Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Mischfutter – kaufen oder noch länger warten?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Mischfutternotierungen stehen unter Druck. Ob jetzt der Boden erreicht ist, beleuchten Hayo Wessel und Dr. Vinzenz Bauer, LWK Niedersachsen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Soll ich schon meinen Mischfutterbedarf für die nächsten Monate vorkaufen? Wäre es eventuell sogar richtig, für noch längere Laufzeiten Vorkontrakte abzuschließen. Oder lebe ich besser von der Hand in den Mund, decke ich mich im Tagesgeschäft ein und mache erst Verträge über große Mengen, wenn die Preise noch weiter gesunken sind? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Viehhalter in Zeiten wie diesen, wenn man an jeder noch so kleinen Kostenschraube drehen muss, um über die Runden zu kommen.


Leider gibt es keine einheitliche Meinung darüber, ob die Preise schon den Boden erreicht haben oder nicht. Auch die allgemeinen Rahmenbedingungen lassen sich unterschiedlich interpretieren. Vieles hänge z.B. davon ab, welchen Zeitraum man betrachte, heißt es.


Günstige Rohstoffe einpreisen!

Vorerst sprechen fast alle Marktsignale für nachgiebige Mischfutterpreise. Die Nachfrage ist z.B. nach wie vor ruhig:


  • Bei uns und in anderen Ländern der EU sind Schweine-, Milchvieh- und Geflügelhalter nicht sehr an neuen Kontrakten interessiert. Nicht nur, weil sie vorerst noch versorgt sind und auf sinkende Futterpreise spekulieren, sondern zumindest teilweise auch, weil ihnen schlicht das Geld dafür fehlt.
  • Zudem nehmen u.a. im Rahmen der Initiative Tierwohl die Stallplatzzahlen in der Schweinemast ab. Eine weitere Erklärung für die ruhigere Nachfrage.
  • Vereinzelt haben Viehhalter jüngst sogar die eigenen Mahl- und Mischanlagen wieder reaktiviert. „Man spart sich damit die Marge, die sonst der industrielle Mischfutterhersteller oder der Zwischenhandel eingestrichen hätte“, sagt ein Schweine-Spezialberater. Wer noch keine Mahl- und Mischanlage habe, werde dafür aber auch jetzt kein Geld ausgeben, ist er überzeugt.


Er glaubt allerdings, dass der schleppende Abverkauf den einen oder anderen Mischer dazu bewegen wird, die kräftig gesunkenen Rohstoffkosten mehr als bisher in die Forderungen für Mischfutter einzupreisen.


Im Bundesmittel bewegen sich die Notierungen für Sojaschrot jetzt etwa 15 bis 17% unter den Kursen, die Mitte 2015 ermittelt wurden. Bei Futtergetreide, vor allem Weizen und Gerste, beträgt der Preisrückgang im gleichen Zeitraum je nach Region bei 10 bis 15%. Im Vergleich dazu sind die Preiskorrekturen bei Milchleistungsfutter mit minus 7 bis 8%, beim Endmastfutter für Schweine mit minus 5% und bei Legehennenfutter mit minus 4 bis 5% bislang sehr moderat gewesen.


Zugegeben: Die Firmen müssen bei ihrer Preisgestaltung auch berücksichtigen, dass sie z.B. noch Getreide verarbeiten, das sie aus heutiger Sicht (zu) teuer eingekauft haben. Mittlerweile ist die Spanne zwischen Ein- und Verkauf aber so groß, dass es sich wohl wirklich lohnt, auf weiter nachgebende Mischfutterpreise zu spekulieren.


