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Milchpreise – geht es weiter aufwärts?

Lesezeit: 5 Minuten

Beobachter rechnen auch im Jahr 2022 mit festen Milchpreisen. Allerdings explodieren die Produktionskosten, und es gibt eine große Unbekannte: die Coronapandemie.


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Unser Autor


Mathias Klahsen, Marktexperte der LWK Niedersachsen in Oldenburg


Die Erzeugerpreise für Milch stiegen bis Ende 2021 über 40 ct/kg. Der freundliche Trend begann im Frühjahr, und ab September wurden die Sprünge immer größer. Allerdings gilt das auch für die Kosten. Mischfutter, Energie usw. sind so teuer geworden, dass auch bei den derzeitigen Erlösen nicht alle Milcherzeuger ihre Vollkosten decken können. Wie gehts weiter?


Eine Entspannung ist bei den Kosten nicht in Sicht. Es werden z.B. weiterhin hohe Preise für Zukauffuttermittel erwartet. Auch bei der Energie ist noch keine Wende zum Besseren in Sicht. Das heißt, damit sich die Produktion von Milch rechnet, müssen die Erzeugererlöse noch weiter zulegen.


Milchangebot steigt wenig


Wichtig ist, dass die Milchmenge nicht sehr gesteigert wird. In diesem Punkt gibt das US-Agrarministerium (USDA) in seinem jüngsten Bericht zum internationalen Milchmarkt grünes Licht.


2021 stieg die Milcherzeugung der führenden Exporteure nur um ca. 1%, und für 2022 sagt das USDA ähnlich moderate Steigerungen voraus. Etliche Produzenten reizen das Leistungspotenzial ihrer Tiere wegen gestiegener Produktionskosten nicht mehr voll aus:


  • In der EU-27 rechnen die US-Analysten für 2022 mit einer Produktionssteigerung von weniger als 1%. Die Zahl der Kühe sinkt etwas, dafür steigen die Milchleistungen. In Deutschland dürfte sich die Erzeugung sogar nur auf Vorjahresniveau bewegen, meinen Analysten – nicht nur wegen der Kostenexplosion, sondern auch wegen schärferer Vorschriften in puncto Haltung usw.
  • Durch die Produktionskosten werden dem USDA zufolge auch die Milcherzeuger in den USA ausgebremst. Ähnlich wie in der EU wird ein Mengenplus von weniger als 1% erwartet.
  • In Neuseeland soll die Milchmenge 2022 gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert bleiben. 2021 konnte die Erzeugung durch die gute Grundfuttersituation noch um ca. 6% zulegen. Steigende Milchleistungen haben den stetigen Rückgang der Kuhzahlen bislang kompensiert. Aber auch bei den Kiwis steigen die Kosten. Zudem werden die Vorschriften zum Trinkwasser- und Klimaschutz weiter verschärft. Das bremst die Milchkuhhalter aus.
  • Für Argentinien sagt das USDA die größte Steigerungsrate voraus. Nachdem die Milchmenge dort 2021 sogar um über 4% wuchs, wird für 2022 allerdings nur noch eine Steigerung um knapp 2% erwartet.
  • In Australien soll in diesem Jahr gut 1% mehr Milch gemolken werden. Neben gestiegenen Erlösen, mehr Futter und einer besseren Wasserversorgung ist das laut USDA weniger Engpässen bei Fremdarbeitskräften geschuldet. Die Reisebeschränkungen wurden gelockert. Noch im Vorjahr hatten etliche Betriebe mangels Arbeitskräfte die Milcherzeugung gedrosselt oder sogar von „Milch“ auf „Fleisch“ umgesattelt.


Chinas Bedarf steigt stetig


Dass das Milchangebot wenig steigt, ist eine gute Nachricht, es gibt aber eine zweite: Trotz Problemen in der globalen Logistik infolge der hohen Energie- und Transportkosten sowie Engpässen bei Frachtcontainern – diese stecken in den Häfen fest – ist die Nachfrage nach Milchprodukten weltweit sehr lebhaft.


