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Schlachtkühe nicht nur „entsorgen“

Lesezeit: 5 Minuten

In der Krise sucht jeder nach zusätzlichen Erlösen. An die Altkühe denken dabei die Wenigsten. So wird viel Geld verschenkt, meint Dr. Frank Greshake von der LWK Nordrhein-Westfalen.


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Wenn Milchbauer Schulze eine Kuh ausmustert, muss sie möglichst schnell vom Hof. „Altkühe blockieren nur Stallplätze und fressen teures Futter“, stellt der Landwirt klar. Sein Geld verdiene er schließlich (normalerweise) mit der Milch, so seine Devise. So wie Schulze denken viele Erzeuger, auch wenn die Milchpreise derzeit im Keller sind. Dabei könnte er seine Altkuhvermarktung noch optimieren, um so etwas mehr Geld in die klamme Kasse zu spülen. Das gilt insbesondere jetzt, da Schulze in seinem übervollen Laufstall etwas Luft schaffen will. Doch worauf sollte er achten?


Klassifizierung mit Spiel:

Vor allem die Klassifizierung bietet mehr Spielraum als man denkt. Denn die Tiere werden zwar „neutral“, aber per Auge, also subjektiv klassifiziert. Außerdem ist das gültige DLG-Schnittführungsschema überholt, da es sich stark an der Ausprägung der Keule orientiert. So hat eine HF-Kuh mit ihrer „schwachen“ Keule kaum eine Chance auf eine O-Einstufung. Streng genommen müsste der P-Anteil unter Altkühen also noch höher sein als er ohnehin schon ist.


Klassifizierer berücksichtigen daher heute zunehmend das Gewicht der Tiere, um eine marktgerechte Einstufung zu gewährleisten. Das mag auch daran liegen, dass die Keule durch die Fettauflage etwas runder wirkt.


Schlachtkuherlöse der Viehvermarktung Rheinland (VVR) aus einer Phase mit recht konstanten Notierungen (März bis August 2015) bestätigen diesen Effekt (siehe Übersicht 1):


Unter 300 kg Schlachtgewicht (SG) fallen die Schlachtkühe meistens in die Handelsklassen P1 bis P3.


Über 300 kg SG springt fast jedes Tier in die Handelsklasse O.


Dass sich das lohnt, liegt auf der Hand, denn zwischen P2 und O3 liegen 50 bis 90 Cent pro kg Schlachtgewicht.


Milcherzeuger mit rot- oder schwarzbunten Herden sollten daraus ihre Schlüsse ziehen! Wenn eine Kuh, weil sie nicht tragend wurde, ohnehin an den Haken kommt, gibt es zwei Möglichkeiten:


Die Kuh geht zum Schlachter, bevor sie durchs Melken unter die 300-kg-Marke rutscht. Das gilt erst recht, wenn die Milchpreise nicht mal die variablen Kosten decken.


Die Kuh wird bei nachlassender Milchleistung trocken gestellt und aufgefleischt. Dabei ist das „Auge des Herrn“ gefragt, denn so manches Tier fleischt aufgrund von Fundamentschwächen oder Stoffwechselproblemen gar nicht mehr auf.


Färsen nicht zu früh merzen.

Höhere Gewichte können sich auch bei Färsen auszahlen. Jedes dritte weibliche Schlachttier im rot- oder schwarzbunten Fell ist heute eine Färse. Da der Tierarzt die Trächtigkeit heute sehr früh überprüfen kann, kommen nicht trächtige Tiere oft sehr leicht an den Haken. Die Gewichte variieren von knapp 200 kg bei der P1-Färse bis 290 kg bei der O3-Färse. Die meisten landen jedoch in der P-Klasse und bringen es nur auf Schlachterlöse von 270 und 450 €. Das ist erbärmlich wenig. Zugegeben: Stallplätze und Futter sind teuer und Arbeitskräfte knapp. Doch wo es passt, sollte man diese Tiere weiter auffleischen lassen. Denn mit dem Gewicht verbessert sich auch bei den Färsen normalerweise die Handelsklasse.


Alle Schlachter gleich?

Die Klassifizierung kann sich übrigens auch zwischen Schlachtbetrieben unterscheiden. Die VVR taxiert deshalb die zu erwartende Einstufung der Schlachtkühe an der Sammelstelle stets durch denselben Mitarbeiter. Dabei fällt auf, dass die Übereinstimmung zwischen dieser „Lebendbeschau“ und den tatsächlichen Ergebnissen auf der Wiegeliste nicht bei jedem Schlachtbetrieb gleich ist. Während die Einstufung der schweren O-Kuh oder der schwachen P1-Kuh noch recht übereinstimmend erfolgt, ist der Auslegungsspielraum bei den anderen Handelsklassen offenbar größer.


„Bauernfreundliche“ Betriebe klassifizieren vor allem schwere Kühe mit knapper Bemuskelung besser. Zum Beispiel bei der Frage, ob ein Tier als P3- oder doch noch als O2-Kuh durchgeht. Es lohnt sich darauf zu achten, denn für die O2-Kuh gibt es im Schnitt 150 € mehr als für die P3-Kuh (Übersicht 2). Dafür muss man allerdings alternative Schlachtbetriebe vor Ort haben.


Ausschlachtung differiert:

Noch schwieriger wird es beim Thema Ausschlachtung. Fakt ist: Die Ausbeute variiert gewaltig, weil Kühe eine sehr hohe Futteraufnahme haben, und die Nüchterungszeit selten definiert ist. Von „nüchtern“ bis „vollgefressen“ kommt alles an den Haken.


Die VVR verwiegt alle Kühe lebend, die über die Sammelstelle vermarktet werden. Nach Abzug eines „Nüchterungsverlustes“ von 7% vom Lebendgewicht (pauschal) bewegt sich die Ausschlachtung demnach im Schnitt je nach Handelsklasse zwischen 46 und 56%. Die Streuung innerhalb der Handelsklasse ist mit 6 bis 7%-Punkten ebenfalls erheblich – dabei wurden die größten Ausreißer schon gestrichen.


Nicht tragend gewordene HF-Färsen der Handelsklasse O3 schlachten mit mehr als 54% im Schnitt übrigens recht gut aus, weil ihr Magen-Darmtrakt noch nicht voll ausgebildet ist.


Vorkosten

: Im Auge behalten sollten Erzeuger zudem die Vorkosten, die natürlich je nach Gruppengröße und Transportstrecke variieren. Unabhängig davon berechnet der Schlachtbetrieb meist Vorkosten zwischen 8 und 15 € pro Kuh. Inklusive Transport, Aufladen, Waschen etc. ist man schnell bei 40 bis 50 € pro Tier. Vorkosten unter 35 € sind deshalb selten zu erreichen. In Gebieten mit geringer Viehdichte und großer Entfernung zur Schlachtstätte können es auch schnell 60 bis 70 € sein. Das gilt insbesondere dann, wenn die Tiere erst gesammelt und dann auf größere LKW-Züge verladen werden.


Nichts zu verschenken gibt es auch beim Thema QS. Fünf Cent je kg SG beträgt der Preisunterschied zu nicht zertifizierten Tieren mittlerweile. Für die meisten Betriebe ist das nur Formsache, da 80 bis 90% aller Milchkühe über „QM“ gleichzeitig im System sind. Regional kann die Durchdringung aber deutlich geringer sein. Die Luft für QS-Verweigerer wird jedenfalls immer dünner, da erste Schlachthöfe nur noch QS-Tiere annehmen.

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