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Schweinemarkt: Zieht der Export an?

Lesezeit: 5 Minuten

Obwohl die Schweinebestände bei uns schrumpfen, bleiben die Preise im Keller. Was sind die Gründe und wann wird es endlich besser?


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Die Schweinepreise sind seit Monaten im Keller, und zum Jahresauftakt haben die Omikron-Welle und die Afrikanische Schweinepest in Italien die Aufbruchstimmung im Keim erstickt. Bei Notierungen von 1,20 €/kg Schlachtgewicht und kaum mehr als 20 € für ein 25-kg-Ferkel schreiben Schweinehalter seit Monaten tiefrote Zahlen, zumal die Futterkosten auf Rekordniveau verharren. Wann erholt sich der Markt endlich?


Die aktuellen Viehzählungsergebnisse vom Stichtag 1. November 2021 in Deutschland belegen zunächst einmal die dramatische Krise in der Branche:


  • Fast 8% der schweinehaltenden Betriebe haben binnen eines Jahres das Handtuch geworfen.
  • Der Schweinebestand ist „staubereinigt“ um gut 8% zurückgegangen.
  • Und die Sauenherde schrumpfte um über 7%.
  • Der „Rückbau“ in der deutschen Schweinehaltung dürfte sich zudem seit der Zählung fortgesetzt haben.


Wann wird es besser?


Der schrumpfende Schweinebestand lässt das heimische Fleischaufkommen kräftig sinken. Früher waren zu dieser Jahreszeit Wochenschlachtungen von rund 1 Mio. keine Seltenheit. Aktuell sind es nur noch durchschnittliche 825000 Schweine pro Woche. Und weil deutsche Schlachter im Ausland nur noch wenige Tiere zukaufen, ist die Schweinefleischerzeugung bei uns im vergangenen Jahr um mehr als 5% auf unter 5 Mio. t gefallen.


Eine Trendwende ist bei der Inlandserzeugung nicht in Sicht. Im Gegenteil, etliche Mäster stallen aktuell nur sehr verhalten auf, sodass die Schlachtzahlen bei uns klein bleiben dürften.


Auf der Nachfrageseite gibt es zudem die Hoffnung, dass die Omikron-Welle langsam abklingt und sich durch Veranstaltungen und mehr Außer-Haus-Verzehr endlich auch die Absätze normalisieren. Spätestens mit der Grillsaison 2022 und dem deutlich verringerten Angebot spricht jedenfalls einiges für bessere Preise.


Überschüsse in der EU


In einem freien EU-Binnenmarkt kommt es jedoch auch auf die Marktlage in anderen Mitgliedsländern an. Bisher sieht die EU-Kommission im laufenden Jahr immer noch ein Plus von 0,6% der Schweinefleischerzeugung auf 23,8 Mio. t in der Gemeinschaft (siehe Übersicht 1). Vor allem Spanien gleicht die Rückgänge in anderen Mitgliedstaaten immer noch aus, obwohl auch dort die Branche Verluste schreibt. Die Folge: Die Versorgung bleibt üppig und soll wegen des verringerten Pro-Kopf-Verbrauchs in der EU sogar zu einem Anstieg der Selbstversorgung von 126 auf 130% führen. Dadurch wird klar: Ohne den Drittlandexport wird es 2022 schwierig bleiben.


China „macht“ den Markt


Die Augen sind beim Export vor allem auf China gerichtet. Dort haben sich die Aussichten für hiesige Exporteure zuletzt etwas eingetrübt. Dennoch lassen die jüngsten Zahlen des US-Agrarministeriums Raum für Zuversicht. Insgesamt soll der globale Schweinefleischmarkt 2022 leicht um knapp 1% wachsen.


