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Milch: Wo bleibt die Wende zum Besseren?

Lesezeit: 5 Minuten

Der Welt-Milchmarkt schwächelt weiter. Die Anlieferungen dürften aber den Zenit erreicht haben, und der EU-Export läuft besser als erwartet, berichtet Marktexperte Dr. Vinzenz Bauer von der LWK Niedersachsen.


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Keine Frage: Milcherzeuger stehen mit dem Rücken zur Wand. Seit Monaten gehen die Milchpreise in den Keller. Denn in vielen Teilen der Welt wird auf Hochtouren gemolken, während die Nachfrage nach Milchprodukten auf der Stelle tritt. Von einem Durchstarten, von dem viele nach dem Ende der Milchquotenregelung in der EU geträumt haben, kann keine Rede sein. Im Gegenteil, etliche Betriebsleiter – das gilt besonders für diejenigen, die erst kürzlich viel Geld für neue und größere Ställe ausgegeben haben und entsprechend hoch bei ihrer Bank in der Kreide stehen – machen sich ernsthaft Sorgen um ihre Zukunft.


Ein Hoffnungsschimmer:

Allmählich reagieren aber Milcherzeuger in vielen Ländern auf die schlechten Erlöse, indem sie ihre Produktion drosseln. Vielerorts werden überdies zunächst geplante Wachstumsschritte erst einmal verschoben. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA), das regelmäßig Berichte zum internationalen Markt erarbeitet, rechnet deshalb mit einer geringeren Steigerung der Milcherzeugung als bisher angenommen:


  • In der EU werden sich die Anlieferungen mit 147 Mio. t Milch laut USDA im Jahr 2015 voraussichtlich auf dem Niveau des Vorjahres bewegen, eventuell auch leicht darüber.
  • In Neuseeland, das am Weltmarkt eine entscheidende Rolle spielt, soll die Erzeugung im Vergleich zu 2014 hingegen um 1 % sinken. Vor einem halben Jahr erwartete man noch plus 2 %.
  • Australien könnte die Erzeugung wegen verbesserter biologischer Leistungen dagegen leicht steigern. Der Kuhbestand bleibt allerdings unverändert.
  • Argentiniens Milchproduktion sinkt um 9 %. Dort kämpfen die Landwirte mit Klimakapriolen und schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
  • Die USA selbst werden mit 94,7 Mio. t zwar immer noch mehr Milch erzeugen als 2014, aber immerhin 1,6 Mio. t weniger als bisher angenommen. Die Erklärung dafür liefert die Chicagoer CBoT. Die Kurse für vordere Liefertermine bei Class-III-Milk (diese dient vor allem als Käserei-Rohstoff) pendeln seit Anfang 2015 pro cwt (45,36 kg) zwischen 15 und 17 US-$. Umgerechnet sind das ca. 30 bis 34 €-Cent/kg. Im Oktober 2014 lag der Preis dagegen noch bei 24 $/cwt (rund 42 €-Cent pro kg).


Insgesamt beziffert das USDA die globale Milcherzeugung 2015 auf rund 490 Mio. t. Das wären im Vergleich zur Schätzung vom Dezember 2014 rund 3 Mio. t weniger. Dieser Rückgang ist noch keine Garantie dafür, dass aus dem schwachen umgehend ein stabiler oder gar fester Markt wird.


Kampf um Exportmärkte:

Aus Sicht der EU bedeutet aber jedes Kilo Milch, das aus anderen Regionen weniger auf den Weltmarkt drängt, zumindest eine Entlastung. Denn ein Jahr nach Beginn des russischen Importstopps ist relativ klar, dass dieser Markt für uns noch länger verschlossen bleibt. Unsere Molkereien müssen also weiter ihre Exporte in andere Regionen umleiten. Das ist einfacher gesagt als getan und führt zu steigenden Vertriebskosten. Dass andere Exporteure ebenfalls um diese Absatzmärkte buhlen, liegt auf der Hand.


Glück im Unglück für die EU ist der schwache Kurs des Euro im Vergleich zum US-Dollar, der nach wie vor die globale Leitwährung ist. Denn dadurch werden unsere Produkte am Weltmarkt günstiger und damit wettbewerbsfähiger. Das USDA sieht in der EU denn auch weiterhin einen der wichtigsten Exporteure von Milchprodukten:


  • Demnach gehen die EU-Käseausfuhren im laufenden Jahr nur um 3 % zurück (im Vergleich zu 2014), obwohl Russland als Abnehmer nach wie vor ausfällt. Das kann aber wohl zum großen Teil dadurch wettgemacht werden, dass nun die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Japan und Algerien neu oder stärker beliefert werden.


Am deutlichsten war die Steigerung der EU-Exporte in Richtung USA bis Ende Mai 2015. Sie betrug satte 24 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Amerikaner haben im Gegenzug ihre Exporte nach Mexiko und Südkorea gesteigert. Dort treffen sie allerdings auch auf starken Wettbewerb, z. B. aus der EU und vor allem aus Neuseeland. Das USDA sieht allerdings noch viel unerschlossenes Absatzpotenzial für Käse in Asien.


  • Der globale Butterhandel kommt zur Überraschung der US-Experten nicht an deutschen und anderen EU-Anbietern vorbei. Wir setzen zusätzliche Mengen in Nordafrika, auf der arabische Halbinsel sowie in den USA ab.


Verglichen mit dem Vorjahr werden insgesamt wohl deutlich größere Buttermengen aus der EU exportiert. Das entlastet unseren Markt. Allerdings werden immer noch regelmäßig Anträge zur Einlagerung von Butter in die Private Lagerhaltung gestellt werden. Diese Ware ist zwar bei der Auslagerung problemlos abzusetzen, sie verhindert aber Preissteigerungen.


  • Zuwächse erwarten die Analysten auch beim EU-Export von Magermilchpulver (vgl. Übersicht). Das ist gut, denn etliche Molkereien haben ihre Trocknungskapazitäten ausgeweitet, deshalb steigt die EU-Produktion um 5 %.


Allerdings ist einer unser wichtigsten Stammkunden, nämlich China, weniger „am Markt“ als in den Vorjahren. Die Wirtschaft wächst dort nicht mehr so stark wie früher, und das schlägt auch auf die Nachfrage nach importierten Milchprodukten durch. Zudem bauen die Chinesen offenbar darauf, im Winter noch günstiger am Weltmarkt einkaufen zu können. Dann sind positive Impulse zu erwarten. Bis dahin bleibt die Lage schwierig.


Augen zu und durch?

Die Durststrecke ist noch nicht vorbei. Das ist das Ergebnis der amerikanischen Marktexperten. Die Bremsmanöver bei der weltweiten Milcherzeugung kommen vermutlich nicht vor dem kommenden Herbst/Winter zum Tragen. Dann allerdings eventuell umso stärker.


Je länger die Erlöse am Boden liegen, desto mehr Milcherzeuger müssen das Handtuch werfen. Das gilt besonders für Länder, in denen die Landwirte ohnehin finanziell eher schwach auf der Brust sind und für Geld von der Bank eventuell auch noch horrende Zinsen zahlen müssen, z. B. in Süd- und Osteuropa sowie in Südamerika.


Für hiesige Milchkuhhalter dürfte das nur ein schwacher Trost sein. Auch bei uns machen sich immer mehr Betriebsleiter ernsthaft Sorgen, wie sie die angespannte Lage überstehen sollen. Jetzt sind vor allem unsere Molkereien in der Pflicht. Sie müssen weiterhin alles daran setzen, Drittlandmärkte zu erschließen und der Konkurrenz aus anderen Exportregionen Paroli zu bieten.-me-

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