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Milchmarkt: Vorerst stabil – aber was kommt dann?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Milchmenge ist international nicht so stark gestiegen wie befürchtet. Das stützt die Preise. Damit das so bleibt, muss allerdings der Exportmotor weiterhin auf Hochtouren laufen.


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Keine Frage: Milcherzeuger hätten gern höhere Erlöse. Denn das aktuelle Niveau deckt zumeist gerade so die Produktionskosten – und diese steigen. Die Milchpreise behaupten sich allerdings besser als erwartet. Dies ist auch der stetigen internationalen Nachfrage geschuldet, vor allem aber der Tatsache, dass sich das Angebot in relativ überschaubaren Grenzen hält. Was bringt die Zukunft?


Nach einer Analyse der Rabobank könnten bereits Anfang 2020 Schwächen drohen. Dann seien wachsende Exportüberschüsse zu erwarten, heißt es. Ob es so kommt, muss sich aber erst zeigen. Und vorerst droht dem Markt vom Angebot her keine Gefahr.


Milchmenge steigt kaum


Das bestätigt auch der jüngste Bericht des US-Agrarministeriums (USDA) zum internationalen Milchmarkt. Demnach steigt die Erzeugung der fünf führenden Exporteure in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr nur um etwa 0,4% bzw. 1,3 Mio. t (siehe Übersicht rechts.). In der vorherigen Prognose war das USDA noch von +3,8 Mio. t ausgegangen.


Als Grund für die Korrektur verweist das USDA auf verbreitete Probleme mit der Grundfutterversorgung. Ausgelöst durch Trockenheit und hohe Temperaturen. Es gibt jedoch Unterschiede:


  • Argentinien hat in den ersten Monaten des Jahres wegen Futterengpässen deutlich weniger Milch erzeugt als erwartet. Außerdem investieren die Gauchos wegen der galoppierenden Inflation und sehr hoher Zinsen relativ wenig in die Milcherzeugung. Das USDA hat seine vorherige Mengenschätzung deshalb um 5% auf das Niveau von 2018 gesenkt. Seit Mai haben sich aber die Vegetationsbedingungen sowie die Grundfutterversorgung verbessert. Zudem sind die Milchpreise um 60% gestiegen. Das regt die Erzeugung an.
  • Besonders drastisch waren die Dürrefolgen in Australien. Um Futter zu sparen wurden in Down Under laut USDA etwa 3% der Kühe geschlachtet. Die Milchmenge lag bis Mai 2019 ca. 14% unter der Vorjahreslinie. Und insgesamt wird ein Minus von 8% erwartet – gegenüber 2018 und der vorherigen USDA-Prognose. Die US-Analysten gehen deshalb davon aus, dass die australische Milchpulver- und Butterproduktion sinken werden. Die Käsemenge soll hingegen stabil bleiben.
  • In Neuseeland sind die Milcherzeuger zunächst langsam ins Jahr 2019 gestartet, berichtet das USDA. Gründe waren das zuerst enttäuschende Preisniveau und die ebenfalls vorhandenen Grundfutterengpässe. Mittlerweile hat sich die Lage gebessert, und die Kiwis werden wohl etwa soviel Milch melken wie im Vorjahr. Das heißt, sie bleiben ein starker Konkurrent beim Export.
  • Letzteres dürfte auch für die USA gelten. Allerdings liegt dort die Erzeugung unter der Vorjahreslinie, weil der Kuhbestand abgenommen hat. Das fangen Leistungssteigerungen nur zum Teil auf. In der zweite Jahreshälfte erwarten Analysten feste Milchpreise.
  • In der EU trat die Milcherzeugung im Jahr 2019 zuerst auch auf der Stelle. Dann entspannte sich die Grundfuttersituation, wenn auch die erneute Hitze und Trockenheit vielen Erzeugern schon wieder die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat. Der leichte Rückgang der Kuhzahlen wird durch bessere Leistungen aufgefangen. Und gegenüber 2018 steigt die EU-Milchmenge um rund 1%, meinen Beobachter. Irland, Polen und Großbritannien sollen teils deutlich zulegen. Dagegen werden in Deutschland und Frankreich nur stabile bzw. eventuell sogar sinkende Milchmengen erwartet.