China erzeugt auch weiterhin das Gros dieser Menge. Der Anteil an der Weltproduktion soll 2022 trotz ASP-Krise im Land wieder auf 45% steigen. Für uns Europäer ist aber der weltweite Handel wichtiger, den das USDA relativ stabil auf 11,5 Mio. t veranschlagt. Von diesem Kuchen soll das Reich der Mitte auch im laufenden Jahr immerhin noch ein gutes Drittel (36,5%) einnehmen.


Die Importrekorde aus 2020 bleiben damit unerreicht (siehe Übersicht 2). Klar ist aber auch: Peking plant vorerst keine volle Eigenversorgung. Für 2022 hat das chinesische Agrarministerium eine Zielgröße von 41 Mio. Sauen vorgegeben. Das Ziel ist offenbar eine leichte Unterversorgung, um die Inlandspreise auf kostendeckendem Niveau von rund 3,20 €/kg SG zu stabilisieren. Der Fehlbedarf soll durch günstige Importe zu aktuell rund 2,20 €/kg für weniger wertvolle Teilstücke gedeckt werden.


Ob der Plan so aufgeht, ist offen. Im 1. Halbjahr 2022 geht nach dem gerade gelaufenen chinesischen Neujahrsfest der Schweinefleischverbrauch erstmal zurück. An der Dalian Börse werden Schweine bis in den Juni 2022 hinein auf dem Niveau von rund 2,50 €/kg gehandelt. Aber schon für den September werden wieder 3,20 €/kg notiert.


Fast ebenso interessant für Exporteure ist Japan. Mit einem Selbstversorgungsgrad von nicht mal 50% importieren die Asiaten im laufenden Jahr voraussichtlich 1,45 Mio. t Schweinefleisch. Das neue Freihandelsabkommen dürfte insbesondere EU-Mitgliedstaaten durch sinkende Zölle in den nächsten Jahren helfen. Vor allem Dänemark profitiert schon lange von dem Wunsch der Japaner nach hochwertigen Teilstücken. Zum Vergleich: EU-Exporte erlösen derzeit in Japan durchschnittlich 3,60 €/kg und in China nur 2,10 €/kg.


USA erwarten 2 € im Sommer


Europäische Exporteure müssen sich auf dem Weltmarkt vor allem mit den US-Amerikanern messen. Dort hat die Covid-Pandemie den seit Jahren andauernden Produktionsausbau gestoppt und sogar zu sinkenden Beständen geführt. Das USDA schätzt, dass sich die Erzeugung auch 2022 leicht verringert auf 12,5 Mio. t.


Der US-Export soll demnach mit 3,2 Mio. t hinter den Vorjahren zurückbleiben. Hauptabnehmer der US-Ausfuhren sind China, Hongkong, Mexiko, Japan und Südkorea.


Bis auf Mexiko sind das Länder, in die auch die EU gerne liefert. Interessant ist, dass die US-Schweinepreise in den letzten Monaten zwar auch stark eingebrochen sind – auf umgerechnet 1,20 €/kg SG. Allerdings leeren sich mittlerweile die Kühlhäuser und der erwartete Produktionsrückgang führt zu besseren Preisaussichten. An der Chicagoer Börse werden für Mai 2022 bereits Kurse von umgerechnet 1,80 €/kg gehandelt. Optimisten spekulieren in der Grillhochsaison im Juli sogar auf die 2-€-Marke.


Aus Konkurrenzsicht müssen die Europäer noch Kanada im Blick behalten. Der weltweit drittgrößte Exporteur von Schweinefleisch baut die Erzeugung 2022 ebenfalls nicht weiter aus. Bei den Preisen orientiert sich Kanada stark an den US-Notierungen.


Im Gegensatz dazu ist Brasilien nach wie vor auf Wachstumskurs. Sowohl Produktion als auch Export sollen 2022 laut USDA weiter zulegen. Ob das so kommt, bleibt abzuwarten. Die Preise sind jedenfalls auch in Brasilien abgestürzt und dümpeln seit Wochen um die 1-€-Marke pro kg SG.


Ihr Kontakt zur Redaktion:andreas.beckhove@topagrar.com

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