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Raps ist unterbewertet

Lesezeit: 5 Minuten

Den Ölmühlen fehlt Anschlussware und die Ernte-prognosen für 2016 sind auch nicht üppig. Trotzdem sind die Preisgebote rückläufig. Was ist los?


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Die Erzeugerpreise für Raps haben seit dem Jahresbeginn um 10 bis 20 €/t nachgegeben. Die Offerten zur Ernte 2016 wurden stellenweise sogar noch stärker gesenkt. Das Interesse an Vorverträgen ist denn auch gering. Im Tagesgeschäft reagieren viele Landwirte allerdings unterschiedlich.


An einigen Standorten habe die Abgabebereitschaft zugenommen, berichten Beobachter. Hier sehen Erzeuger offenbar wenig Chancen, dass sich der Markt zum Besseren wendet. In anderen Gebieten ist dagegen noch weniger Raps zu mobilisieren als bisher. Händler bemängeln, der Markt werde nicht kontinuierlich beliefert. Offenbar rechnen Erzeuger wieder mit Licht am Horizont.


Große Preisspannen:

Vieles hängt davon ab, wie viel Ihnen aktuell geboten wird. Je nach Standort liegen die Preise weit auseinander.


  • Im Norden und Nordosten wurden zuletzt (netto, frei Landlager) meistens zwischen 330 und 350 €/t gezahlt. Ab Station teils auch 5 bis 7,50 €/t mehr. Dies gilt auch für Hafenstandorte, z.B. am Mittellandkanal und an anderen wichtigen Wasserstraßen.
  • Bei Abnehmern im Westen und Südwesten waren dagegen selbst an frachtgünstigen Standorten oft nur 325 bis 347 €/t zu bekommen. Vereinzelt wurden zwar sogar unter 310 €/t notiert. Was solche „Notierungen“ wert sind, lesen Sie im Standpunkt (unten).
  • Im Osten Deutschlands reicht die Erzeugerpreis-Spanne frei Erfasser von 325 bis 345 €/t und ab Station von 335 bis 350 €/t.
  • Süddeutsche Erfasser bewilligen derzeit zwischen 335 und 353 €/t. Vereinzelt sollen an Wasserplätzen sogar bis 360 €/t gezahlt worden sein, zuletzt allerdings nur noch widerwillig.


Falls Ihr Abnehmer Ihnen Offerten nennt, die sich im oberen Bereich der genannten Spannen bewegen, machen Sie vermutlich nichts verkehrt, wenn Sie Ihr Lager jetzt leeren. Das Lagern kostet schließlich auch Geld und birgt sowohl Qualitätsrisiken wie natürlich auch die Gefahr, dass der Markt nicht hält, was man sich erhofft hat. Bei regelrechten Abwehrpreisen, wenn Ihr Handelspartner eventuell sogar noch unter den genannten Preisspannen bleiben will, sollten Sie Ihren Raps allerdings noch behalten.


2015/16 ist nicht vorbei.

Selbst Skeptiker sehen durchaus Chancen dafür, dass der Markt wieder Fahrt aufnimmt. „Kurzfristig dürften die Ölmühlen versorgt sein. Aber sie haben noch nicht genug Raps, um bis zur nächsten Ernte über die Runden zu kommen“, ist auch ein westdeutscher Makler überzeugt. Er glaubt überdies nicht, dass die Vorräte in Erzeugerhand wirklich noch so groß sind, wie teils behauptet wird.


Gerade beim Raps setzen die meisten Landwirte bei uns und in anderen Ländern der EU nach wie vor auf frühe Vorkontrakte bzw. auf den Verkauf ex Ernte. Das spricht in der Tat nicht gerade für große, unverkaufte Bestände. Die fundamentalen Rahmenbedingungen tun es auch nicht.


Der Hamburger Branchendienst Oil World beziffert die weltweite Rapserzeugung in der Saison 2015/16 auf insgesamt knapp 64 Mio. t (gut 5% weniger als 2014/15), davon u.a.:


  • 22,2 Mio. t in der EU-28 (- 9%),
  • 17,2 Mio. t in Kanada (+ 5%),
  • 9,5 Mio. t in China (- 10%),
  • 5,3 Mio. t in Indien (+ 6%),
  • 3,0 Mio. t in Australien (- 13%),
  • 1,8 Mio. t in der Ukraine (- 22%) und
  • ca. 1 Mio. t in Russland (- 25 %).


Das reicht nicht, um den Bedarf zu decken. Die weltweiten Vorräte sinken deshalb bis Mitte 2016 laut Oil World um weitere 12% auf rund 5,2 Mio. t. Das sind gerade einmal 8% des Jahresbedarfs – eine absolut sichere Versorgung sieht anders aus.


Die EU hat ohnehin schon seit Jahren damit zu kämpfen, dass allen Anbauausdehnungen zum Trotz viel Raps importiert werden muss. In der laufenden Saison dürfte die Versorgungslücke bei etwa 2,5 Mio. t liegen. Das könnte in Form anziehender Preise zum Tragen kommen, sobald die heimischen Ölmühlen im großen Stil Anschlusskäufe tätigen. „Die Ukraine ist nämlich schon weitgehend ausverkauft und kanadischer Raps, also Canola, ist auch nicht für Dumpingpreise zu bekommen“, sagt ein norddeutscher Großhändler.


Blick auf die Ernte 2016:

Sollten sich die Vorzeichen verdichten, dass die Ernten in der EU sowie in einigen anderen Ländern 2016 auch nicht spürbar größer ausfallen als die von 2015, könnte es sogar kräftigen Preisauftrieb geben.


Noch ist das nichts als Spekulation. Aber Analysten rechnen auch in diesem Jahr EU-weit lediglich mit annähernd 22 Mio. t Raps. Das deckt nicht den Bedarf. Und eventuell wird die Versorgungslücke auch noch größer. Denn die Ernteschätzung basiert auf relativ guten Ertragserwartungen – der milde Winter lässt grüßen. Sollte es doch noch verbreitet starken Frost geben oder später zu wenig Regen, drohen Einbußen.


Wichtig ist überdies, wie viel Raps EU-Verarbeiter künftig aus der Ukraine importieren können, um eventuelle Lücken zu schließen. Genau das könnte 2016/17 schwierig werden. Analysten erwarten in der Ukraine erneut einen kräftigen Rückgang der Rapserzeugung. Die Rede ist von minus 30%. Denn der Anbau wurde zur Ernte 2016 um 5% eingeschränkt, stellenweise soll es Auswinterungsschäden gegeben haben und die ukrainischen Landwirte setzten offenbar weniger Dünger ein als sonst. Letzteres ist eine Folge der hohen Kapitalkosten und der schwachen Währung.


Vieles ist noch offen. Sobald die Tagespreise in Bewegung kommen – hoffentlich mit positiven Vorzeichen – macht es auch Sinn, über Vorkontrakte für 2016/17 zu verhandeln. Behalten Sie die Nerven.Jörg Mennerich

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