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Milch: Auf nach China?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein chinesischer Milchbauer bekommt pro Kilogramm Milch doppelt so viel wie sein deutscher Kollege. Trotzdem kommt die Milcherzeugung in China nicht so richtig voran. Eine Chance für uns, meint Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer NRW.


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Eigentlich vertragen 90% der Chinesen gar keine Milch! Bei ihnen lösen Milchprodukte wegen einer genetisch bedingten Laktose-Intoleranz Verdauungsprobleme aus. Entsprechend gering war früher der Verbrauch. Noch zur Jahrtausendwende verbrauchte die gesamte Volksrepublik nicht mehr Milch als das 25-mal kleinere Spanien.


Das hat sich geändert. Denn trotz Unverträglichkeit steigt der Konsum, weil nicht alle Betroffenen auch körperliche Beschwerden haben. Außerdem gibt es Produkte wie Käse und Joghurt, die nur noch wenig Laktose enthalten.


Heute ist China größter Importeur für Milchprodukte weltweit und wird diesen Titel wohl so schnell nicht wieder abgeben.


Noch viel Luft nach oben:

Dabei ist der Durchschnittsverbrauch im Reich der Mitte immer noch vergleichsweise gering. Mit gerade mal 32 kg Milch pro Jahr (Milchäquivalent) liegt der Verzehr weit hinter europäischen Verhältnissen. Der EU-Bürger konsumiert 285 kg Milch pro Kopf, also neunmal mehr. Selbst die Inder verbrauchen mit 140 kg Kuh- und Büffelmilch je Einwohner deutlich mehr als ihre Nachbarn.


Die steigende Nachfrage nach Milchprodukten geht vor allem auf die wachsende Mittel- und Oberschicht zurück, die sich in den Ballungszentren bei steigenden Einkommen immer mehr nach westlichem Vorbild ernähren will.


Chinas Milchdurst wird deshalb weiter wachsen. Doch wer soll diesen zusätzlichen Bedarf decken? Die heimische Milchproduktion kann mit der Nachfrage jedenfalls nicht Schritt halten. Trotz hoher Erzeugerpreise von derzeit umgerechnet 50 Cent pro Kilogramm Milch kommt die Branche nicht so richtig voran.


Im Gegenteil: Von dem chinesischen Melamin-Skandal im Jahre 2008/09 hat sich die heimische Milchwirtschaft immer noch nicht richtig erholt. Trotz staatlicher Unterstützung verlief der Wiederaufbau nur sehr schleppend. Erst 2014 wurde das Vor-Krisen-Niveau bei der Milchproduktion wieder erreicht. Doch von der Dynamik früherer Jahre fehlt in der gesamten Branche nach wie vor jede Spur (s. Übersicht).


Kühe nur in der „Provinz“:

Der Boden im Land des Lächelns ist knapp. Statistisch gesehen stehen jedem Chinesen lediglich 850 Quadratmeter landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung. Zum Vergleich: Ein Bundesbürger kommt immerhin auf gut 2000 Quadratmeter. Die Milchviehhaltung ist jedoch sehr flächenintensiv und konkurriert in weiten Teilen Chinas mit anderen Bodennutzungsformen.


Vor allem gegen den Reisanbau in den subtropischen Regionen im Süden hat die Milchviehhaltung mit durchschnittlichen Leistungen von rund 4500 kg pro Kuh im Grunde keine Chance. Der intensive Reisanbau ist bei günstigem Klima mit bis zu 5 Ernten in 2 Jahren deutlich produktiver und damit auch finanziell lohnender für die Bauern.


Milchkühe findet man deshalb hauptsächlich in Regionen, in denen das Klima ungünstiger und der Boden karger ist – z.B. im Norden der Volksrepublik an der Grenze zur mongolischen Wüste bzw. Steppe (siehe Karte). Allein in der nördlichen Provinz Innere Mongolei findet knapp ein Drittel der chinesischen Milcherzeugung statt.


Probleme beim Milchtransport:

Die Abgeschiedenheit bringt allerdings neue Probleme mit sich: Zwei Drittel des Milchkonsums finden nämlich im Süden statt. Dort wohnen die kaufkräftigen Verbraucher in den großen Metropolen.


In China gibt es jedoch nur selten eine richtig geschlossene Kühlkette. Etwa 40% der Milch werden deshalb nach wie vor als Frischmilch für den Eigenbedarf und auf lokalen Märkten abgesetzt. Für den überregionalen Verkauf muss die Milch zunächst konserviert bzw. zu Voll- und Magermilchpulver verarbeitet werden. Erst in den letzten Jahren nahm auch die Veredelung zu Butter und Käse etwas zu.


Comeback am Weltmarkt:

Die chinesische Milchbranche hat im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern einige gravierende Schwächen bzw. Nachteile. Das sind u.a.


  • das schlechte Image,
  • die niedrige Produktivität,
  • die fehlende Infrastruktur und
  • die Absatzferne.


Es ist somit kein Wunder, dass internationale Molkereikonzerne mit ihren Vertriebsbüros in Shanghai oder Hongkong zum Teil einen besseren Zugriff auf den bevölkerungsreichen Süden haben als die inländischen Unternehmen selbst. Dadurch stieg der chinesische Import von Milchprodukten phasenweise mit Wachstumsraten von 20 bis 45% pro Jahr.


Trotzdem ist China kein Selbstläufer. Denn 2014 kam es zum Bruch, weil die Wirtschaft in China mit „nur“ 6,5% Wachstum etwas schwächelte. Gleichzeitig wurde auch noch die chinesische Währung abgewertet und die Kaufkraft beim Import geschwächt.


Die in den Jahren zuvor aufgebauten staatlichen und privaten Bestandsvorräte reichten aus, den schwächer gewordenen Bedarf abzusichern. Die Folge: Die jährlichen chinesischen Einfuhren gingen um die Hälfte zurück. Mit dem gleichzeitigen Einfuhrstopp Russlands stürzte dann auch noch der weltweite Milchmarkt in die Preiskrise.


Nun keimt wieder Hoffnung: Im Laufe des 1. Halbjahres 2016 hat Peking die Importe wieder spürbar ausgeweitet. Vor allem beim Vollmilchpulver und bei der Butter wachsen die Einfuhren derzeit mit knapp 24% bzw. 32% überdurchschnittlich. Noch liegt das Einfuhrvolumen zwar hinter dem der Jahre 2013 und 2014 zurück. Das kann sich allerdings bald ändern. Beim Milchverzehr zeichnet sich ein neuer Megatrend ab: trinkfertige H-Milch, die aus der EU importiert wird. -ab-

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