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Lammfleisch: Kein leicht verdientes Geld

Lesezeit: 5 Minuten

Schafhalter erzielen seit einiger Zeit Rekordpreise für Schlachtlämmer. Goldene Zeiten sind für die Schäfer damit aber nicht angebrochen.


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Von so einem Markt wie beim Schaffleisch träumen andere Viehhalter eigentlich: Ein Selbstversorgungsgrad von weniger als 50 % – Tendenz weiter abnehmend. Importe stellen eher die Versorgung sicher als dass sie die Preise drücken. Gleichzeitig gibt es eine stetige Export-Nachfrage. Und seit gut zwei Jahren steigen die Preise spürbar an, so dass in diesem Frühjahr ein neues Allzeithoch erreicht wurde.


Warum schrumpft die Schafhaltung in Deutschland dennoch? Und warum sorgt die gute Marktlage bei vielen Schafhaltern nur bedingt für gute Laune? Antworten geben unsere Marktanalyse und drei Schafhalter.


Rekordpreise für Lämmer.

Seit 2010 haben die Schlachtlämmerpreise einen regelrechten Höhenflug hingelegt (siehe Übersicht 2, Seite 134). Mit 5,63 €/kg Schlachtgewicht (SG) erreichten die Notierungen in diesem Frühjahr eine Rekordmarke. Zum Vergleich: Zuvor dümpelten die Preise meist zwischen 3,60 und 4,20 € pro kg SG.


Besonders im Frühjahr vor Ostern ziehen die Notierungen regelmäßig kräftig an, weil Lammfleisch dann bei vielen Verbrauchern auf der Speisekarte steht. In den vergangenen zwei Jahren war es so knapp, dass der Preis jeweils um rund 1 €/kg SG zulegte – um nach den Feiertagen wieder spürbar nachzugeben. So auch in diesem Jahr. Inzwischen haben sich die Notierungen wieder der 5 €-Marke angenähert. Verglichen mit den Vorjahrespreisen ist das aber immer noch ein deutlicher Vorsprung.


Damit machen nicht nur die Preise Lammfleisch immer mehr zur „Delikatesse“. Lamm ist für viele deutsche Verbraucher eher eine Spezialität, die höchstens zu Weihnachten, Ostern oder dem muslimischen Opferfest auf den Tisch kommt. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland je nach Datenquelle bei bescheidenen 0,6 bis 1 kg/Jahr (EU-weit ca. 3 kg). Die jüngsten Preissteigerungen, die natürlich auch an der Ladentheke spürbar sind, kurbeln den Absatz ebenfalls nicht gerade an, zumal Schwein und Geflügel dort meist deutlich günstiger und in größerer Auswahl zu bekommen sind.


Schrumpfende Erzeugung.

Jedoch selbst die relativ kleine benötigte Lammfleischmenge (2011 waren es etwa 84 000 t) kann nicht aus der heimischen Produktion gedeckt werden. Statistiker haben einen Selbstversorgungsgrad von nicht einmal mehr 50 % ausgerechnet. Damit muss mehr als die Hälfte des in Deutschland verzehrten Lammfleisches importiert werden, vornehmlich aus Neuseeland.


Die Importe könnten künftig weiter steigen, denn die Schafhaltung ist deutschland- und EU-weit auf dem Rückzug. So wurden bundesweit Ende letzten Jahres noch 1,65 Mio. Schafe gehalten, wegen einer neuen Zählweise der Statistiker ist ein Vergleich nur anhand der gezählten Mutterschafe möglich. Deren Zahl verringerte sich von 2002 bis Ende 2011 um rund 0,5 Mio. auf nur noch 1,17 Mio. Tiere. Ebenfalls gravierend ist der Rückgang bei den Schafhaltern: Die jüngste Statistik weist nur noch gut 10 000 Herden aus; das entspricht einem Minus von rund 30 % in den vergangenen drei Jahren.


Trotz dieses Strukturwandels gibt es immer noch Vermarktungsprobleme, und zwar vor allem deshalb, weil viele Verkaufspartien zu klein sind. Die Hälfte der Schlachttiere stammt aus Kleinstbeständen. So ist selbst im „schafstarken“ Niedersachsen jede zweite Herde kleiner als 20 Tiere. Nur rund 100 Betriebe halten dort überhaupt mehr als 500 Scha-fe. Dasselbe Bild im Süden: Weniger als 10 % der knapp 3 000 badenwürttem-bergischen Schafhalter haben mehr als 400 Mutterschafe, die Zahl der Betriebe hat sich dort den letzten 20 Jahren halbiert. Der Schafbestand schrumpfte um ein Drittel.


Zu kleine Herden:

EU-weit ist das Bild übrigens ähnlich: Nach vorläufigen Daten gab es im Dezember 2011 rund 85,6 Mio. Schafe in der Gemeinschaft. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich der Bestand damit um rund eine Million Tiere, was einem Rückgang von 1 Prozent entspricht. Bei der europäischen Schaffleischerzeugung ist seit Jahren ein deutlicheres Minus zu erkennen. So kamen 2010 noch gut 900 000 t EU-Schaffleisch auf den Markt. Die größten Rückgänge sind vor allem in den südeuropäischen Ländern zu beobachten. In Frankreich und Großbritannien stiegen die Schafzahlen zuletzt dagegen leicht.


Dass die Schafhaltung in Deutschland trotz höherer Preise so stark auf dem Rückzug ist, liegt aber offenbar nicht nur an den kleinen Herden und den Hobby-Schafhaltern.


Gerade dort, wo Schafe einen ganzen Betriebszweig oder die einzige Einkommensquelle ausmachen, ist immer wieder zu hören, dass die gestiegenen Erzeugerpreise längst noch nicht ausreichen, um auskömmliche Deckungsbeiträge zu erwirtschaften. Parallel sind nämlich auch die Produktionskosten in den vergangen zwei Jahren kräftig gestiegen:


  • Die Preise für Mastfuttermittel haben sich in letzter Zeit teils drastisch erhöht. Nur mit Gras, und schon gar nicht von extensiv bewirtschafteten Flächen, lassen sich keine qualitativ hochwertigen und vor allem einheitlichen Schlachtlämmerpartien produzieren.
  • Dazu kommt der Preisanstieg für andere Betriebsmittel, wie zum Beispiel für Diesel.
  • Auch die Pachtpreise für Grünland haben wegen der allgemeinen Flächenknappheit spürbar angezogen. Vor allem Biogasanlagenbetreiber machen den Schafhaltern das Lebens schwer. Diese weichen bei der Suche nach Subtratflächen inzwischen sogar auf extensives Grünland aus und zahlen dafür teilweise deutlich mehr als sich viele Schäfer leisten können.


Trotz höherer Schlachterlöse hört man daher immer wieder, dass die gestiegenen Kosten geradeso ausgeglichen werden. Von goldenen Zeiten kann so gesehen also nicht die Rede sein – es ist aber auch nicht alles schlecht: Was offenbar gut funktioniert, sind Nischen, die einzelne Schafhalter für sich gefunden haben. In unseren zwei Reportagen zeigen Schäfer, wie sich Lämmer sowohl in größeren Partien als auch im eigenen Hofladen vermarkten lassen. Ch. Brüggemann

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