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Schweinemarkt 2019 – endlich bessere Preise?

Lesezeit: 5 Minuten

Das neue Jahr kann für Schweinehalter nur besser werden. Doch es bleiben Risiken, sagt ISN-Marktreferent Matthias Quaing. Zwischen Brexit, ASP und Jefta sieht er allerdings vor allem Chancen.


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Das Jahr 2018 war für Schweinehalter ein Jahr zum Vergessen. Miese Preise und steigende Kosten haben laut Statistik über 1000 Betriebe aus dem Markt gedrängt. Die verbleibenden Schweinehalter fragen sich zurecht: „Wird 2019 nun besser“ Der Blick in die Glaskugel ist dabei nicht leicht:


  • Die Afrikanische Schweinepest (ASP) kann Deutschland jeden Tag erreichen.
  • Ein harter Brexit wird immer wahrscheinlicher.
  • Und der Handelskonflikt zwischen den USA und China wirbelt den Welthandel durcheinander.


Die Unsicherheiten waren selten so groß wie aktuell, trotzdem wagt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) einen vorsichtig positiven Ausblick auf das Schweinejahr 2019.


Angebot bei uns rückläufig: Die gute Nachricht zuerst: Der Wettbewerb um lebende Schweine dürfte in Deutschland wieder anziehen. Der Grund: Das Angebot wird voraussichtlich im Laufe des Jahres weiter sinken. Das deuten zumindest die jüngsten Viehzählungsergebnisse vom November 2018 an. Insgesamt wurden in Deutschland 26,44 Mio. Schweine gezählt und damit 4,1% weniger Tiere im Vergleich zum Vorjahr. Das ist das niedrigste Niveau seit November 2004.


Die Zahl der Zuchtsauen sank dabei im Vorjahresvergleich um 3,8% auf einen neuen Tiefstand von 1,83 Mio. Tiere. Weniger Sauen gab es in Deutschland zuletzt 1968. Ob die verbleibenden Betriebe diese Lücke durch höhere Leistungen schließen können, ist fraglich. Auch die Importe von Schlachtschweinen und Ferkeln stagnieren. Insgesamt ist somit mit einem abnehmenden Schlachtschweineangebot von rund 3% im Laufe des Jahres 2019 zu rechnen. Das spricht eigentlich für festere Preise.


Es gibt allerdings einen Haken. Im Inland schrumpfte in den letzten Jahren die Nachfrage noch schneller als die Produktion. Das führt zu einer paradoxen Situation: Obwohl die Schweinebestände seit Jahren abnehmen, steigt der Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch in Deutschland immer weiter an. Während der Schweinefleischverzehr seit 2011 um insgesamt rund 13% zurückgegangen ist, schrumpften die Schlachtungen im gleichen Zeitraum „nur“ um knapp 5%. Dadurch sind die Exporte noch wichtiger geworden und gestiegen.


EU-Angebot noch reichlich:

Deutschland steht mit den rückläufigen Schlachtungen allerdings ziemlich allein da. Wichtige EU-Konkurrenten konnten im vergangenen Jahr deutlich zulegen – ein Grund für die Preismisere 2018. Allen voran Spanien vermeldet einen Produktionsrekord nach dem anderen. Fast 5% mehr Schweine sind 2018 im Vergleich zu 2017 geschlachtet worden. Das Wachstum dürfte sich aufgrund der gesunkenen Preise etwas abkühlen, ein Ende ist jedoch nicht in Sicht. Deutlich anheizen dürfte den Wettbewerb auch noch einmal das italienische Unternehmen Pini, das im Nordosten Spaniens in Binéfar (Huesca) im Laufe des Jahres 2019 einen neuen Schlachthof eröffnen wird. Der hochmoderne Betrieb soll eine Schlachtkapazität von bis zu 16000 Schweinen am Tag haben. Deutschland kann da nur zuschauen. Diese Entwicklung zeigt, dass die Rahmenbedingungen bei uns im europäischen Vergleich alles andere als optimal sind.


