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topplus Aus dem Heft

Jetzt kommts auch auf die Qualität an

Lesezeit: 5 Minuten

Je näher die Ernte rückt, desto mehr geraten die Notierungen für Gerste, Weizen und Co. unter Druck. Es werden allerdings immer noch stolze Preise ausgelobt. Zuschlagen oder abwarten?


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Achterbahnfahrt: Wüchsige Witterungsbedingungen in wichtigen Anbauregionen setzen die Getreidekurse unter Druck, Meldungen über Starkregen, Hagel, Dürre usw. geben ihnen wieder Auftrieb. Teils wechseln die Preise sogar mehrmals am Tag die Richtung. Kein Wunder, dass selbst erfahrene Marktkenner immer noch nicht sicher sind, ob die Preise schon auf dem Ernteniveau liegen oder nicht. Und auf die Fragen, wie es preislich weitergeht und ob sich Lagern lohnt, bekommt man nur ausweichende Antworten.


Die Kurse für Gerste, Weizen und Co. sind zwar zuletzt saisonbedingt gesunken. Trotzdem werden selbst in Überschussregionen auch jetzt noch Erzeugerpreise ausgelobt, von denen Landwirte in früheren Jahren nur zu träumen wagten. Genau deshalb stecken Erzeuger jetzt in der Zwickmühle: Sie könnten zwar zeitnah ihr Getreide zu attraktiven Konditionen vermarkten – vorausgesetzt, die Preise sacken in der Ernte nicht plötzlich und vor allem kräftig ab. Man würde dann allerdings nicht profitieren, falls die Preise im weiteren Saisonverlauf so deutlich steigen wie 2020/21. Darüber ärgern sich etliche Raps- und Getreideanbauer nach wie vor. Droht diese Gefahr erneut?


Fakt ist: Vorerst kann niemand mit Gewissheit sagen, welche Richtung die Getreide- und Ölsaatenpreise im weiteren Saisonverlauf wirklich einschlagen werden. Landwirte sollten attraktive Offerten nicht kategorisch ablehnen.


Das Angebot wird größer


Sollten sich die jüngsten Ernteprognosen auch nur annähernd bestätigen, wird das Angebot bei uns und in vielen anderen Regionen deutlich zunehmen. Das könnte die Preise deckeln und zeitweilig sogar für Druck sorgen.


Der Internationale Getreiderat (IGC) geht in seiner jüngsten Ernteprognose für 2021/22 weltweit von knapp über 2,3 Mrd. t Getreide aus (ohne Reis), das wäre ein neues Allzeithoch. Ende Mai lag die Vorhersage noch 9 Mio. t niedriger, und gegenüber 2020/21 steigt die Erzeugung damit um 85 Mio. t. Im Einzelnen erwartet der IGC z.B.:


  • 1,2 Mrd. t Mais (+70 Mio. t geg. Vj.),
  • 789 Mio. t Weizen (+16 Mio. t) und 35 Mio. t Durum (+1,2 Mio. t),
  • 156 Mio. t Gerste (-3 Mio. t),
  • 65 Mio. t Hirse (+3 Mio. t),
  • 25 Mio. t Hafer (etwa ±0) und
  • 13 Mio. t Roggen (-1,5 Mio. t).


Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA), das ebenfalls jeden Monat Berichte über die wichtigsten internationalen Agrarmärkte herausgibt, kommt zwar in einzelnen Bereichen zu etwas anderen Zahlen als der IGC. Unterm Strich rechnet aber auch das USDA bei etlichen Getreidearten mit einem durchaus ansehnlichen Angebotsplus gegenüber der Saison 2020/21. Und auch bei der folgenden Einschätzung sind sich die Analysten des IGC und des USDA einig: Die größere Ernte wird gebraucht, um die Nachfrage zu decken.


Es droht kein Überangebot


Die Nachfrage nach Brot- und Futtergetreide sowie nach Ware für die industrielle Verwertung (vor allem als Ethanolrohstoff) steigt kräftig. Teils sogar stärker als das Angebot.


Der IGC erwartet aus diesem Grund, dass die weltweiten Getreidevorräte bis zum Ende der Saison 2021/22 gerade einmal um 2 Mio. t auf insgesamt rund 597 Mio. t zunehmen, davon:


  • 283 Mio. t Weizen und
  • 267 Mio. t Mais.


Selbst ausgemachte Skeptiker sprechen angesichts dieser Entwicklung nicht von einem drohenden Überangebot und Preisdruck in den kommenden Monaten. Im Gegenteil, die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die führenden Getreideexporteure weiterhin damit beschäftigt sein werden, die internationale Nachfrage zu decken.


Vor allem in China, das den Markt bereits 2020/21 durch umfangreiche Importe von Weizen, Mais und Soja regelrecht aufgeheizt hat, wird noch viel Importbedarf vermutet. Die Chinesen setzen nämlich alles daran, die wegen der Afrikanischen Schweinepest stark eingebrochene Selbstversorgung mit Schweinefleisch schnell wieder zu steigern. Dafür wird neben modernen Produktionsanlagen, die Peking fördert, auch Futter benötigt. Zudem bunkern die Chinesen vor allem Weizen und Mais, um im Falle des Falles die eigene Bevölkerung versorgen zu können.


China hat in dem vergangenen Wirtschaftsjahr erstmals auch durchaus ansehnliche Getreidemengen aus der EU eingeführt, und viele Exporteure setzen darauf, dass es 2021/22 so weitergeht. Ihr Hauptaugenmerk richten sie allerdings nach wie vor auf die traditionellen Handelspartner des EU-Getreidehandels in Nordafrika, dem Nahen und dem Mittleren Orient. Dort ist ebenfalls viel Zufuhrbedarf vorhanden. Allerdings tummeln sich dort auch Wettbewerber aus dem Schwarzmeerraum. „Vor allem russische Händler werden uns vorerst dort das Leben schwer machen“, orakelt ein norddeutscher Getreidehändler. Russland, Kasachstan sowie die Ukraine werden aus heutiger Sicht in der Tat größere Ernten einfahren als im vergangenen Jahr und die Exporte steigern.


Gute Ware macht ihren Weg


Skeptiker rechnen wegen starker Konkurrenz erst ab dem Winter mit nennenswerten Exporten der EU. Sie gehen aber davon aus, dass wir auch in dieser Saison mit guten Qualitäten am Weltmarkt zum Zuge kommen werden. Vor allem Brotweizen ab 12% Protein und 220/230 sec. Fallzahl (Fz) sowie Futtergerste mit mindestens 62 bis 63 kg/hl sind für Exporteure interessant. Wenn Ihr Abnehmer jetzt mauert, sollten Sie solche Partien einlagern.


Letzteres gilt besonders, falls widriges Wetter die Ernte behindern und eventuell sogar zu Qualitätsproblemen führen sollte. Die Preisschere zwischen einwandfreiem und eher unterdurchschnittlichem Getreide würde dann zumindest zeitweise deutlich aufgehen. Noch ist das aber reine Spekulation.


joerg.mennerich@topagrar.com

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