Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Schlachtrinder vermarkten mit eigener Preismaske

Lesezeit: 5 Minuten

Die Erzeugergemeinschaft Erag vermarktet in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Schlachtvieh nach festen Preisstaffeln. Die Mitglieder profitieren von niedrigen Vorkosten und höheren Erlösen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wie erzielt man lohnende Verkaufserlöse für Schlachtkühe, Jungbullen und Bio-Rinder, wenn die Wege zum nächsten Schlachter weit, die Partien klein und Metzger auf dem Rückzug sind?


Für die oft als „strukturschwach“ bezeichneten Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland hat die Eifel-Rindfleisch-Absatzgemeinschaft w.V. (Erag) darauf drei Antworten:


Indem man das Schlachtviehangebot bündelt und dadurch mit den Schlachtern bessere Konditionen aushandeln kann.


Indem man bei den Kosten an vielen kleinen Schrauben dreht, z. B. bei Erfassung und Transport.


Indem man den Landwirten die Abrechnung und Klassifizierungsergebnisse offenlegt und erklärt.


So erlösen die Landwirte beim Schlachtrinderverkauf über die Erag im Jahresdurchchnitt etwas höhere Preise, als die durchschnittlichen Notierungen von Rheinland-Pfalz ausweisen. Und: Die Verkäufer können anhand fester Preismasken und der Klassifizierungsergebnisse genau nachvollziehen, wie sich der Preis berechnet. Doch wer ist Erag eigentlich und was tut sie konkret dafür?


In Rheinland-Pfalz20 % Marktanteil


Hinter der Erag stehen ca. 1 800 Landwirte als Mitglieder. Sie bilden die ein-zige Erzeugergemeinschaft für Schlacht-rinder in Rheinland-Pfalz. Im vergan-genen Jahr vermarktete die Erag rund 16 000 Schlachtrinder von 1 200 Lieferanten, das ist ein Marktanteil von etwa 20 % in dem Bundesland. Über die Hälfte der verkauften Tiere sind Schlachtkühe, der Rest Bullen und Färsen. Gut 1 000 Tiere stammen zudem von Öko-Betrieben und werden als Bio-Rinder vermarktet.


Die Vermarktungsarbeit der Erag organisiert Geschäftsführerin Sandra Rech zusammen mit drei Teilzeit-Mitarbeitern. Sie bieten den Mitgliedern u. a. folgende Leistungen:


Aushandeln der Konditionen mit den Schlachtern,


Erfassung und Organisa-tion des Transports,


Überwachung der Schlachtung und der Klassifizierung,


Abrechnungskontrolle,


Zahlungsabsicherung mittels Bankbürgschaft,


Beratung, j


Marktinformationen.


Die Hauptarbeit der Erag-Mitarbeiter besteht darin, die angebotenen Tiere nach Qualitäten zu sortieren und zu einem Schlachthof zu bringen, der genau diese Tiere sucht und entsprechend gut bezahlt. „Wir haben Abnahmevereinbarungen mit insgesamt sieben Schlachtern in der Region, so dass wir die Tiere optimal verteilen können“, erklärt Sandra Rech. Die Schwierigkeit dabei: Durch das große Einzugsgebiet und die vielen kleinen Betriebe streuen die Qualitäten der angebotenen Schlachtkühe und -bullen häufig.


Trotzdem schafft die Erzeugergemeinschaft es, die Transportkosten niedrig zu halten. Die Erag organisiert den Transport zusammen mit einer Schweine-Erzeugergemeinschaft, um die Lkw besser auszulasten. Lediglich ein Pkw samt Vieh-anhänger wird für Einzeltransporte vorgehalten. „Nur wenn die Wege wirklich zu lang werden, müssen wir diese Anmeldungen auch mal schieben, bis wir genügend Tiere in einer Region zusammenhaben. Dafür geben wir aber eine Abnahmegarantie, ohne dass die Landwirte eine Lieferpflicht eingehen“, erklärt Rech.


