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Sechs Hühner für ein Mastschwein

Lesezeit: 4 Minuten

Der Betrieb Lübben ist ein klassischer Schweinebetrieb. Durch fehlende Perspektiven sind die Lübbens nun aufs Huhn gekommen.


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Erich und Timon Lübben halten seit März 12000 Legehennen im niedersächsischen Nordhorn nach den Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes. Da Erichs Bruder seit Jahren Hennen hält, war ihm das Eiergeschäft nicht völlig fremd. Trotzdem ist der Einstieg in diesen Betriebszweig eher aus der Not geboren. Denn eigentlich ist das Hauptgeschäft auf dem Betrieb Lübben die Ferkelerzeugung mit jetzt noch 220 Zuchtsauen und 70 ha Ackerbau. Um den Betrieb zukunftsfähig zu machen, versuchten Vater und Sohn über Jahre vergeblich, eine Genehmigung für einen 2000er Maststall zu bekommen.


Rückblickend sind sie allerdings froh, dass das Vorhaben scheiterte: „Bei den extrem hohen Güllekosten hätte sich der Stall nie gerechnet“, erklärt Erich Lübben. Die Eiererzeugung machte da schon mehr Sinn, weil Hühnertrockenkot leichter einen Abnehmer findet. „Da wir unter der BimSchG-Grenze von 15000 Legehennen geblieben sind, lag die Genehmigung schnell vor“, erzählt Lübben. Auch der Stallbau dauerte nur ein gutes halbes Jahr.


Für die Freilandhühner hat er sich entschieden, weil er dort gute Absatzchancen sieht. Außerdem müsse er bei einer relativ kleinen Tierzahl auf eine möglichst hohe Wertschöpfung aus sein, meint er. Die trockenen und relativ leichten Böden in der Region sind jedenfalls ideal. „Wir haben sogar noch einen halben Meter Sand aufgeschüttet, damit unser Stall auf jeden Fall trocken bleibt“, berichtet Sohn Timon. In der Nachbarschaft gibt es bereits einige Betriebe, die mit Freilandhennen ihr Geld verdienen. Der Senior sieht in dem Freilauf allerdings auch ein Risiko: „Gegen die Vogelgrippe können wir unsere Hennen nur schwer schützen. Da hat die konventionelle Bodenhaltung Vorteile.“


Vermarktung vorerst gesichert.

Bei der Vermarktung wollten die Lübbens unbedingt in ein Programm, um Sicherheit zu haben. Der Verbund, den sie zunächst im Blick hatten, war allerdings voll. Der Futtermittellieferant, die Raiffeisen Ems Vechte, brachte sie dann auf die Idee, sich vom Deutschen Tierschutzbund zertifizieren zu lassen. Die Genossenschaft hatte bereits mehrere Betriebe unter Vertrag, die nach den Tierschutzbund-Richtlinien produzieren und sah noch Potenzial.


Den Liefervertrag hat Familie Lübben über drei Durchgänge mit der Raiffeisen Ems Vechte abgeschlossen. Darin verpflichten sie sich zur Futterabnahme und bekommen dafür einen garantierten Preis pro Ei, der zwischen den konventionellen und biologischen Freilandeiern liegt. „Es kann aber sein, dass nach einem Durchgang schon Schluss ist“, warnt Erich Lübben. Das hänge davon ab, wie gut sich die Tierschutzbund-Eier verkaufen. „Das wäre ärgerlich, aber kein Beinbruch.“ Er würde dann 3000 Hennen mehr einstallen und auf konventionelle Haltung umstellen.


Die Produktion haben Sohn und Vater bisher gut im Griff. Eine Legeleistung von 94 % spricht für sich. „Man hat im Geflügelbereich zum Start viel Unterstützung“, berichten die Landwirte. Futterhersteller, Stallausrichter und Junghennen-Lieferanten beraten einen zu allen produktionstechnischen Fragen. „Die wollen ja, dass wir zufrieden sind“, schmunzelt Erich Lübben.


Größere Probleme gab es bisher nicht und den Tieren gefällt es. Der Tierschutzbund legt Wert auf Strukturierung und Beschäftigung. Neben dem Wintergarten, der 50 Prozent der Stallgrundfläche ausmacht, gibt es vier Quadratmeter Auslauf pro Tier. Sandbäder, Luzerneheu und Picksteine sorgen für Beschäftigung im Stall. Eine Besonderheit ist der sechs Meter tiefe überdachte Auslauf mit weißem Sand. Er soll verhindern, dass der Nährstoffeintrag direkt am Stall zu hoch wird. „Das war eine Auflage der Stadt Nordhorn“, berichtet Lübben und freut sich darüber, dass die Hühner diesen Bereich besonders gut annehmen.


Etwas genervt ist er allerdings von den vielen Kontrollen und der Dokumentation. „Gleich zu Anfang hatte ich fünf verschiedene Kontrolleure“, erinnert sich Erich Lübben:


  • Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. (KAT),
  • Deutscher Tierschutzbund,
  • Kontrolle „Ohne Gentechnik“,
  • Regionalfenster und
  • das Laves für die zertifizierte Eierpackstelle


Außerdem verlangt der Tierschutzbund alle vier Monate eine Bestandsbewertung. „Dafür müssen wir den Zustand von 50 Hennen von Kopf bis Fuß bonitieren und aufschreiben“, erklärt Lübben. Auch der Arbeitsaufwand für das Eiersortieren sei nicht zu unterschätzen. Jeden Tag sortieren er oder sein Sohn eineinhalb Stunden die Eier – auch sonntags. „Da fällt der sonntägliche Kirchgang auch schon mal aus“, scherzt Lübben. Den Arbeitsaufwand für den Stall schätzt er insgesamt auf eine halb Arbeitskraft. Wenn die Rechnung am Ende aufgehe, nehme er das aber in Kauf.

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