Chaos durch Brexit?

Ein großes Fragezeichen steht noch immer hinter dem EU-Austritt Großbritanniens zum 29. März diesen Jahres. Wird es tatsächlich einen ungeordneten Brexit ohne Freihandelsabkommen geben? Das wäre für den EU-Schweinemarkt fatal. Denn Großbritannien importiert rund 60% des konsumierten Schweinefleisches bzw. knapp eine Mio. Tonnen jährlich. Dänemark, Deutschland und die Niederlande stehen für rund 60% dieser Mengen. Allein Deutschland exportierte 2017 rund 165000 t auf die Insel. Schätzungen zufolge könnten sich die Ausfuhren nach Großbritannien im Falle eines harten Brexits durch Zölle und Handelsbarrieren etwa halbieren. Kurzfristig dürfte das Chaos an den Grenzen ausbrechen und das hätte sicherlich deutliche preisliche Auswirkungen zur Folge, die EU-weit zu spüren wären.


Schub aus Japan:

Freundlicher sind hingegen die Aussichten für den Drittlandexport. Am 1. Februar 2019 tritt das Freihandelsabkommen Jefta zwischen der EU und Japan in Kraft. Vor allem europäische Schweinehalter könnten davon profitieren. Hinter China ist Japan mengenmäßig der zweitgrößte Importeur von Schweinefleisch weltweit. Wertmäßig ist Japan mit einem Importvolumen von umgerechnet rund 5 Mrd. US-$ sogar der größte Einkäufer auf dem Weltmarkt.


Noch ist Japan für deutsche Schlachter mit einer Ausfuhrmenge von rund 35000 t pro Jahr eher eine Marktnische. Traditionell sind vor allem die Dänen und Spanier sehr stark in Japan vertreten. Laut dem Jefta-Plan sollen nach und nach die bestehenden Zölle für EU-Schweinefleisch und verarbeitete Produkte in den kommenden Jahren abgebaut werden. Wirtschaftsexperten halten dann mittelfristig eine Verdoppelung der europäischen Schweinefleisch-Exporte nach Japan für realistisch, jedoch dürften die USA und Kanada als weitere große Lieferanten dagegen halten.


ASP in China:

Das allergrößte Fragezeichen steht wohl hinter der weiteren Nachfrageentwicklung der Chinesen. Die Afrikanische Schweinepest dürfte in dem riesigen Reich nicht zu kontrollieren sein. Immer neue Fälle, auch in sehr großen, industriellen Anlagen, werden bekannt. In den kommenden Wochen und Monaten dürfte das Angebot noch groß sein, da viele Landwirte und Hinterhofhaltungen die Bestände aufgeben. Das bringt zusätzlich Fleisch auf den Markt.


Mittelfristig schlägt das Pendel aber zurück. Immerhin rund 46% der weltweiten Schweineproduktion bzw. über 55 Mio. Tonnen jährlich werden in China produziert. Sollte die Eigenproduktion nur um 5% zurückgehen, müsste bei gleichbleibendem Konsum die Einfuhr um 2,8 Mio. t steigen. Das wäre nicht weniger als ein Drittel des weltweit zwischen Drittstaaten gehandelten Schweinefleischs.


Spätestens für die zweite Jahreshälfte erwarten Analysten deshalb für China eine deutliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage, die nur durch Zukäufe auf dem Weltmarkt geschlossen werden kann.


Das tiefste Preistal dürfte durchschritten sein – vorausgesetzt, die Afrikanische Schweinepest verschont uns weiterhin. Es gibt gute Gründe, die für bessere Erlöse im Jahr 2019 sprechen. Kostendeckende Preise beginnen jedoch jenseits der 1,60 €/kg SG, und es ist fraglich, ob diese im Jahresschnitt erreicht werden.


Kontakt:


andreas.beckhove@topagrar.com

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