Anfang 2020 sah es nach einem guten Schweinejahr aus. Im März stand die Notierung sogar zeitweise bei rund 2 €/kg und die Ferkelnotierung bei über 80 €/Tier. Doch dann kam der Absturz in Raten:
Die Corona-Pandemie ließ die Nachfrage der Gastronomie einbrechen.
Den zweiten Rückschlag gab es durch die Corona-bedingten Schließungen von Schlachtbetrieben.
Und den dritten Tiefschlag brachte der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg.
Nun steckt der deutsche Markt in der Klemme. Das saisonal steigende Angebot drängt, während die Schlachtkapazitäten schon im Sommer nicht reichten (ab Seite 124).
ASP-Krise bleibt länger
Wie sich das Seuchengeschehen in Ostdeutschland weiterentwickelt, ist offen. Bis Redaktionsschluss gab es immer wieder neue ASP-Funde, glücklicherweise nur in den Restriktionsgebieten und bei Wildschweinen. Den Status „ASP-frei“ kann Deutschland erst bekommen, wenn zwölf Monate keine neuen Fälle entdeckt werden. Das ist eine lange Zeit. Belgien und Tschechien brauchten insgesamt zwei Jahre, um sich diesen Status zurückzuerobern. Auch die Verhandlungen mit Drittländern zur Anerkennung des Regionalprinzips sind bisher leider erfolglos geblieben.
Andere Exportländer nehmen den deutschen Platz am Weltmarkt ein. Vor allem brasilianische und amerikanische Farmer freuen sich über steigende Preise. Aus der EU springen besonders Spanien und Dänemark in die Lücke. Das entlastet den Binnenmarkt.
Wie geht es weiter?
Die Ausgangslage für deutsche Schweinehalter ist hingegen schwierig und könnte sich sogar noch verschlechtern. Immerhin steigt das Lebendangebot zum Jahresende wohl nicht so stark wie sonst üblich (s. Übersicht).
Geht man nach den Viehzählungsergebnissen, kommen im vierten Quartal nur rund 1% mehr Schweine an die Haken als im Vorquartal – vorausgesetzt, sie sind frei. Das wären durchschnittlich 850000 bis 870000 Schlachtungen je Woche, und etwa die Menge, die unter Corona-Bedingungen bisher maximal in Deutschland geschlachtet werden konnten. Kritisch wird es dann in Wochen mit Feiertag.
Der inländische und europäische Fleischabsatz läuft derzeit gar nicht so schlecht. Die Teilstückpreise behaupten sich und konnten zuletzt sogar leicht anziehen.
Normalerweise steigt zum Jahresende dann noch die Nachfrage nach Schweinefleisch weiter. Denn Verarbeiter ordern mehr Ware, um sich auf das Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Auch Edelteile sind vor den Feiertagen gefragter. Ob das 2020 so kommt, ist aber fraglich. Die Gastronomie dürfte nicht an die Vor-Corona-Umsätze herankommen. Sperrstunden, weniger Adventsmärkte und Weihnachtsfeiern und im Extremfall sogar ein Lockdown deckeln die Nachfrage. Private Einkäufe können das nur teilweise ausgleichen.
Ausblick auf 2021
Mittelfristig zeichnet sich bisher kaum eine Entlastung ab. Die von der EU-Kommission für Deutschland vorausgesagten Schlachtzahlen liegen im ersten Quartal sogar noch knapp über dem Vorjahreslevel. Erst danach sollen sie deutlicher fallen. Auch EU-weit sind keine Engpässe beim Schweinefleisch in Sicht. Nach den Viehzählungsergebnissen zu urteilen, expandieren viele Schweinehalter in Spanien (+3%), Dänemark (+4,9%), Polen (+6%) , Italien (+3,1%) und Österreich (+1,6%). In Deutschland geht es mit dem Bestand hingegen um rund 2% nach unten. Deutschland verliert Marktanteile.
Was macht der Preis?
