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Rindfleisch läuft nicht rund

Lesezeit: 4 Minuten

Für Bullenmäster geht die Rechnung derzeit überhaupt nicht auf. Hohe Futterkosten, schlechte Preise – und das bei knappem Lebendangebot. Wo hakt der Markt?


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Bullenmäster können mit dem Rindfleischmarkt in den letzten Monaten nicht zufrieden sein. Während sich die Schlachtkuhpreise nach den dürrebedingten Abstockungen des Jahres 2018 deutlich erholten, schauen die Mäster in die Röhre. Vor Ostern wollten einige Rinderschlachter für die R-Bullen nicht einmal mehr 3,50 € pro kg SG bezahlen. So tief lagen die April-Preise zuletzt vor acht Jahren. Mittlerweile haben sich die Jungbullenpreise zwar gefangen – aber nicht wegen besserer Fleischnachfrage, sondern aufgrund eines sehr schwachen Angebots.


Ostern fand nicht statt


Bullenmäster kennen das saisonale Auf und Ab der Preise: Ab dem Spätsommer ziehen die Erlöse normalerweise bis zum Jahresende an. Nach dem Weihnachtsfest geben sie dann kurzfristig nach, um sich zur Osterzeit wieder zu erholen. Wer aber in diesem Jahr darauf hoffte, wurde bitter enttäuscht. Schon rund zwei Monate vor Ostern gingen die Bullenpreise rapide zurück. Kurz vor dem Fest rutschten Erzeugererlöse weiter ab und lagen 40 Cent pro kg SG unter der Vorjahresniveau (s. Übersicht 1). Einige Unternehmen reduzierten die Jungbullenschlachtung radikal, so manche Mastgruppe musste mehrere Wochen geschoben werden – nicht zur Freude der Bauern.


Ein Blick auf den Kalender gibt zumindest eine Teilerklärung für die schlechten Preise: Ostern lag dieses Jahr äußerst spät. Ab Anfang März beginnt der Lebensmittelhandel (LEH) aber schon, sein Fleischangebot auf Grillware umzustellen. Dann ersetzen Schweinesteaks die Rinderrouladen. Der Handel setzt beim Frühjahrssortiment mehr auf Schweine- und Geflügelfleisch. Rindfleisch wird dann eher für die Verarbeitung gebraucht, z.B. für die Burger-Produktion. Die läuft fast ohne saisonale Schwankungen, greift aber meist auf Schlachtkühe zurück. Edles Bullenfleisch wird dann vernachlässigt.


Rindfleischverzehr 2018 rückläufig


Ein später Ostertermin reicht als Erklärung für die Preismisere aber nicht aus. Es gibt auch grundsätzlich Verschiebungen beim Fleischverzehr. In den letzten Jahren entwickelte sich der Absatz von Rind und Kalb eigentlich nicht schlecht. Der Verzehr nahm im Gegensatz zum Schweinefleisch spürbar zu. 2017 waren es exakt 10 kg pro Kopf und damit ein Kilogramm mehr als noch drei Jahre zuvor. Doch nun ziehen Wolken auf:


  • 2018 musste die Prognose von einer leichten Steigerung um noch einmal 100 g zurückgenommen werden. Nach Abgleich der Daten fiel der Verzehr auf 9,7 kg pro Kopf und Jahr zurück.
  • Auch das Sortiment verändert sich. Während der Hackfleisch-Absatz zulegt, haben es Edelteile schwer. Der traditionelle Rinderbraten, inklusive der Roulade, ist in Deutschland auf dem Rückzug.


Dennoch ist Rindfleisch auch weiterhin ein Trendprodukt. Aber der Kunde greift auch gerne zum Steak oder Filet aus Irland, Argentinien oder den USA. Ein bisschen exquisit muss es schon sein und dann darf es auch etwas kosten (siehe Bild).


Können sich unsere Rinderschlachtunternehmen bei der Vermarktung von Qualitätsrindfleisch im Wettbewerb mit Südamerikanern und anderen nicht mehr so richtig in Szene setzen? An der Fleischqualität kann es eigentlich nicht liegen, die lässt sich mittlerweile durch die Reifung sehr gut beeinflussen.


Auffällig ist, dass in anderen europäischen Ländern die Preise für Jungbullen nicht so stark abrutschten. Während die Erlöse in Deutschland in acht Wochen 0,24 €/kg SG verloren, waren es EU-weit im gleichen Zeitraum nur 0,09 €. So richtig laufe der Rindfleischabsatz nicht, berichten die großen Schlachtkonzerne, ohne konkrete Gründe nennen zu können.


Die schwierige Marktlage könnte sich in den Sommer hineinziehen. Bei Redaktionsschluss traten die Rinderschlachter jedenfalls schon wieder auf die Preisbremse. Mäster werden zudem künftig darauf achten müssen: Liegt Ostern spät und kollidiert mit der Sortimentsumstellung im LEH, muss man die Bullen deutlich früher vermarkten.


andreas.beckhove@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Frank Greshake, Landwirtschaftskammer NRW

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