Mehr Nachfrage in Asien


Das Angebot ist allerdings nur ein Faktor für die weitere Entwicklung der Milcherlöse. Ebenso wichtig sind die Nachfrage bzw. die Exportmöglichkeiten. In Nordamerika sowie der EU stößt die Binnennachfrage an Grenzen und auch bei anderen Exportnationen sind keine großen Zuwächse mehr zu erwarten. Das Preisniveau hängt also vom Außenhandel ab, vor allem in Richtung Asien.


Die Perspektiven sind dabei gar nicht schlecht. Vor allem, wenn man nach China schaut. Peking forciert zwar den Strukturwandel hin zu großen und vor allem modernen Milchfarmen. Hohe Preise motivieren ebenfalls zur Ausweitung der Produktion. Für 2019 wird ein Plus von 2% erwartet. Schärfere Umweltauflagen deckeln allerdings die Zuwachsraten. Hinzu kommen steigende Futterkosten infolge des Handelskrieges mit den USA. Und zuletzt wurden überdies sogar vermehrt Kühe geschlachtet, weil sich auch Rindfleisch wegen der grassierende Afrikanischen Schweinepest deutlich verteuert hat.


China muss importieren


Von einer Selbstversorgung mit Milch und Milchprodukten kann im Reich der Mitte also auch künftig keine Rede sein. Eventuell steigt der Importbedarf sogar. Denn die USDA-Analysten erwarten einen weiteren Anstieg des chinesischen Pro-Kopf-Verbrauchs von Milch, der sich derzeit nur auf einem Niveau von rund 30% des weltweiten Durchschnitts bewegt. Neben Frischmilchprodukten sind Milchpulver sowie Butter lebhaft gefragt.


China ist einer der wichtigsten Importeure. Das USDA beziffert die Einfuhren für 2019 z.B. auf rund:


  • 550000 t Vollmilchpulver (die Hälfte des weltweiten Importvolumens) und
  • 325000 t Magermilchpulver – China schließt damit immer näher auf zu Mexiko, das 368000 t importieren soll.


Bei Käse und Butter spielen die Chinesen trotz der steigenden Verbrauchernachfrage noch nicht die erste „Importgeige“ – sie steigern allerdings auch hier die Zukäufe vom Weltmarkt. Gleiches gilt für Joghurt und andere hochveredelte Milchprodukte. Etliches davon stammt aus der EU.


Und das bedeutet Für uns?


Auch die EU-Kommission erwartet in der zweiten Jahreshälfte 2019 durchaus lebhafte Exporte von Milchpulver, Käse und Co. Das dürfte die Milchpreise in der Gemeinschaft stützen. Es droht vorerst auch keine Gefahr mehr durch unverkauftes Milchpulver in der Intervention. Ende Juni befanden sich gerade noch 182 t in öffentlicher Hand. Auch das spricht im weiteren Verlauf für stabile bis feste Preise.


Sorgen bereitet Beobachtern allerdings der Fettmarkt. Die vorderen Butternotierungen der Terminbörse EEX haben in den letzten Monaten spürbar nachgegeben. Und auch die späteren Liefertermine werden kaum höher bewertet. Das Angebot nimmt nach Berechnungen der Rabobank zu. Ohne zusätzliche Exportmöglichkeiten bleibe der Preisspielraum nach oben bei der Fettfraktion begrenzt, heißt es.


Vorerst sollten sich Landwirte von diesen Prognosen aber nicht verunsichern lassen. Stellenweise hat sich die Grundfutterversorgung bei uns und in anderen EU-Staaten in den vergangenen Wochen wieder verschlechtert. Das könnte die Milchmenge deckeln und die Preise zumindest stabilisieren.


joerg.mennerich@topagrar.com

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