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Interview

„Industriekartoffeln haben noch viel Potenzial“

Lesezeit: 4 Minuten

An der Leipziger EEX werden auch Terminkontrakte für Industriekartoffeln gehandelt. Wie schätzen Börsianer die weitere Marktentwicklung ein? Wir sprachen darüber mit Wolfgang Sabel, Kaack Terminhandel GmbH.


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Wie ist die Kartoffelsaison 2017/18 bisher gelaufen?


Sabel: Es war nervenaufreibend. Erst schickte anhaltende Trockenheit die Kurse bis über 20 €/dt nach oben. Denn es wurde auf ein kleines Angebot spekuliert. Dann fiel wochenlang Regen, die Ertragserwartungen wurden besser, und die Preise gingen in den Keller. Da sind sie immer noch.


Was kosten Industrieknollen derzeit?


Sabel: Frei Handel erzielen Erzeuger für vertragsfreie und einwandfreie Bintje und Fontane magere 2 bis 5 €/dt (o. MwSt.).


Spiegeln die EEX-Kurse das wider?


Sabel: Ja, das tun sie. Die Futures an der Börse EEX in Leipzig standen in den letzten Monaten ebenfalls fast durchgehend unter Druck. Abgebildet werden dabei vor allem Bintje, Fontane, Agria, Challenger und andere Pommeskartoffeln, die sich normalerweise auf ähnlichem Preisniveau bewegen. Außerdem handelt es sich im Wesentlichen um Lagerware, die überwiegend zwischen März und Juni des Folgejahres gehandelt wird.


Also keine Speiseware?


Sabel: Speise-, Stärke- Granulat- und Chipskartoffeln sind im Sortenkorb der EEX nicht enthalten. Und auch keine Frühkartoffeln. Denn bei diesen Knollen bzw. Verwertungsrichtungen weichen die Kassanotierungen meistens weit voneinander ab. Oft schlagen sie zudem auch unterschiedliche Richtungen ein. Das kann ein einzelner Kontrakt nicht abbilden.


Hat die Frühsaison also keine Auswirkungen auf die Börsenkurse?


Sabel: Nicht direkt, indirekt aber schon. Vieles hängt z.B. davon ab, wie und wann die frühen Sorten in den Boden kommen. Frühe Pflanzungen und hohe Ernteerwartungen drosseln das Interesse an alterntiger Lagerware und deckeln die Kassa- und Börsenkurse. Späte Pflanzungen und schlechte Aufwuchsbedingungen der „Frühen“ festigen hingegen die Kurse für Lagerware der Ernte 2017.


Und wie ist die Lage derzeit?


Sabel: In etlichen Ländern konnte wegen niedriger Temperaturen und zu nasser Felder nur verspätet gepflanzt werden. Das gilt nach jüngsten Berichten auch für Deutschland. Lagerware aus dem letzten Jahr könnte deshalb sogar wieder gefragter werden. Laut der belgischen Leitnotierung „Belgapom“ hat die Nachfrage nach bestimmten Sorten, z.B. Fontane, schon etwas zugenommen, und es wird mit Notizaufschlägen gerechnet.


Wie wird sich die Anbaufläche in Deutschland entwickeln?


Sabel: Es gibt keine repräsentativen Umfragewerte, aber die bisherigen Pflanzgutverkäufe über alle Sorten hinweg lassen keinen Rückgang der Anbauflächen erwarten. Das Pflanzgut der späteren Sorten sei sehr gut nachgefragt worden, heißt es. Das gilt auch für die Sorten, die vom Future der EEX abgebildet werden.


Und wie ist es in anderen Ländern?


Sabel: Ähnlich, denn mit schwachen Getreide- und Rapserlösen fehlen den Ackerbauern einfach lukrative Alternativen zur Kartoffel. Der holländische Erzeugerverband VTA hat denn auch jüngst ebenfalls nahezu unveränderte Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr herausgegeben.


Welche Richtung werden die Notierungen einschlagen?


Sabel: Das steht und fällt mit dem An-gebot, also letztlich mit dem Wetter. An der EEX wurden für Juni 2018 zuletzt 8 €/dt notiert, 2 €/dt mehr als für den April 2018.Der April 2019 liegt sogar bei knapp 15 €/dt, also deutlich über dem aktuellen Niveau. Vorsichtiger Optimismus ist bei den Börsianern vorhanden.


Welche Perspektive haben die Industriekartoffeln?


Sabel: Ich sehe dafür ausgezeichnete Zukunftsperspektiven. Die Märkte für tiefgefrorene Kartoffelprodukte wachsen rasant. Vor allem Belgien setzt auf diese Absatzschiene.


Woran machen Sie das fest?


Sabel: 2017 wurden dort 4,75 Mio. t Kartoffeln verarbeitet. Das ist eine Stei-gerung um 8,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Investitionen in diesen Sektor summieren sich in den letzten zehn Jahren auf 2 Mrd. €. Und 2018 wollen die Belgier weitere 305 Mio. € in Produktionsanlagen und Tiefkühlläger stecken. Holland und Deutschland folgen diesem Trend. Passende Kartoffeln bleiben also gesucht.


Kontakt:


joerg.mennerich@topagrar.com

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