Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Kühe, Käse, Kreisläufe

Lesezeit: 5 Minuten

Im Norden von Schleswig-Holstein hat Familie Metzger-Petersen einen vielseitigen Biobetrieb mit Käserei, Gastronomie, Hofladen, Biogas und Kindergarten aufgebaut.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Zum Mittagessen treffen sich Mitarbeiter und Betriebsinhaber am langen Tisch. In der Pause auf der Empore des neuen Hofrestaurants und -ladens des Biolandhofes Backensholz soll über alles außer die Arbeit gesprochen werden – natürlich geht es um die defekte Milchpumpe. Beim anschließenden Rundgang erklärt Jasper Metzger-Petersen (36), der den landwirtschaftlichen Teil von Backensholz leitet, wie ein so vielseitiger Betrieb funktioniert.


In Kreisläufen wirtschaften


Kühe und Käse sind die Eckpfeiler des Betriebes in Oster-Ohrstedt (Kreis Nordfriesland). Rund 450 Kühe (plus Nachzucht) sowie 700 ha Grün- und Ackerland bilden die landwirtschaftliche Basis für den seit über 40 Jahren nach Bioland-Richtlinien wirtschaftenden Hof. Hinzu kommt die Rohmilchkäserei (seit 1991). Die gesamte Milch der Backensholzer Kühe wird euterwarm und keine 20 m vom Melkstand entfernt verkäst. Die Biorohmilchspezialitäten vermarktet Metzger-Petersen bundesweit im Einzelhandel, in der Gastronomie und im Hofladen, an den ein Restaurant („Hofküche“) angeschlossen ist. Wärme und Energie für die Käserei und die übrigen Betriebszweige stammen aus der hofeigenen Biogasanlage (600 kW), aus der auch Biostrom vermarktet wird.


„Wir denken und arbeiten in Kreisläufen“, erklärt Jasper Metzger-Petersen die vielfältige Ausrichtung und zeigt ein weiteres Beispiel: Eine Kleinkläranlage für den 2019 neu gebauten Hofladen und das Restaurant erzeugt Abwärme. Diese wird in einem kleinen Gewächshaus zur Produktion von Tomaten und anderem Gemüse genutzt. Die Ernte kommt wieder in der Hofküche zum Einsatz.


Um das gastronomische Angebot „rund“ machen zu können, gibt es außerdem noch eine kleine Herde des „Husumer Protestschweins“ einer geschützten Rasse. Rund 35 Mastschweine finden so jährlich Verwendung im Hofladen.


Wie breit Backensholz aufgestellt ist, zeigt außerdem der Bauernhof-Kindergarten. Ursprünglich eingerichtet, um Mitarbeiterkinder vor Ort betreuen zu können, besuchen inzwischen 18 Kinder aus der Umgebung den Hof-Kindergarten, weil Betreuungsplätze in der Region extrem knapp sind.


Preisgekrönter Biokäse


Zentrales Bindeglied zwischen Biolandwirtschaft und Direktvermarktung ist aber die Rohmilchkäserei, die Jaspers Bruder Thilo Metzger-Petersen (33) verantwortet. Wirtschaftlich vom landwirtschaftlichen Betrieb getrennt, kauft die Käserei täglich im Schnitt rund 12000 l frisch gemolkene Milch von der anderen Seite der Hofdurchfahrt. Rund 15 verschiedene Rohkäsesorten stellen Thilo und seine 40 Mitarbeiter daraus her. Backensholzer Biokäse wie „Deichkäse“, „Bauerntaler“ oder „Blaue Stunde“ hat sich überregional bei Käsekennern einen Namen gemacht. Prämierungen wie der „World Cheese Award“ oder beim Pariser „Salon du Fromage“ sind nicht nur Qualitäsmerkmal, sondern auch Werbung. Die verschiedenen Weich- und Schnittkäse, teils mit Ziegenmilch, vermarktet Metzger-Petersen über den Lebensmittel-Einzelhandel, an (Sterne)-Restaurants, über den Hofladen und im Onlineshop.


Im Internet findet auch ein Großteil des Marketings für Backensholz statt. Die Homepage ist mindestens so vielseitig und breit aufgestellt wie der Betrieb selbst. Berichte, Geschichten und Videos vermitteln ein gutes Bild. Die sozialen Medien bespielt Metzger-Petersen ebenfalls intensiv. Hinzu kommen ein Hofmagazin „Hofschnack“und ein Hoffest, das mehrere Tausend Besucher anzieht.


Mehr Manager als Bauer


Wie führt man einen Großbetrieb wie Backensholz? Jasper lacht: „Ich bin gut darin, Verantwortung abzugeben!“ Er sehe sich eher als Manager, seine Arbeit findet tatsächlich überwiegend im Büro statt. Auch wichtige Arbeiten gibt er an Bereichsleiter ab. Metzger-Petersen erklärt: „Ich habe einen Tipp beherzigt, 20 Prozent meiner Aufgaben an meine Mitarbeiter abzugeben. Das gibt mir Freiraum, und die Mitarbeiter fühlen sich befördert.“


Das Tagesgeschäft in den einzelnen Bereichen, z.B. im Kuhstall, regeln die Herdenmanagerin oder sein landwirtschaftlicher Betriebsleiter Henrik Andresen (31) nach einem täglichen kurzen Briefing am Morgen eigenverantwortlich. In regelmäßigen Teambesprechungen werden einmal pro Monat gemeinsam größere Themen besprochen. „Feste Termine, an die sich jeder hält, helfen dabei ungemein“, erklärt er. So könne sich jeder vorbereiten und wisse anschließend, was zu tun ist oder wo es hakt. Wichtig ist Metzger-Petersen, dass er selbst und alle Mitarbeiter sich mit dem Betrieb, seinen Erzeugnissen und der Arbeit identifizieren. Seine Philosophie lautet: „Wir sind stolz darauf, was wir tun.“


Bei so vielen Betriebszweigen und viel Handarbeit in der Käserei kommen viele Mitarbeiter zusammen. Rund 70 sind auf dem Hof beschäftigt, allein rund 40 in der Käserei. Entsprechend vielseitig sind die verschiedenen Tätigkeitsfelder: Von der Erzieherin über den Koch zur Käsepflegerin bis zum Melker und Fütterungsprofi reicht die Bandbreite.


Mindestens genauso professionell ist das Mitarbeitermanagement aufgestellt. Neue Mitarbeiter findet Metzger-Petersen inzwischen überwiegend über Onlineanzeigenportale oder Facebook. Dabei zählen für ihn Sympathie, Toleranz und Persönlichkeit mehr als Qualifikationen. „Motivierte Quereinsteiger können manchmal besser passen“, ist seine Erfahrung. Mit zahlreichen Maßnahmen versucht er daher, den Arbeitsplatz Backensholz attraktiv zu gestalten, z.B. mit intensiver Betreuung der Azubis und dem Kindergarten. Eine faire Bezahlung ist Metzger-Petersen wichtig, aber eben auch gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit. Nicht zuletzt trägt das gemeinsame Mittagessen zum „Wir-Gefühl“ auf Backensholz bei.


christian.brueggemann@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.