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Raps: Jetzt verkaufen oder noch warten?

Lesezeit: 6 Minuten

Nach einem kurzen Aufbäumen sind die Rapskurse Ende November wieder auf Talfahrt gegangen. Trotzdem sollten Landwirte die Vermarktungssaison 2017/18 noch nicht abhaken, meint Marktkenner Bernd Irps, LWK Schleswig-Holstein.


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Während sich die ersten Anbauer schon mit dem Vorverkauf der nächsten Ernte befassen, liegt bei vielen Berufskollegen noch der Raps der Ernte 2017 im Lager. Sie fragen sich: Gibt es bei den Preisen noch Spielraum nach oben, lohnt es sich also, mit dem Verkauf noch zu warten?


Widersprüchliche Signale:

Auf den ersten Blick scheinen steigende Kurse für die EU-Ölsaat Nummer 1 fast vorprogrammiert zu sein. Denn das Angebot ist in Deutschland nicht übermäßig groß. Hier wurden in der letzten Ernte „nur“ 4,35 Mio. t Raps gedroschen, also rund 270000 t weniger als im Vorjahr. Der fünfjährige Schnitt von 5,2 Mio. t wurde sogar deutlich verfehlt.


Bei genauerer Betrachtung relativiert sich das Bild allerdings. Denn in den anderen Ländern der EU wurden die Vorjahresergebnisse übertroffen:


  • Frankreich hat zwar die ersten Ernteschätzungen inzwischen leicht nach unten korrigiert, liegt aber immer noch bei guten 5,35 Mio. t. Das sind rund 700000 t mehr als im Vorjahr.
  • Polen, Großbritannien sowie Rumänien – andere wichtige Rapsanbauer – haben ihre Produktion ebenfalls deutlich gesteigert.


Insgesamt stehen dem Markt in der EU in dieser Saison ca. 22,3 Mio. t Raps aus eigener Erzeugung zur Verfügung. Das reicht nicht, um den Bedarf zu decken. Denn diesen beziffern Experten auf ca. 25,7 Mio. t, also 800000 t mehr als im Vorjahr. Selbst wenn man die Vorräte von etwa 1 Mio. t berücksichtigt, fehlen also 2,4 Mio. t.


Einige Analysten halten diese Zahl mittlerweile zwar für zu hoch gegriffen. Denn im September senkte Brüssel die Zollbarrieren für argentinischen Biodiesel. Die bisher vor allem von Spanien und den Niederlanden eingeführten 200000 t im Oktober sowie die schätzungsweise weiteren 70000 t im November fallen bislang zwar kaum ins Gewicht. Noch größere Biodieseleinfuhren würden aber hiesige Produzenten unter Druck setzen. Und falls diese deshalb ihre Produktion senken, kaufen sie weniger Rapsöl, und dann sinkt auch die Nachfrage nach Raps. Das würde die Versorgungslücke sicher verkleinern, diese allerdings nicht vollständig verschwinden lassen.


International gefragt:

Die EU bleibt auf Rapsimporte angewiesen, und sehr reichlich ist der Weltmarkt nicht versorgt. Nach jüngsten Schätzungen wurden global knapp über 72 Mio. t Raps geerntet. Das sind etwa 2 Mio. t mehr als im Vorjahr, aber der Verbrauch legt ebenfalls zu. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) beziffert diesen in der laufenden Saison auf gut 73 Mio. t. Der Bedarf ist also wieder – und zwar das dritte Jahr in Folge – nur durch Rückgriff auf die globalen Vorräte zu decken. Diese dürften bis Mitte 2018 unter die Marke von 5 Mio. t sinken.


Um den Rohstoff „Raps“ bemühen sich zudem nicht nur europäische Interessenten. Besonderes deutlich haben in letzter Zeit die Importe Chinas zugenommen. Das Reich der Mitte wird im laufenden Wirtschaftsjahr laut USDA 4,3 Mio. t importieren und uns damit als wichtigsten Importeur ablösen.


