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Heimisches Soja: Interessiert die Bohne?

Lesezeit: 7 Minuten

In den letzten Jahren hat sich der Sojaanbau bei uns mehr als verfünffacht. Regional stößt der Absatz schon an Grenzen. Wie viel deutsches Soja verträgt der Markt?


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Soja ist die ideale Eiweißpflanze. Sie enthält viel Protein und das in einer Zusammensetzung an Aminosäuren, wie sie Schweine und Geflügel brauchen. Deshalb ist Soja das mit Abstand wichtigste Eiweißfuttermittel – weltweit und in Deutschland.


Dennoch ist die Bohne bei den Verbrauchern umstritten, steht sie doch wie keine zweite Frucht für die globalisierte intensive Landwirtschaft. Das liegt da­ran, dass sie zum größten Teil in Übersee angebaut wird und zudem viele Sorten auch noch gentechnisch verändert sind.


Deutschland importiert jährlich rund 4,5 Mio. t an Sojaprodukten und damit weit über 99 % seines Bedarfes. Auch deshalb ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach Lebensmitteln aus re­gionaler und gentechnikfreier Erzeugung gewachsen und hat den Anbau von Sojabohnen in Deutschland angekurbelt.


2008 lag die Anbaufläche noch unter 700 ha. 2011 waren es bundesweit bereits rund 5 000 ha, wobei über 4 000 ha in Bayern und Baden-Württemberg standen (siehe Übersicht). Mit 20 bis 25 % nimmt Öko-Soja einen vergleichsweise großen Anteil ein.


Mittlerweile sind auch einige Politiker auf den Soja-Zug aufgesprungen und wollen den heimischen Anbau voranbringen. Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat 2011 das Aktionsprogramm „Heimische Eiweißfuttermittel“ gestartet. Seitdem hat Projektkoordinator Josef Groß von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft auch die Praxisversuche zur Sortenwahl und Produktionstechnik von Sojabohnen kräftig ausgeweitet. Auch das Landwirtschaftsministerium in Baden-Württemberg betreut über seine Landesanstalten in Augustenberg und Aulendorf Praxisversuche zum Anbau heimischer Eiweißpflanzen.


Heimisches Soja für den Trog:

Konventionelle Sojabohnen aus Deutschland wandern größtenteils in den Futtertrog. Das meiste geht an Landwirte, die für Regionalvermarktungsprogramme erzeugen. Die schreiben den Einsatz heimischer Futtermittel oft zwingend vor. So auch das Vermarktungsnetzwerk „Unser Land“, das in vielen Landkreisen rund um München aktiv ist.


Mühlenbetreiber und Landwirt Josef Asam aus Kissing bei Augsburg liefert Sojakuchen und vollfette Bohnen vor allem an Landwirte, die ihre Erzeugnisse über „Unser Land“ vermarkten. Der Soja-Pionier erfasst und verarbeitet jährlich rund 2 500 t heimische Sojabohnen. Etwa die Hälfte davon ist Vertragsanbau für „Unser Land-Betriebe“. Einen wachsenden Anteil nehmen Milchviehhalter und Schweinehalter ein, die selbst angebautes Soja verarbeiten lassen und es dann im eigenen Betrieb einsetzen.


Allerdings musste Asam in diesem Jahr den Preis für Vertragsware auf 35 €/dt zurücknehmen, weil seine Abnehmer zeitweilig Druck machten. Im Vorjahr konnte er noch 40 €/dt für Rohbohnen zahlen. „Der Mehrwert der ‚Unser Land-Produkte‘ muss für den Verbraucher noch besser rüberkommen“, fordert der Soja-Spezialist deshalb. Zudem setzen die regionalen Vermarktungsinitiativen bisher nur geringe Mengen um. Nach der Ernte 2011 waren deshalb in Bayern zu viel Bohnen auf dem Markt. Die Übermengen ließen sich nur mit deutlichen Preisabschlägen gegenüber Vertragsware absetzen.


Wegen des Anstiegs der Weltmarktpreise für Soja hat sich der Markt inzwischen wieder komplett gedreht und heimische Ware ist ausverkauft.


Das Wachstum ist auch deshalb begrenzt, weil viele Regionalvermarktungsprojekte Soja aus anderen europäischen Ländern erlauben. Die Ware muss aber gentechnikfrei sein und darf in der Regel nicht aus Übersee stammen.


Diese Bedingungen erfüllt auch Soja aus Österreich, Italien, Rumänien, Serbien und Kroatien. Dort sind die Anbaubedingungen günstiger als in Deutschland. Dementsprechend liegen die Produktionskosten niedriger und der Anbau ist weiter verbreitet als bei uns. Europaweit werden derzeit auf rund 600 000 ha Sojabohnen angebaut.


Sojaschrot aus Österreich:

Damit lohnen sich in diesen Ländern auch Anlagen zum Extrahieren der Bohnen. So steht zum Beispiel im österreichischen Güssing ein Extraktionswerk mit einer jährlichen Verarbeitungsmenge von 80 000 bis 90 000 t. Deutsche Verarbeiter stellen hingegen Kuchen her oder verkaufen vollfette Bohnen, nachdem diese vorher erhitzt wurden. Versuche belegen aber, dass Extraktionsschrot bei Schweinen und Geflügel zu den besten Leistungen führt. Das verschafft der EU-Ware einen weiteren Wettbewerbsvorteil.


