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Optionen: Preise sichern, Chancen behalten

Lesezeit: 6 Minuten

Wer sich gegen Preiseinbrüche absichern will, ohne die Chance auf spätere Preissteigerungen zu verbauen, kommt an Börsen-Optionen fast nicht vorbei. Das meint Stephanie Stöver, Kaack Terminhandel. Dafür werden allerdings happige Prämien fällig.


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Selbst Optimisten gehen nicht davon aus, dass die Preisschwankungen (die Volatilität) an den Märkten für landwirtschaftliche Erzeugnisse abnehmen. Im Gegenteil: Die Ausschläge nach oben und unten werden voraussichtlich noch heftiger. Denn immer mehr Staaten überlassen diese Märkte dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage, und zwar weltweit. Der sprichwörtliche chinesische Sack Reis kann somit die europäischen Getreidepreise auf Achterbahnfahrt schicken. Wie soll man als Landwirt reagieren, wenn z.B. der Weizen in einem Jahr bis zu 250 €/t erlöst, im nächsten aber nur 125 €/t?


Hohe Preise absichern!

Wenn sich die Erlöse im oberen oder im unteren Bereich bewegen, ist die Antwort auf die Vermarktungsfrage relativ einfach:


  • Hohe Preise sollten Sie sich sichern. Das gilt nicht nur für das Tagesgeschäft, sondern auch für spätere Termine. Das aktuelle Marktgeschehen beeinflusst oft auch die Höhe der Offerten bei mittel- und langfristigen Lieferterminen.
  • Wenn die Notierungen sehr niedrig sind – 125 €/t Weizen decken die Produktionskosten nicht – sollten Sie hingegen abwarten. Billig verkaufen kann man schließlich auch später noch.


Wer sich nicht zu früh mittels eines Vorkontraktes auf einen Abnehmer festlegen will, kann an der Pariser Matif oder anderen Terminbörsen „hedgen“ (Näheres dazu lesen Sie z.B. in top agrar 2/2016, ab Seite 126). Dabei fixiert man einen Preis, verbaut sich allerdings auch die Chance, daran teilzuhaben, falls die Notierungen im weiteren Verlauf der Saison doch noch steigen.


Gerade dann, wenn sich die Preise für spätere Termine in einem mittleren Bereich bewegen – z.B. bei den bis vor Kurzem noch an der Matif notierten 170 bis 180 €/t ex Ernte 2017 –, stecken Erzeuger in der Zwickmühle. Wie kann man sich diese halbwegs kostendeckenden Mindestpreise sichern und trotzdem davon profitieren, wenn die Notierungen später anziehen?


Mit Hintertür:

Das funktioniert aus Erzeugersicht mittels sogenannter Optionen. Diese werden wie die eigentlichen Terminkontrakte, die Futures, an der Börse gehandelt, also z.B. an der Matif. Es gibt aber gravierende Unterschiede.


Durch den Verkauf des Future-Kontraktes geht man bereits einen Vertrag ein, der entweder durch Lieferung oder Glattstellung erfüllt werden muss. Dagegen beinhaltet eine Put-Option das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Future zu einem gewissen Preis zu verkaufen. Bei Call-Optionen würde man dagegen das Recht erwerben, einen Future zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Letzteres macht aber für Erzeuger, die ausschließlich Preise absichern wollen, keinen Sinn.


Für das sogenannte Ausübungsrecht muss eine Optionsprämie gezahlt werden. Dieses Geld ist man, ähnlich wie bei einer normalen Versicherung, auf jeden Fall los.


Steigt der Börsenkurs über das Absicherungsniveau, übt man das Recht nicht aus und lässt die Option verfallen. Gleichzeitig kann man aber nun auch seinen Weizen, Raps usw. zu dem höheren Kassapreis verkaufen, ohne wie beim klassischen Hedging, das ja unterm Strich ein Nullsummenspiel ist, einen Börsenverlust ausgleichen zu müssen.