Die EU hat aber noch ein weiteres Problem: Kanada wird nach jüngsten Schätzungen zwar 11 Mio. t Raps bzw. Canola ausführen. Diese Mengen kommen wegen der GVO-Problematik aber für unsere Verarbeiter nicht in Betracht. Diese setzen vor allem auf Lieferungen aus der Ukraine und Australien.


Die Ukraine liefert seit der Ernte stetig. Bis Mitte November wurden Hochrechnungen zufolge bereits 1,6 Mio. t Raps überwiegend aus der Ukraine in die EU importiert. Allmählich werden aber die Lieferungen von dort weniger. Und Australien wird vermutlich längst nicht so viel Raps ausführen können, wie in anderen Jahren. Denn in „Down Under“ erwartet das USDA wegen fehlender Regenfälle eine Rapsernte von gerade einmal rund 3 Mio. t. Das wäre ein Minus von mindestens 1 Mio. t gegenüber dem Vorjahr, die Lücke könnte aber sogar noch größer werden. Das wäre schlecht für die Verarbeiter, würde aber den Rapserzeugern in der EU eventuell bessere Preise bescheren.


Mauern die Ölmüller weiter?

Bislang kann von besseren Erzeugerpreisen wirklich keine Rede sein. Im Gegenteil: Als die Matif-Kurse jüngst überraschend stark ins Trudeln gerieten, wurden bei uns auch die realen Kassapreise deutlich nach unten „korrigiert“. Die Verkaufsbereitschaft hält sich denn auch in Grenzen. Dies auch, weil viele Landwirte beim Raps in dieser Saison noch mehr Preisspielraum nach oben vermuten als bei Getreide. Wie sind die Chancen, dass es so kommt? Und was ist mit Vorverträgen ex Ernte 2018?


Fakt ist: Es gibt neben der ohnehin engen Versorgungsbilanz der EU auch noch andere Indizien, die für steigende Notierungen für alterntigen Raps sprechen. Die heimischen Verarbeiter müssen z.B. auf jeden Fall noch Anschlusskäufe tätigen. Denn die Saison ist noch lang. Mineralölkonzerne haben überdies im Dezember noch Bedarf an Biodiesel. Auch das dürfte die Rapsnachfrage anregen. Eventuell ergeben sich also bis Ende Dezember und kurz nach dem Jahreswechsel wirklich wieder attraktive Verkaufsmöglichkeiten.


Nägel mit Köpfen machen!

Diese sollten Landwirte nutzen und zumindest einen Teil ihrer Lagerbestände vermarkten. Denn die weitere Preisentwicklung ist hochspekulativ. Vieles hängt in der Tat davon ab, ob mehr Biodiesel aus Argentinien zu uns kommt oder nicht. Außerdem richtet sich dann das Augenmerk auch schon vermehrt auf die nächste Ernte. Je besser die Aussichten dafür sind, desto eher muss mit stagnierenden Preisen gerechnet werden, und zwar auch bei alterntiger Ware.


Dass die Winterraps-Fläche bei uns gegenüber dem Vorjahr um ca. 2 % auf 1,28 Mio. ha gesunken ist (vgl. top agrar 12/2017, Seite 113), hat vorerst keine Auswirkungen auf die Preise. Aktuell notiert die Pariser Matif für August 2018, also zur nächsten Ernte, um 360 €/t. Daraus ergeben sich Vorkontrakt-Erzeugerpreise zwischen 335 und 345 €/t. Das ist Anbauern zu wenig. Gleiches gilt für die mageren 340 bis 360 €/t frei Erfasser, die derzeit für alterntige Ware herausgestellt werden.


Aber: Falls der Raps schlecht durch den Winter kommen sollte, werden wir im Frühjahr wirklich höhere Preise sehen. Ohne Auswinterungsschäden ist das allerdings nicht sicher. Überlegen Sie es sich also genau, ob Sie noch sehr lange auf steigende Preise warten wollen. Lagern kostet auch Geld. -me-

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