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Sucden: Global und sozial

Lesezeit: 4 Minuten

Französischer Zuckerhändler bringt Geld und Hoffnung in die russische Provinz.


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Der französische Rohstoffhändler Sucden stieg Ende der 90er Jahre in den russischen Ackerbau ein. Der Konzern handelt weltweit in 25 Ländern Kakao, Kaffee und vor allem Zucker. In Russland betreibt Sucden drei Zuckerfabriken. Die Hälfte der nötigen 1,5 Mio. t Zuckerrüben liefert die eigene Agrarholding, die mittlerweile 160000 ha beackert.


Ein Betrieb mit 37000 ha befindet sich im südrussischen Krasnodar. Neben 10000 ha Zuckerrüben werden hier 21600 ha Weizen, 1500 ha Erbsen und 1600 ha Sommergerste angebaut. Zusätzlich wächst auf 2000 ha das Futter für den eigenen Milchviehbetrieb mit insgesamt 2000 Rindern. Geführt wird der Betrieb von Evgenij Tulinov. „Es gab in unserem Ort Anfang der 2000er Jahre fünf Betriebe. Davon waren vier pleite und der fünfte stand kurz vor dem Aus“, erinnert sich Tulinov. Sucden habe damals den Zusammenbruch verhindert. Heute gehören Sucden knapp 50% der Flächen.


Der französische Konzern bringt nicht nur Geld, sondern mit Pierre Couturier auch Know-How ins Land. Der französische Landwirt berät die Sucden-Betriebe seit zwölf Jahren in produktionstechnischen Fragen und hat die Weizenerträge in Krasnodar auf 6 t pro ha im Schnitt gesteigert. Der Ackerprofi führt die Weizenbestände intensiv. Zwei bis drei Fungizidbehandlungen sind Standard. Er möchte Qualitätsweizen produzieren (76 kg/hl; 12 bis 13% RP; bis 40 g TKG) mit dem er Prämien am Markt erzielen kann. Um den Krankheits- und Unkrautdruck zu senken, denkt er nun über mehr Erbsen und Raps in der Fruchtfolge nach.


Der erfahrene Ackerbauer zahlte aber auch Lehrgeld. So versuchte er mit französischen Weizensorten die Erträge zu steigern. Das habe auf einer „kleinen“ Testfläche von 100 ha im ersten Jahr gut funktioniert. „Im zweiten Jahr ist uns mit deutlich mehr Fläche fast der gesamte französische Weizen erfroren“, erinnert sich Couturier. Seitdem setzen sie ausschließlich auf russische Sorten. Pro ha Weizen belaufen sich die Vollkosten auf umgerechnet 400 €. Bei 5 t Ertrag müssen sie nur 80 € pro t Weizen erlösen, um die Kosten zu decken.


Die Agrarholding unterhält einen stattlichen Maschinenpark. Allein in Krasnodar stehen 60 Mähdrescher, die in zwölf Tagen gut 20000 ha Weizen ernten. Beim Maschinenkauf ist die Holding pragmatisch. „Wir schreiben unseren Bedarf aus und der Günstigste bekommt den Zuschlag“, erzählt Couturier. Früher kauften sie auch viele Second-Hand-Maschinen aus dem Westen. Doch seit dem Embargo erhebt Russland Zölle darauf.


Sucdens Kerngeschäft ist Zucker. Allein der Betrieb in Krasnodar liefert jährlich rund 550000 t Rüben an die 120 km entfernte Zuckerfabrik. Pro ha sind Erträge bis 60 t möglich. „Bei dem aktuellen Preis von 30 €/t müssen wir etwa 40 t ernten, um unsere Kosten zu decken“, erklärt Couturier.


Mehr Eigenverantwortung:

Sucden setzt bei den Mitarbeitern auf Eigenverantwortung. Die Farm ist in Untereinheiten mit jeweils 7000 ha unterteilt, für die 18 Mitarbeiter verantwortlich sind. „Ein Maschinist sitzt bei uns immer auf demselben Schlepper“, sagt Couturier. Dadurch fühle er sich für die Maschine verantwortlich und halte sie in Ordnung. Bei den Mitarbeitern kommt das gut an. Sie identifizieren sich mit Sucden, weil sich das Unternehmen auch sozial engagiert. 700 Leute arbeiten nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in eigenen Kantinen oder Bäckereien. Außerdem zahlt Sucden deutlich höhere Löhne und Pachten als dies in der Region üblich ist. Ein guter Traktorist verdiene umgerechnet knapp 900 € im Monat, üblich sei nicht mal die Hälfte, berichtet Tulinov. Man habe so die Landflucht nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion etwas aufhalten können, erklärt er.


Teil dieser Strategie sind die 800 Kühe, die sowohl Arbeit als auch Milch für die Bewohner bringen. Die robusten HF-Tiere werden dreimal am Tag gemolken und kommen auf etwa 6000 kg pro Jahr. Ein Melker kümmert sich in alten Ställen um 60 Kühe. Im Gegensatz zur Rindermast rechnet sich die Milcherzeugung. „Bei aktuell 26 Rubel pro Liter schreiben wir schwarze Zahlen“, berichtet Tulinov. Das sind umgerechnet 34 ct/kg. Weil 70% der russischen Milch im Sommer anfallen, schwanken die Preise sehr stark zwischen 27 und 40 ct/kg.

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