Eine entscheidende Rolle als Absatzmarkt spielt dabei Asien, vor allem China. Das Reich der Mitte versucht zwar, die eigene Versorgung mit Milch und Milcherzeugnissen weiter auszubauen. Bislang jedoch ohne Erfolg. Der Importbedarf wird immer größer.


Die Käseimporte Chinas stiegen im Jahr 2021 um 30%, und für 2022 wird ein weiterer Anstieg um gut 17% erwartet. Bei Butter erwarten Analysten Importsteigerungen in ähnlicher Höhe. Denn der Konsum wächst rapide, in dem Jahr 2021 z.B. um 10%.


Das USDA erwartet bei Mager- und Vollmilchpulver ebenfalls weiter steigende chinesische Importe. Neben der boomenden Nachfrage nach Backwaren treiben spezielle Milchdrinks und das positive Image der Milch die Nachfrage in China in die Höhe. Die schwächelnde Nachfrage als Rohstoff für Säuglingsnahrung kann durch die steigenden Absatzzahlen in anderen Sektoren mehr als ausgeglichen werden.


Export ist kein Selbstläufer


Auch die Milchindustrie der EU profitiert vom Asiengeschäft. Dies dürfte ein Grund für den trotz der stagnierenden Milchmengen erwarteten weiteren Ausbau der Käseproduktion in der Gemeinschaft sein. Analysten erwarten ein Exportplus von rund. 1%. Mit einem voraussichtlichen Ausfuhrtvolumen von rund 1,42 Mio. t bleibt die EU-27 der größte Käseexporteur (siehe Übersicht unten). An der zweiten Stelle stehen die USA mit 0,41 Mio. t. Hauptabnehmer der EU ist zumindest bislang allerdings nicht China, sondern es sind Großbritannien, die USA und Japan.


Am weltweiten Buttermarkt ist Neuseeland Exporteur Nr. 1, gefolgt von der EU-27. Insgesamt wird mit einer Steigerung der globalen Butterexporte um etwa 2% gerechnet. Diesen Zuwachs sagt das USDA auch für die EU voraus. Ein vergleichbares Plus erwarten Beobachter auch bei den EU-Ausfuhren von Magermilchpulver (MMP). Dass die Gemeinschaft im Jahr 2022 dadurch den Spitzenplatz der Exporteure zurückerobert, wird aber bezweifelt. Kampflos werden die USA ihre zuletzt gewonnenen Marktanteile vermutlich nicht wieder aufgeben.


Corona bereitet Sorgen


Bei allem Optimismus: Es gibt auch Einflussfaktoren, die den Beobachtern in puncto Milchmarkt Kopfschmerzen bereiten. Auch im neuen Jahr bleibt z.B. die Unsicherheit über Folgen der Coronapandemie bestehen. Bereits jetzt könnten sich die Preise fester entwickeln, wenn nicht die Coronamaßnahmen die Nachfrage beeinflussen und die globale Warenlogistik erschweren würden. Außerdem nehmen Käufer oft eine abwartende Haltung ein, was eine langfristige Planung erschwert. Und erneute Lockdowns kann jetzt aus Marktsicht ohnehin niemand gebrauchen.


Zudem nehmen Ersatzprodukte den klassischen Milchmarkt immer stärker in die Zange. FAO und OECD erwarten für Ostasien, Europa und Nordamerika ein starkes Wachstum bei pflanzlichen Milchersatzprodukten. Dass ihr Marktanteil sich weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegen wird, ist nur ein eher schwacher Trost. In Deutschland verzeichnete der Markt für pflanzliche Alternativprodukte im Jahr 2020 übrigens ein Wachstum von 45%. Auffallend dabei ist die zügige Erweiterung der Angebotspalette.


Trotzdem: Die relativ überschaubaren Produktionssteigerungen und die lebhafte Nachfrage sprechen für festere Milchpreise. Die werden auch dringend benötigt, um die immer höheren Kosten zu decken. Ein Selbstläufer wird der Milchmarkt 2022 aber nicht.


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joerg.mennerich@topagrar.com

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