Bei einem Verfall der Kurse würde man die Option hingegen ausüben und hätte sich so einen Mindestpreis gesichert. Dann würde ein Verkaufskontrakt zum abgesicherten Preis auf das Börsenkonto gebucht, der dann sofort oder spätestens bis zum letzten Handelstag glattgestellt werden muss, man würde also hedgen.


Was ist zu tun?

Bevor Sie sich in das Börsengetümmel stürzen, sollten Sie allerdings unbedingt einige Hausaufgaben machen:


Danach heißt es, erst einmal abwarten und schauen, welche Richtung die Notierungen einschlagen.


Der Weizenkurs steigt:

Angenommen, der Weizenpreis der Matif steigt in unserem Beispiel auf 250 €/t (vgl. Übersicht). Das lässt man sich als Erzeuger doch nicht entgehen. Man übt die Option für 180 €/t nicht aus, sondern lässt sie verfallen. Damit verliert man die eingesetzte Optionsprämie von 10 €/t. Anschließend verkauft man seinen Weizen für 235 €/t (dabei ist die Basis von -15 €/t berücksichtigt) am Kassamarkt. Von diesem Weizenerlös muss man noch die Optionsprämie abziehen. Damit ergibt sich unterm Strich ein Erlös von 225 €/t (235 €/t minus 10 €/t Optionsprämie). Das ist deutlich mehr als die ursprünglich als Mindestpreis angepeilten 165 €/t.


Und wie hätte diese Rechnung bei dem Verkauf von Future-Kontrakten ausgesehen, also beim klassischen Hedging? Der Landwirt hätte Börsen-Kontrakte für 180 €/t verkauft. Zum Ende der Laufzeit wäre der Kurs auf 250 €/t geklettert, was einen Verlust auf dem Börsenkonto von 70 €/t ergeben hätte. Gleichzeitig wäre der Kassapreis vor Ort von 165 €/t auf 235 €/t gestiegen. Davon müsste der Börsenverlust abgezogen werden. Hedging ist schließlich im Prinzip ein Nullsummenspiel. Unterm Strich hätte man also die angestrebten 165 €/t erlöst, mehr nicht.


Am besten würde man übrigens bei steigenden Preisen ohne Absicherung abschneiden. In unserem Beispiel wäre unser Erzeuger auf einen Weizenerlös von 235 €/t gekommen.


Der Weizenkurs fällt:

Dafür würde es ohne Netz und doppelten Boden auch richtig teuer, wenn die Notierungen abschmieren würden, z.B. auf 120 €/t:


  • Ohne Absicherung müsste man sich als Erzeuger dann unter Berücksichtigung der unterstellten Basis von 15 €/t mit mageren 105 €/t zufriedengeben.
  • Die Option würde hingegen ausgeübt, und dadurch ergäbe sich ein Börsengewinn von 60 €/t. Am Kassamarkt würden 105 €/t erzielt. Nach Abzug der Optionsprämie von 10 €/t blieben also unterm Strich 155 €/t.
  • Hätte man sich mit dem Verkauf von Futures für einen Kurs von 180 €/t gegen Preisschwankungen abgesichert, bliebe also auf dem Börsenkonto ein Plus von 60 €/t. Dies und der physische Verkaufserlös von 105 €/t würde sich auf 165 €/t summieren.


Auch bei Mindestpreismodellen:

Etliche Händler, auch die großen Genossenschaften, setzen den Optionshandel auch in ihrem Tagesgeschäft mit den Landwirten ein. Mindestpreismodelle wie Landea und Co. basieren z. B. darauf. Die dafür fälligen „Versicherungsprämien“ sind allerdings noch höher als die Optionsprämien der Terminbörsen.


Im Gegensatz zu den genannten Modellen des Handels kann man die Börsen-Option überdies im Prinzip zu jeder Zeit während ihrer Laufzeit zurückhandeln – wenn man an der Börse einen Abnehmer oder Verkäufer findet. Außerdem kann man sich bei den Börsen-Optionen auf einen selbstgewählten Zielpreis festlegen. Je weiter dieser von der Realität abweicht, desto teurer wird allerdings die Prämie. Man muss also mit Augenmaß vorgehen und sich vorab genau über Chancen sowie Risiken aufklären lassen

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