhälfte kam langsam die Frühsommer-ernte Israels bei uns an.


Konkurrenz aus anderen Herkünften gab es so gut wie nicht. Tunesien tauchte als Anbieter in Deutschland nicht auf. Die Marokkaner verkauften hier nur wenige Kartoffeln – wenn, dann vor allem an Großmärkten. Sie exportierten aber ohnehin eher nach Osteuropa. Zypern und Italien spielen auch nur an Großmärkten eine Rolle. Algerien könnte Frühe liefern, exportiert bisher aber nur nach Spanien.


Weniger als 2015:

Marktbeteiligte erwarten, dass die Drittlandimporte der EU unter dem letztjährigen Niveau bleiben werden. 2015 wurden 150000 t aus Ägypten und ca. 130000 t aus Israel eingeführt (siehe Übersicht auf Seite 108). 2014 waren es sogar nur insgesamt 275000 t, und diese Menge peilen wir auch 2016 an. Von einer Importschwemme kann somit wirklich keine Rede sein.


Im Gegenteil: Den eher begrenzten Importen steht in diesem Jahr ein höherer Bedarf gegenüber als sonst. Schließlich sind nicht nur Abnehmer in Deutschland auf der Suche nach Alternativen zu dem auslaufenden Angebot an heimischer Lagerware. Diese Kartoffeln sind auch in Großbritannien, in Teilen Osteuropas, auf dem Balkan, in der Schweiz und in Frankreich recht knapp.


Die zweite Aprilhälfte könnte denn auch steigende Preise für Frühkartoffeln aus Ägypten bringen. Eventuell wird die Marke von 50 €/dt überschritten. Israelische festkochende Knollen liegen sogar eher bei 60 € pro dt. Das ist ein Niveau, an dem sich Frühware aus Spanien orientieren könnte. Als preisliche Ausgangsbasis für deutsche Frühkartoffeln klingt es ebenfalls recht vielversprechend. Aber bis zum Saisonstart dauert es noch. Bis dahin stellen erst die Drittländer und dann die Südeuropäer die Weichen am Frühkartoffelmarkt.


Vieles hängt von Spanien ab:

Italien spielt für deutsche Abpacker so gut wie keine Rolle mehr. Nur für einige süddeutsche Betriebe gibt es auf der „Mitte des Stiefels“ seit ein paar Jahren etwas Anbau. Insgesamt ist das italienische Frühkartoffel-Areal aber geschrumpft, von 19000 ha im Jahr 2011 auf 15000 ha im letzten Jahr. Laut einer Umfrage des Statistikamtes Istat wird der italienische Kartoffelanbau 2016 wohl um weitere 4,2% zurückgehen.


Für den Markt in West- und Mitteleuropa ist also im Prinzip nur die Lage auf der Iberischen Halbinsel entscheidend. Portugal musste sich allerdings wegen des Auftretens des Quarantäneschädlings Kartoffelerdfloh vom Export zurückziehen. In Spanien taucht der kleine Käfer zwar auch schon auf, ist aber noch nicht sehr verbreitet. Die meisten Regionen gelten als „frei“.


Das gilt auch für Andalusien, der einzigen für den deutschen Markt relevanten spanischen Region. Amtliche Stellen gehen zwar insgesamt von leicht rückläufigen (-1,1%) Kartoffelflächen aus. Aber die Anbauer konnten schon im Dezember 2015 unter sehr günstigen Bedingungen pflanzen. Deshalb glauben Beobachter vor Ort, dass die anteilige Frühkartoffelfläche sogar um 15 bis 20% gewachsen ist. Lange Zeit sah es zudem nach einer frühen und vor allem reichlichen Ernte aus. Skeptiker erwarteten deshalb Angebots- und Preisdruck.


Dann kam die Nacht vom 17. Februar 2016, und das Bild änderte sich schlagartig. Frost stutzte einen großen Teil der schon weit entwickelten Bestände. Einige Flächen mussten sogar neu angelegt werden. Es werden denn auch keine Rekorderträge mehr erwartet und auch keine besonders frühe Ernte. Die Rodungen finden zeitlich gut gestaffelt von Ende April bis Anfang Juni statt. Spanische Frühe werden also den Start in die Saison bei uns wohl kaum belasten.


Verzögerter Saisonbeginn?

Bei uns und in vielen anderen west- und mitteleuropäischen Staaten kamen die Auspflanzungen in diesem Jahr nur relativ langsam voran. Feuchte Böden und kühle Witterung hemmten überdies bis weit in den April hinein das Wachstum. Vor allem die frühe Verarbeitungsware im Beneluxraum hinkt dem üblichen „Zeitplan“ hinterher.


Der klimatisch etwas günstigere Südwesten hat zwar auch 2016 einen zeitlichen Vorsprung vor anderen Regionen. Unter Folie und Vlies kann außerdem die Entwicklung der Bestände beschleunigt werden. Aber frühe Erntetermine für schalenfeste Kartoffeln zum Abpacken sind sehr unwahrscheinlich. Das Angebot wird wohl erst in der zweiten Junihälfte wachsen und dann zeitlich gestaffelt an den Markt kommen.


Die deutschen Anbauflächen gleichen denen des Vorjahres. Die Pfalz, das Rheinland und Niedersachsen melden keine nennenswerten Veränderungen bei den Speisefrühkartoffeln. Im Westen wurde allerdings etwas mehr frühe Verarbeitungsware ausgepflanzt. Dafür hatten Abnehmer attraktive Vorkontraktpreise ausgelobt, und das Pflanzgut war flott vergriffen.


Das Wetter muss passen:

Die vorliegenden Mengenschätzungen sowie die voraussichtlich relativ gut gestaffelten Liefer- bzw. Erntezeitpunkte sprechen für einen lukrativen Speisefrühkartoffelmarkt 2016. Der steht aber auf Messers Schneide, wenn das Wetter nicht mitspielt, es also z. B. kalt bliebe.


Sehr problematisch wäre es, wenn sich Frühkartoffeln verspäten und dann eventuell sogar mit zeitig gerodeten Anschlusssorten oder sogar der Haupternte am Markt konkurrieren müssten. Das Wetter beeinflusst aber auch den Konsum. So kann eine Hitzeperiode im Juli eine regelrechte Absatzflaute auslösen und das Geschäft verderben. Bislang ist das allerdings nichts als Spekulation. Aus heutiger Sicht ist der Speisefrühkartoffelmarkt gut aufgestellt.


Das gilt auch für den Markt für frühe Verarbeitungsware. Die scheint sich zwar von Nordfrankreich bis nach Westdeutschland etwas zu verspäten, und die Vorräte aus der Ernte 2015 gehen zur Neige. Eine leichte Anbauausdehnung kommt allerdings dem wachsenden Bedarf der Industrie entgegen. Im Beneluxraum gingen in den vergangenen Monaten weitere 700000 t Verarbeitungskapazität zusätzlich an den Start. Weitere werden folgen.


Abnehmer aus Spanien, Großbritannien und Osteuropa zahlten übrigens im April bei uns auch für Frittenkartoffeln stolze Preisen. Denn die eigenen Läger waren geräumt und Frankreich nahezu ausverkauft. Andere Verarbeiter werden folgen. So suchen auch Hersteller von Kartoffelchips plötzlich wieder freie Ware, um ihre weitere Versorgung zu sichern. Das könnte den Preisen Auftrieb geben, und zwar auch denen für neue Frühkartoffeln. -me-

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.