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Lesezeit: 6 Minuten

Die Getreide- und Ölsaatenpreise sind in einem regelrechten Höhenrausch. Das ist ein guter Termin, um Restmengen der Ernte 2020 zu verkaufen und Vorverträge zur Ernte 2021 abzuschließen.


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Das weckte Hoffnungen: Weizen hat an der Pariser Matif Anfang März die Marke von 250 €/t geknackt, und die Maiskurse erreichten ebenfalls Höchststände. Inzwischen gab es Minuskorrekturen. Das gilt auch für die Kassapreise. Marktbeteilige – auch viele Landwirte – setzen aber darauf, im weiteren Verlauf wieder mehr zu erlösen. Wer „ins Risiko“ geht bzw. gehen will, sollte allerdings bedenken, dass die aktuelle Situation auf dem Zusammenspiel vieler Faktoren beruht.


Nachfragesog am Weltmarkt


Einer davon ist die Coronakrise. Diese hat zu einer Störung von Logistikketten, Hamsterkäufen und Exportstopps geführt. In der Folge sind nicht nur die Nahrungsmittelpreise in etlichen Ländern auf ein kritisches Niveau gestiegen, sondern gleichzeitig die Lagerbestände geschrumpft.


China, einer der wichtigsten Importeure, stockt diese wieder auf. Es versorgt sich vor allem an den nord- und südamerikanischen Terminals. Neu ist jedoch, dass die Chinesen inzwischen neben Mais und Soja auch viel Weizen für Nahrungsmittelzwecke importieren. Für die aktuelle Saison 2020/21 geht das US-Agrarministerium (USDA) von 10 Mio. t aus. Das wäre etwa ein Drittel der Weizenimporte aller nordafrikanischen Länder (29,4 Mio.), die bisher zu den größten Importeuren zählen.


Im Reich der Mitte erholen sich mittlerweile überdies die Schweinebestände von den Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Peking hat dazu ein Förderprogramm für Mega-Mastbetriebe aufgelegt. Damit steigt der Bedarf an Futtermitteln, z.B. Mais und Soja, sprunghaft.


Das immer kleinere Angebot und die schrumpfenden Vorräte haben die Nahrungsmittelpreise in Russland, China und Argentinien in die Höhe getrieben. Laut FAO-Index sind die Getreidepreise allein im Januar 2021 um ca. 7% auf einen Wert von 124 Punkte gestiegen. Dies ist der höchste Wert seit 2014 und vor allem den Maiskursen geschuldet.


Exportbeschränkungen


Aber nicht nur schmelzende Vorräte in den USA und der Rohstoffhunger Chinas verschärfen die Situation. Hinzu kommt das Wetterphänomen La-Niña, das in Südamerika gerade den Mais- und Sojabohnenanbau belastet. Argentinien reagierte mit einem zeitweiligen Stopp der Maisexporte.


Russland versucht auch, den Anstieg der inländischen Weizenpreise politisch zu begrenzen. In einem ersten Schritt veranlasste der Kreml ab Februar 2021 eine Exportsteuer von umgerechnet 25 €/t, um den Weizenexport zu bremsen. Diese Abgabe soll bis zum 30. Juni sogar auf 50 €/t steigen, sofern sich die Inlandspreise nicht bald stabilisieren. Ziel der Regierung ist es, ausreichend Weizen im Land zu halten, um das Preisniveau zu dämpfen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber deutlich weniger russischen Weizen am Weltmarkt, was die Preisrallye weiter anheizen könnte.


Wetter beeinflusst Märkte


Auch das Wetter kann Märkte in Unruhe bringen. Ein Wintersturm in den USA, der arktische Kälte brachte, legte z.B. jüngst das öffentliche Leben in einigen Bundesstaaten lahm. Wasserstraßen, z.B. der Mississippi, St. Louis und Ohio River, waren eingefroren. Es gab erhebliche Transportprobleme und Getreide wurde teurer.


Da der Winterweizen in Texas und Oklahoma zudem ohne geschlossene Schneedecke von der arktischen Kälte erwischt wurde, sind Frostschäden nicht auszuschließen. Experten zufolge könnten in den USA ca. 30 bis 40% der Bestände betroffen sein. Gleiches gilt für die Schwarzmeerregion, wo Temperaturen im zweistelligen Minusbereich ebenfalls Spuren an der Wintersaat hinterlassen haben dürften. Im Gegensatz zur EU, wo eine Grenzwetterlage in Polen, Deutschland, Benelux und Nordfrankreich zwar ebenfalls Polarkälte mit sich brachte. Laut Beobachtern sind große Auswinterungsschäden in der EU aber eher nicht zu erwarten.