Damit bleiben auch die Vermarktungskosten bei der Erag vergleichsweise günstig. Neben einer einmaligen Mitglieds-gebühr von 25 € berechnet Rech für die Erfassung 6,50 €/Tier und für die Schadensvorsorge 5 €/Tier. Die Transportkosten liegen je nach Entfernung etwa zwischen 23 und 40 €/Tier.


Mehr Transparenz in die Vermarktung gebracht


„Unsere wichtigste Leistung lässt sich allerdings kaum in Euro und Cent ausdrücken“, erklärt die Erag-Geschäftsführerin. Mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Abrechnung ist ihr besonderes Anliegen. Nicht nur die Landwirte können auf Wunsch die Klassifizierung ihrer Tiere beobachten. Auch ein Erag-Mitarbeiter steht immer mit am Schlachtband. „Gerade bei grenzwertigen Tieren, die z. B. zwischen zwei Handelsklassen liegen, hilft das oft“, erklärt Sandra Rech, die selbst die Klassifizierer-Lehrgänge besucht hat.


Davon profitieren die Besitzer der Tiere direkt. Denn alle Erag-Schlachttiere werden erst nach der Klassifizierung abgerechnet, d.h. die Qualität bestimmt direkt den Preis pro kg SG und damit den Auszahlungspreis. Dazu hat Sandra Rech mit den sieben Schlachtbetrieben für die jeweilige Tierart Preismasken mit Zu- und Abschlägen je nach Gewichts-, Handels- und Fettklasse ausgehandelt.


Vermarktungs-Profis dürften jetzt einwenden, dass dieses Vorgehen eigentlich Standard sein sollte. Sandra Rech hält dagegen: „In unserer Region gibt es immer noch viele Lebendtier-Verkäufe, bei denen der Preis vorher ausgehandelt wird.“ Zwar könne der Landwirt auch bei der Vermarktung über die Erag den späteren Erlös seiner noch lebenden Tiere erfragen, wenn er Gewicht, Handelsklasse und Fettstufe richtig schätzt. Erst mit den endgültigen Klassifizierungsergebnissen lasse sich aber genau nachvollziehen, wie sich der Auszahlungspreis für seine Schlachttiere tatsächlich zusammensetzt.


Dabei sorgt die Erzeugergemeinschaft dafür, dass sowohl die Ergebnisse als auch das Geld für die Tiere möglichst schnell zu den Landwirten gelangen:


Spätestens am Tag nach der Schlachtung kann der Landwirt die Schlachtergebnisse auf Wunsch auf dem Schreibtisch haben.


Die Erzeugergemeinschaft schreibt selbst keine Abrechnungen. Diese schickt der Schlachtbetrieb direkt zum Landwirt, während die Erag die Ergebnisse kontrolliert. Erag garantiert den Landwirten aber, dass 10 Werktage nach der Schlachtung das Geld auf dem Konto ist.


So sorgt die Erag seit mehr als 20 Jahren für mehr Transparenz bei der Schlachtvieh-Vermarktung. Zudem stützt sie mit höheren Auszahlungspreisen die amtlichen Notierungen, so dass auch Nicht-Mitglieder profitieren. Sandra Rech wünscht sich daher, dass noch mehr Landwirte bei Erag mitmachen: „Wenn wir einen Teil der Tiere der Trittbrettfahrer vermarkten könnten, würde das unsere Position noch weiter stärken.“


Wir halten fest


Die Erzeugergemeinschaft Erag erreicht in Rheinland-Pfalz mit relativ wenig Aufwand großen Nutzen für Rinderhalter und Bullenmäster. Durch die Verteilung der Schlachttiere auf bis zu sieben Schlachthöfe passt Erag zudem das Angebot der Nachfrage der Schlachter an - das wird honoriert. Die Abrechnung der Schlachttiere erfolgt erst nach der Klassifizierung und nach feststehenden Preismasken. Das sorgt für „offene Karten“ und Verlässlichkeit beim Schlachtviehverkauf. Außerdem bleiben durch die geschickt organisierte Erfassung und Vermarktung der Schlachttiere die Kosten niedrig. Nicht zuletzt dadurch erzielen die Landwirte höhere Erlöse für ihre Schlachttiere. Christian Brüggemann

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.