Auch mittelfristig eher Baisse:

Einige Händler begründen ihre Preispolitik mit dem Hinweis, man kalkuliere vorsichtig und könne dadurch anziehende Rohstoffkosten später abpuffern. Das dürften allerdings Lippenbekenntnisse sein, denen keine Taten folgen. Außerdem stehen auch die mittelfristigen Signale eher auf Baisse als auf Hausse:


  • Solange die Erlöse der Schweine-, Rinder- und Geflügelhalter auf ruinösem Niveau verharren, bleibt die Mischfutternachfrage begrenzt bzw. sie geht eventuell sogar noch weiter zurück. Die Tierbestände werden in einigen Regionen bereits verkleinert. Und noch ist eine nachhaltige Wende zum Besseren bei Milch, Schweine- und Geflügelfleisch nicht in Sicht.
  • Die Mischer werden wohl auch weiterhin auf relativ günstiges Futtergetreide zugreifen können. Der Internationale Getreiderat (IGC) geht davon aus, dass die Vorräte an Grobgetreide (das ist überwiegend Futtergetreide) bis Mitte 2016 im Vergleich zum Vorjahr nur um ca. 4 Mio. t auf dann 242 Mio. t abnehmen. Das sichert den weltweiten Bedarf für 70 Tage und wird in Fachkreisen als „auskömmlich“ bezeichnet.
  • Auch Eiweißträger werden weiterhin problemlos und zu ansprechenden Preisen zu bekommen sein. Weltweit werden laut IGC in der laufenden Saison 322 Mio. t Sojabohnen erzeugt. Der Verbrauch beträgt 321 Mio. t, und die Vorräte nehmen bis Mitte 2016 sogar um 1 Mio. t auf 44 Mio. t zu. Überdies bauen die Argentinier ihre Zollschranken für Sojaexporte ab, was auch auf die internationalen Notierungen drücken dürfte.
  • Dass Chinas Wirtschaft längst nicht mehr so rasant läuft wie bisher, macht sich an den Futtermittelmärkten ebenfalls bemerkbar. Das Reich der Mitte, das sonst ein fast sicherer Abnahmegarant war, hat seine Importe von Soja und Getreide schon gedrosselt.


Neben diesen Faktoren belasten auch die relativ drängenden Getreideofferten aus Osteuropa die Weltmarktnotierungen. Allerdings ist ukrainische Gerste nach Informationen von Beobachtern mittlerweile nahezu ausverkauft. Und Russland werde jetzt ebenfalls als Anbieter alterntiger Ware weniger in Erscheinung treten, heißt es.


Je weniger Getreide Russland und die Ukraine exportieren, desto stabiler tendieren bei uns die Getreide- und Mischfutterpreise. Das sollten Sie bedenken, bevor Sie beim Mischfutterkauf alles auf eine Karte setzen und völlig auf Vorkontrakte verzichten.


Und dann?

2016/17 werden die Karten neu gemischt. Moskau und Kiew wollen die Ernte- und Exportmengen der letzten Jahre erreichen und eventuell auch noch toppen. Doch Politik ist eine Sache, die Realität eine andere. Russland und die Ukraine haben seit Ausbruch ihrer Auseinandersetzungen um die Krim mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Hinzu kommen in Russland die EU-Handelsrestriktionen sowie der massive Ölpreisverfall.


Der russische Rubel sowie die ukrainische Währung, der Griwna, stehen unter Druck, was Betriebsmittel verteuert. Und für Kredite muss man hohe Zinsen zahlen, wenn man denn als landwirtschaftlicher Betrieb überhaupt Kredite erhält. Diese Probleme kommen jetzt zum Tragen. Geringere Anbauflächen und Einsparungen beim Dünger könnten die Ernte 2016 spürbar niedriger ausfallen lassen, meinen Beobachter.


Das heißt nicht, dass Getreide und Mischfutter garantiert teurer werden. Aber die Luft nach unten wird im weiteren Verlauf wohl dünner. Beispielsweise wenn die nächste Getreideernte in der EU kleiner ausfällt. Oder wenn China wieder mehr Getreide und Soja importiert. Irgendwann werden sich auch die Märkte für Milch und Fleisch fangen, und die Mischfutternachfrage wird zunehmen. Auch das sollten Sie bei Ihrer langfristigen Einkaufsplanung berücksichtigen. -me-

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.