Spekulationen in Rohstoffe


Die Kurse werden allerdings nicht nur von harten Fakten, also Erntemengen, Qualitäten, Im- und Exporten, geprägt (Experten sprechen von fundamentalen Faktoren). Längst haben auch finanzstarke Investoren die agrarischen Rohstoffmärkte für sich entdeckt. Niedrige Zinsen und eine lockere Geldpolitik in Europa und den USA rufen Investoren auf den Plan, die gigantische Finanzströme an den Getreidemärkten bewegen und den Kursen zumindest zeitweilig ein regelrechtes Eigenleben verleihen können. Dabei wird häufig ein Vielfaches des realen Volumens der physischen Ware gehandelt.


Superzyklus in Sicht?


Großbanken wie JP Morgan und Goldman Sachs sprechen bereits von einem Bullenmarkt für Rohstoffe, der in einen „Superzyklus“ übergehen könnte. Das wäre ein längerfristiger Nachfragesog, der die Rohstoffpreise – auch die für Getreide – dauerhaft anheizt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Covid-19-Impfungen und -Hilfsprogramme tatsächlich zu einer deutlichen Belebung der Weltkonjunktur führen.


Der gewichtete FAO-Index der globalen Agrarpreise ist in der Tat im Januar den achten Monat nacheinander gestiegen. Allerdings ist es nicht sicher, dass es so weitergeht. Terminmärkte neigen zu Übertreibungen. Jede Meldung, die Auswirkungen auf das Getreideangebot haben könnte, wirkt sich unmittelbar auf die Kurse aus. Selbst, wenn sich an den fundamentalen Daten nichts geändert hat. Das sollten Sie bei Vermarktungsentscheidungen berücksichtigen.


Sichern Sie Risiken ab


Inzwischen gibt es bei Getreide und Raps Vermarktungsmodelle, durch die man sich je nach eigener Risikobereitschaft gegen Erlösrückgänge absichern kann. Dazu zählen Kontrakte auf Termin, Festpreise, Prämienkontrakte oder Optionen mit einer Unter- oder Obergrenze beim Preis. Viele Anbieter lassen sich ihre „Absicherungsmodelle“ allerdings teuer bezahlen. Die meisten Landwirte setzen deshalb nach wie vor auf traditionelle Strategien, z.B. ein Drittel vor, ein Drittel in und ein weiteres nach der Ernte zu verkaufen. Das bringt immer noch gute Ergebnisse.


Fakt ist: Wer keine Vorkontrakte abschließt, setzt alles auf eine Karte und riskiert einen hohen Verlust. Denn die Jagd nach dem Höchstpreis ist selten erfolgreich. Leider lassen sich aus den Preiskurven heraus keine allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten ableiten. Preiszyklen können lange andauern, wie der von 2006 bis 2008 (s. Übersicht links). Bei anderen explodieren die Preise hingegen binnen kürzester Zeit, um genau so schnell wieder ins Bodenlose zu fallen, wie 2010 bis 2011.


Strategie für 2021/22


Zugegeben, es mag sein, dass wir uns wirklich in einen strukturellen Bullenmarkt bzw. Superzyklus hinein bewegen. Darauf zu wetten, wäre aber hoch riskant, denn die vom USDA avisierten Anbauflächen für Mais und Weizen könnten durchaus Rekordernten zur Folge haben. Und dass der Markt diese Mengen schon irgendwie „schlucken“ wird, ist keineswegs sicher.


Sofern noch nicht geschehen, sollten Sie Ihre Restpartien der alten Ernte spätestens jetzt bei Kassapreisen von mindestens 200 €/t frei Lager für B-Weizen und 180 €/t für Futtergerste vermarkten (vgl. Preisübersicht auf Seite 133). Die Offerten ex Ernte 2021 liegen aktuell je nach Standort und Getreideart ca. 15 bis 30 €/t unter den Tagespreisen. Ein deutlicher Preisauftrieb ist hier vorerst nicht zu erwarten. Idealerweise sollten Sie vor Beginn der neuen Ernte dennoch bis zu 30% Ihrer Mengen durch Vorverkäufe abgesichert haben. Sollten die Prämien in den nächsten Wochen steigen, können Sie den Anteil sogar noch etwas aufstocken.


Und noch ein wichtiger Hinweis: Je mehr Sie spekulieren, desto akribischer sollten Sie das Marktgeschehen und die Notierungen im Auge behalten. Tagesaktuelle Preise, Kommentare und konkrete Vermarktungstipps finden Sie z.B. im Internet unter www.topagrar.com und www.agrarfax.de.


joerg.mennerich@topagrar.com


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Getreidemarkt


Unser Autor


Dr. Nikos Förster, Marktexperte beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), Kassel

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