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„Meine Futterrezeptur erstelle ich selbst!“

Lesezeit: 5 Minuten

Mischfutter zu vergleichen, ist bisher nahezu unmöglich. Mit einer Onlineplattform für Futtermittel könnte der Markt transparenter werden – wenn die Bauern es fordern.


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Der Onlinehandel von individuellen Futtermischungen ist bisher minimal, weil Vergleichbarkeit und Transparenz fehlen oder nicht gewollt sind. eFeed könnte das ändern. Es ist eine Internet-Plattform für Mischfutter, bei der Angebot und Nachfrage nach Futtermitteln auf transparente und unabhängige Weise zusammengebracht werden. Das System kommt aus den Niederlanden und vermittelt dort jährlich rund 300000 t Futter zwischen Tierhaltern und Futterherstellern.


Wie funktioniert es?


Ist ein Tierhalter unter www.efeed.de registriert, kann er die Zusammensetzung seines Futters selbst festlegen. Das gilt für Inhaltsstoffe genauso wie für Komponenten. Wer also in seinem Fresserfutter beispielsweise nur Sojaschrot als Eiweißträger haben möchte und keine Getreideschlempe, kann das hier festlegen. Der Lieferant muss sich daran halten und kann Komponenten nicht einfach austauschen, weil sie gerade günstiger sind. Nur der Landwirt selbst kann die Zusammensetzung ändern, muss aber mindestens 8 t bestellen. Bei einem längerfristigen Kontrakt liegt die Mindestbestellmenge bei 100 t.


Es gibt sowohl Standardfutter als auch die Möglichkeit, individuelle Rationen festzulegen. Das Programm zeigt automatisch den Preis und die verschiedenen Anbieter. Möglich ist das, weil die teilnehmenden Mischfutterbetriebe ihre aktuellen Preise für die Komponenten hinterlegt haben. eFeed bietet sozusagen rund um die Uhr verbindliche Angebote.


In Deutschland wird eFeed bisher vor allem von der Profarm GmbH genutzt, die zur Raiffeisen Viehvermarktung GmbH (RVG) in Ennigerloh gehört. Ansprechpartner ist dort Georg Degen, der bei der RVG eigentlich für den Ein- und Verkauf der Fresser zuständig ist, und einige Landwirte von der Onlineplattform überzeugt hat. Degen kennt den großen Einfluss der Fütterung auf die Qualität der Tiere. Er hat früher selbst Fresser aufgezogen und Bullen gemästet. Nachdem er seinen Pachtbetrieb abgeben musste, hat er im Vieh- und Futterhandel gearbeitet. Seit 2010 ist er bei der RVG tätig und kümmert sich nun um rund 7500 Fresserplätze. „Wir betreiben auch Plätze im Lohn“, berichtet er. Er könne deshalb gut einschätzen, welches Futter funktioniert.


Für die Aufzuchtbetriebe der RVG ist Degen deshalb nicht nur Händler, sondern auch unabhängiger Futterberater. Seine bewährten Futtermischungen hat er bei eFeed hinterlegt. „Es geht hier nicht darum, billiges Futter einzukaufen“, stellt er klar. Als Viehhändler sei er daran interessiert, möglichst gute Fresser vermarkten zu können. Das lohne sich für alle in der Kette.


Nicht am Futter sparen!


Degen beobachtet, dass viele Aufzüchter aktuell versuchen, am Futter zu sparen. „Da kommt schon mal eine günstige Komponente in die Rezeptur, die im Fresserfutter nichts verloren hat“, berichtet Degen. Weil die Kälber darauf unterschiedlich reagierten, würden sie auseinander wachsen und die Aufzucht dauere länger. Eine schlechtere Futterverwertung und weniger Umtriebe seien die Folge. Aber nicht nur das. Viele Bullenmäster suchen ihre Einstalltiere gezielt aus und achten auf Aussehen und Alter der Fresser. „Am Ende hat der Aufzüchter beim Futter 5 € gespart, verliert aber 25 € durch den schlechteren Fresser“, rechnet Degen vor.


Die Nutzung von eFeed ist nicht kostenlos. „Für die Vermittlung durch eFeed/Profarm entstehen Kosten von insgesamt etwa 0,75 € je dt Futter“, räumt Degen ein. Futterhersteller würden aber anderseits auch Beratungskosten sparen. Wenn Landwirte die Profarm- bzw. eFeed-Angebote mit ihren bisherigen Angeboten vergleichen, sei das manchmal billiger und manchmal etwas teurer, berichtet Degen. Die stabile Qualität des Futters mache sich aber in jedem Fall bezahlt.


Die Hersteller von Futtermitteln tun sich allerdings mit dem neuen System noch schwer. Obwohl eFeed fast alle deutschen Mischer angesprochen hat, nehmen für Rinderfutter nur zwei Anbieter teil: Die Wulfa-Mast GmbH aus dem niedersächsischen Dinklage und die Raiffeisen Hohe Mark Hamaland eG aus dem westfälischen Dorsten.


„Es ist halt sehr transparent“, erklärt Degen. Er vermutet, dass gerade die großen Mischfutteranbieter weiterhin Komponenten frei tauschen wollen, um Kosten zu sparen. Anderseits könnten sie über die Plattform aber auch leicht an neue Kunden kommen und so ihr Werk besser auslasten, mutmaßt Degen. Er glaubt dennoch nicht, dass Mischer freiwillig mitmachen. „Der Druck muss von den Bauern kommen“, ist er überzeugt. Tierhalter sollten ihre Mischer dazu auffordern und sagen: „Wenn ich weiterhin bei Euch Futter bestellen soll, dann bietet es über eFeed an.“


Futterbranche zögert


Der Deutschen Verband Tiernahrung e.V. (DVT) sieht aktuell keinen Bedarf. In Deutschland sei die Verbindung zwischen Futtermittelunternehmen und Landwirten traditionell sehr vertrauensvoll und eingespielt. „Weitere neutrale Tools, wie z.B. eFeed, braucht es somit in der Regel nicht“, heißt es auf Nachfrage. Letztlich entscheide das aber jedes Unternehmen selbst.


Die Skepsis zeigt sich auch bei Deutschlands größtem Futtermittelhersteller Agravis. Dort möchte man sich zu dem Sachverhalt aktuell nicht äußern.


Für Georg Degen ist die Reaktion nicht überraschend. Er sieht eFeed vor allem als Chance für die Landwirte, bei denen unabhängige Berater die Ration optimieren. „Man braucht jemand, der sich auskennt und das vorantreibt“, sagt Degen. Er habe Spaß daran und sehe den Erfolg im Stall.


Die RVG bzw. Profarm kauft mittlerweile etwa 3000 t Futter pro Jahr über das System – Tendenz steigend. Es ist hauptsächlich Rinderfutter. Grundsätzlich lässt sich über die Plattform aber auch Schweine- oder Geflügelfutter ordern. Zudem sollen künftig auch Einzelfuttermittel und Ergänzungsfutter dort angeboten werden. ▶


Ihr Kontakt zur Redaktion:andreas.beckhove@topagrar.com

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