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Plötzlich keine QS-Zuschläge mehr

Lesezeit: 4 Minuten

Seit Juli bestraft QS Milchviehhalter, die zu QM-Milch wechseln. Sie verlieren jetzt ihre QS-Zuschläge für Altkühe. Was steckt dahinter?


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Als Bauer Huber* die Schlachtabrechnung für seine ausgemusterten Fleckviehkühe in den Händen hält, traut er seinen Augen nicht: Statt der gewohnten 6 Cent/kg SG Aufschlag für QS bekommt Huber diesmal nur den Durchschnittspreis für R3-Kühe aus Bayern. „Das kann nur ein Versehen sein“, denkt Huber und ruft bei seinem Händler Holmann* an.


Doch Holmann erklärt ihm, dass seine Rinder vorerst nicht mehr QS-fähig sind, weil Huber sich zum 1. August 2016 von QS abgemeldet hat. „Das stimmt zwar“, denkt Huber und kontert: „aber ich bin doch QM-Milch-Betrieb, und meine Tiere werden von QS anerkannt!“ „Nein, Deine Tiere nicht“, erwidert Holmann.


Einjährige Sperrfrist:

Es stimmt zwar, dass die QS-GmbH Schlachtkühe akzeptiert, wenn sie von einem QM-Betrieb stammen. Seit dem 1. Juli 2016 gilt aber auch: Bei Abmeldung von QS verliert jeder Betrieb für 12 Monate die QS-Anerkennung, auch wenn er QM zertifiziert ist. Erst danach dürfen Hubers Tiere wieder das QS-Siegel tragen. Dass Huber dies nicht wusste, hat auch damit zu tun, dass QS die neue Regel erst Anfang Juni, also recht kurzfristig, veröffentlicht hat, und dies auch nicht an große Glocke hängte. Man wollte wohl eine Abmeldewelle verhindern. Denn hätte sich Huber vor dem 1. Juli bei QS abgemeldet, hätte er nun kein Problem.


Das Ergebnis ist sehr unglücklich: Denn während Huber in die Röhre schaut, kann sein Nachbar, der nie QS-Betrieb war, aber sich nun neu als QM-Betrieb angemeldet hat, sofort mit Zuschlägen rechnen. „So werden Betriebe bestraft, die frühzeitig QS unterstützt haben“, ärgert sich Dr. Christian Baumgartner vom bayrischen Milchprüfring.


Bei QS hält man die Regelung trotzdem für angemessen. „Es haben sich nur wenige Betriebe in Süddeutschland gemeldet,“ erklärt Katrin Spemann, zuständig für Landwirtschaft bei QS. Sie erläutert die neue Regel: „Wir wollen verhindern, dass Betriebe, die bisher bei QS waren, nun mit einem niedrigeren Level ins QS-System liefern. Das gilt für QM-Milch ebenso wie für andere anerkannte Standards, z.B. auch für das niederländische IKB-System.“


Vor allem Bayern betroffen:

Das Problem scheint deutlich größer zu sein als QS vorgibt. Bayerische Molkereien berichten, dass unter ihren Lieferanten hunderte von Betrieben betroffen sind. Dass sich der Widerstand gegen die neue Regelung vor allem in Bayern formiert, hat zwei Gründe:


  • Viele bayerische Molkereien haben bisher auf QM-Milch verzichtet. Doch seit Ende 2015 fordert der Lebensmittelhandel verstärkt diese Zertifizierung – auch in Bayern. Die Folge: Viele Erzeuger kommen nun zu QM-Milch.
  • Gleichzeitig sind auch viele bayerische Betriebe QS-zertifiziert, weil es Voraussetzung für das Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern (GQ)“ ist. Der Freistaat fördert die GQ- bzw. die QS-Teilnahme sogar.


Viele Milchviehbetriebe sind nun sowohl QM- als auch QS-zertifiziert, und fragen sich zurecht, ob sie beides brauchen, denn Aufwand und Kosten steigen. Da viele Molkereien QM voraussetzen bzw. honorieren, fällt QS oft hinten rüber.


Bauernverbände?

Unklar ist die Rolle der Bauernverbände bei der Geschichte. Der Deutsche Bauernverbands (DBV) sitzt sowohl bei QS als auch bei QM-Milch in den Gremien und hat großen Einfluss auf die Regeln. Dort heißt es, QS müsse da noch mal „ran“. Bei QS verweist man hingegen auf den Fachbeiratsbeschluss.


Der Bayerische Bauernverband sitzt ebenfalls in diesem Fachbeirat von QS. Der Präsident Walter Heidl hat nach Auskunft seines Büros den Beschluss damals anders verstanden. Er fordert, die Regel wie folgt auszulegen: Es sollen nur die Betriebe 12 Monate gesperrt werden, die zuvor durch ein QS-Audit gefallen sind. Sie könnten sonst versuchen, über QM-Milch mit ihren Schlachttieren wieder ins QS-System zu kommen.


Ein Kompromiss, mit dem die meisten Erzeuger wohl leben könnten. Bauer Huber würde dann jedenfalls seine Zuschläge erhalten. Er versteht ohnehin nicht, warum es zwei unterschiedliche Systeme für Milch und Fleisch geben muss. -ab-

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