Während in Bayern der Absatz stockte, war die Nachfrage nach konventionellem Soja aus deutschem Anbau in anderen Bundesländern größer als der Anbau. „Der Absatz wächst, und wir mussten 2011 auch Ware aus Bayern zukaufen“, sagt z. B. Bernhard Stoll, Geschäftsführer des Raiffeisen-Kraftfutterwerkes im badischen Kehl. Das Futtermittelwerk hatte 2011 etwa 350 ha Soja unter Vertrag. Dieses Jahr sind es 400 ha.


„Wir machen nur Vertragsanbau und zahlen 38 bis 40 €/dt“, erläutert Stoll. Dieser Preis sei als Anreiz notwendig, damit Soja mit Körnermais, der wichtigsten Frucht im Rheintal, konkurrieren könne.


Abnehmer des heimischen Sojas aus dem Werk in Kehl sind vor allem Legehennenhalter und Geflügelmäster. Viele Kunden sind Neuland-Betriebe, die laut Richtlinien ausschließlich heimische Futtermittel einsetzen dürfen.


Schwieriger Markt:

Im Lebensmittelbereich gibt es hingegen praktisch keinen Markt für konventionelles Soja. „In diesem Segment sind Soja-Getränke beim Verbraucher nur wenig gefragt“, weiß Jürgen Unsleber, Sojaexperte bei der Landhandelsfirma Agro Schuth GmbH in Heilbronn. Das Unternehmen, das bis letztes Jahr noch einen Lebensmittelverarbeiter mit Soja beliefert hat, hat den Vertragsanbau in diesem Jahr merklich zurückgefahren.


Andererseits betreut Agro Schuth 2012 deutlich mehr Sojaflächen von Landwirten mit Eigenverwertung. Das sind vor allem Milchviehhalter, die unbehandelte Vollbohnen einsetzen und damit den Eiweißbedarf ihrer Kühe teilweise abdecken. „Bislang schwankt der Markt für konventionelles Soja noch sehr stark“, zieht Berater Unsleber eine vorläufige Bilanz.


Öko-Soja ist heiß begehrt:

Viel stabiler ist die Nachfrage nach heimischem Öko-Soja. Das gilt gleichermaßen für die Lebensmittel- wie für die Futtermittelschiene. Allein die Life Food GmbH in Freiburg hat dieses Jahr 1 000 ha Öko-Soja unter Vertrag und stellt daraus Tofu-Produkte her. Von den Vertragsflächen befinden sich 400 ha in Deutschland, der Rest in Frankreich und Österreich.


„Wir würden gerne mehr Sojabohnen aus dem Inland beziehen“, so Anbauberater Martin Miersch von Life Food. Wegen des hohen Wärmebedarfs eignen sich aber nur wenig Standorte in Deutschland für Tofu-Bohnen. Zudem haben die Pflanzen im August einen hohen Wasserbedarf, so dass die Flächen beregnungsfähig sein sollten. Die meisten Tofu-Bohnen stehen in Baden, einige auch in den neuen Bundesländern.


Die Vertragslandwirte bauen frühreife Sorten mit sehr hohem Rohprotein-Gehalt von 43 bis 45 % in der Trockensubstanz an. Dafür haben sie in den letzten Jahren frei Erfassungsstation und bei 12 % Feuchte 73 bis 79 €/dt erlöst.


Auch Futtermittelhersteller suchen händeringend inländische Öko-Bohnen. Entscheidend dafür ist die bessere Transparenz und der starke Trend zur Regionalität. Dazu hat auch der Bio-Skandal in Italien beigetragen, bei dem konventionelle Futter- und Lebensmittel in Öko-Ware umetikettiert wurden.


Der Anteil an inländischer Ware ist zwar viel größer als bei konventionellem Soja, gleichwohl ist das Potenzial noch enorm. So bezieht die Meika Tierernährung GmbH aus dem schwäbischen Großaitingen bislang nur etwa 20 % ihrer Menge an Öko-Soja aus Deutschland.


Um den Anbau von Öko-Bohnen anzukurbeln, wird der Spezialist für Öko-Futtermittel den Preis für die kommende Ernte von 60 auf 66 €/dt anheben. Der Wert gilt für 13 % Feuchte. Wer trockener anliefert, erhält bis zu 3 €/dt mehr. „Der Anbau von Sojabohnen wird für die Öko-Betriebe dann interessant, wenn sie doppelt soviel kosten wie Getreide“, ist die Erfahrung von Unternehmensinhaber Siegfried Meitinger.


Der Futtermittelhersteller dämpft die Bohnen zunächst in der Aufbereitungsanlage und flockiert sie dann. Den größten Teil verarbeitet er im Mischfutter, den Rest verkauft er in gequetschter Form oder als Presskuchen.


Vor allem Geflügelhalter suchen Bio-Soja, meint Meitinger. Während Schweinefutter nur mit 3 % zu seinem Unternehmensumsatz beiträgt, erreicht das Geflügelfutter schon einen Anteil von 35 bis 40 %.Klaus Dorsch

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