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topplus Reportage

Niedersächsische Winzer-Pioniere

Lesezeit: 3 Minuten

Familie Meyer hat bei Lüneburg knapp 2 ha Weinreben gepflanzt. Trotz des norddeutschen Wetters werden sie aus den angepassten Rebsorten qualitativ hochwertigen Wein erzeugen können.


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Der Thomasburger Ortsteil Wiecheln (Kreis Lüneburg) ist ein kleines niedersächsisches Bilderbuchdorf: Pflasterstraße, rote Klinkerhäuser, alte Eichen. Der eingezäunte Weingarten hinter Hans-Jürgen Meyers (68) Haus überrascht – hier betreibt jemand ein ausgefallenes Hobby. Der Wein soll für Familie Meyer eine ernstzunehmende Einkommensalternative werden, das zeigt sich, wenn man hinterm Garten aufs Feld tritt: Auf rund 1,7 ha ehemaligem Kartoffelacker stehen seit 2018 rund 2500 Weinreben. Weitere 2600 Pflanzen sind im Frühjahr hinzugekommen.


Bei unserem Besuch Ende Mai fallen vor allem die zahllosen Pfähle und Drahtreihen auf sowie der Schutzzaum um die Anlage. Die Reben selbst muss man suchen, Spätfröste haben in diesem Frühjahr die bereits ausgetriebenen Pflanzen schwer geschädigt. „Damit ist klar, dass die Pflanzen 2019 nicht so groß werden, wie sie sollen“, erklärt Hans-Jürgen Meyer. Trostpflaster: „Bis der erste trinkbare Wein aus dieser Anlage kommt, vergehen noch zwei bis drei Jahre“, erläutert der pensionierte Diplom-Kaufmann das Langzeit-Invest- ment. Entsprechend akribisch hat er den Weinanbau mit seinem Sohn Hannes (34), der hauptberuflich als Lehrer arbeitet, geplant und sich enorm viel Wissen zum Weinbau angeeignet.


Lange geplant


Die Idee, selbst auch einzusteigen, entstand vor fünf Jahren, nachdem Meyers einen TV-Bericht über Wein in Norddeutschland gesehen hatten. Zunächst pflanzten die beiden verschiedene Sorten im 300 qm kleinen Weingarten nebeneinander. „99 Pflanzen darf jeder ohne Pflanzrechte setzen. Wir haben bewährte Sorten aus dem Süden und neue Sorten, wie z.B. den im Norden bewährten Solaris nebeneinander gepflanzt, um vergleichen zu können“, erläutert er den Versuchsgarten. Für den Norden eignen sich pilzresistente und frühreife Sorten besser. Letztlich kristallisierten sich zwei rote und zwei weiße Sorten heraus.


2016 konnten Meyers dann Rebpflanzrechte erwerben, die Voraussetzung sind, um Wein professionell anzubauen und vermarkten zu dürfen. Hannes Meyers Antrag bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), wurde bewilligt.


Bis zur Pflanzung vergingen weitere eineinhalb Jahre, da das Pflanzgut für neue Sorten lange im Voraus bestellt werden muss und jeder Rebstock einzeln veredelt wird: Auf eine reblausresistente, amerikanische Unterlage wird die eigentliche Sorte gepropft. Hinzu kamen zahlreiche Behördengänge, da Meyers den ersten Weinberg im Landkreis anlegen wollten.


Inzwischen ist die Anlage fertig: Hunderte Stahlstangen tragen Dutzende Kilometer Draht, an dem die Reben entlangranken sollen. 600 m Wildschutzzaun umgeben die Reihen, damit sich Wildschweine und Rehe nicht am Wein vergreifen. Allein für Pflanzgut, Draht, Pfähle und Zaun haben Meyer etwa 30000 € investiert, Maschinen und Arbeitszeit nicht mitgerechnet.


Meyers sind überzeugt, dass ihre Anlage einmal reichlich und guten Wein abwerfen wird: Die Pflanzen wurzeln später bis zu 30 m tief und erreichen so wasserführende Schichten. Das Mikroklima am leicht nach Süden geneigten Standort ist windgeschützt.


Meyers planen, langfristig sechs bis acht ha Wein anzubauen und aus Wiecheln ein kleines norddeutsches Weingut zu machen. In zwei Jahren könnte die erste größere Traubenernte für die Weinproduktion starten. Später könnte es jährlich bis zu 10000 Flaschen Wiechelner Wein geben. Vermarkten wollen sie diese über Läden und Direktvermarkter in der Umgebung und über die Gastronomie. „Die Nachfrage ist bereits jetzt vorhanden“, stellen Meyers selbstbewusst fest.

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