Solange beim Weiterverkauf der Teilstücke die Kurse halten, dürfte wohl niemand an der Notierung von 1,27 € pro kg SG rütteln. Für nennenswerte Preissteigerungen gibt es allerdings wenig Gründe, denn das Lebendangebot bleibt üppig. Erst im weiteren Verlauf des Jahres 2021 könnten zunächst Ferkel und anschließend die Mastschweine knapper werden. Es sieht nach einer langen Durststrecke aus.
Heribert Breker, LWK NRW
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Anfang 2020 sah es nach einem guten Schweinejahr aus. Im März stand die Notierung sogar zeitweise bei rund 2 €/kg und die Ferkelnotierung bei über 80 €/Tier. Doch dann kam der Absturz in Raten:
Die Corona-Pandemie ließ die Nachfrage der Gastronomie einbrechen.
Den zweiten Rückschlag gab es durch die Corona-bedingten Schließungen von Schlachtbetrieben.
Und den dritten Tiefschlag brachte der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg.
Nun steckt der deutsche Markt in der Klemme. Das saisonal steigende Angebot drängt, während die Schlachtkapazitäten schon im Sommer nicht reichten (ab Seite 124).
ASP-Krise bleibt länger
Wie sich das Seuchengeschehen in Ostdeutschland weiterentwickelt, ist offen. Bis Redaktionsschluss gab es immer wieder neue ASP-Funde, glücklicherweise nur in den Restriktionsgebieten und bei Wildschweinen. Den Status „ASP-frei“ kann Deutschland erst bekommen, wenn zwölf Monate keine neuen Fälle entdeckt werden. Das ist eine lange Zeit. Belgien und Tschechien brauchten insgesamt zwei Jahre, um sich diesen Status zurückzuerobern. Auch die Verhandlungen mit Drittländern zur Anerkennung des Regionalprinzips sind bisher leider erfolglos geblieben.
Andere Exportländer nehmen den deutschen Platz am Weltmarkt ein. Vor allem brasilianische und amerikanische Farmer freuen sich über steigende Preise. Aus der EU springen besonders Spanien und Dänemark in die Lücke. Das entlastet den Binnenmarkt.
Wie geht es weiter?
Die Ausgangslage für deutsche Schweinehalter ist hingegen schwierig und könnte sich sogar noch verschlechtern. Immerhin steigt das Lebendangebot zum Jahresende wohl nicht so stark wie sonst üblich (s. Übersicht).
Geht man nach den Viehzählungsergebnissen, kommen im vierten Quartal nur rund 1% mehr Schweine an die Haken als im Vorquartal – vorausgesetzt, sie sind frei. Das wären durchschnittlich 850000 bis 870000 Schlachtungen je Woche, und etwa die Menge, die unter Corona-Bedingungen bisher maximal in Deutschland geschlachtet werden konnten. Kritisch wird es dann in Wochen mit Feiertag.
Der inländische und europäische Fleischabsatz läuft derzeit gar nicht so schlecht. Die Teilstückpreise behaupten sich und konnten zuletzt sogar leicht anziehen.
Normalerweise steigt zum Jahresende dann noch die Nachfrage nach Schweinefleisch weiter. Denn Verarbeiter ordern mehr Ware, um sich auf das Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Auch Edelteile sind vor den Feiertagen gefragter. Ob das 2020 so kommt, ist aber fraglich. Die Gastronomie dürfte nicht an die Vor-Corona-Umsätze herankommen. Sperrstunden, weniger Adventsmärkte und Weihnachtsfeiern und im Extremfall sogar ein Lockdown deckeln die Nachfrage. Private Einkäufe können das nur teilweise ausgleichen.
Ausblick auf 2021
Mittelfristig zeichnet sich bisher kaum eine Entlastung ab. Die von der EU-Kommission für Deutschland vorausgesagten Schlachtzahlen liegen im ersten Quartal sogar noch knapp über dem Vorjahreslevel. Erst danach sollen sie deutlicher fallen. Auch EU-weit sind keine Engpässe beim Schweinefleisch in Sicht. Nach den Viehzählungsergebnissen zu urteilen, expandieren viele Schweinehalter in Spanien (+3%), Dänemark (+4,9%), Polen (+6%) , Italien (+3,1%) und Österreich (+1,6%). In Deutschland geht es mit dem Bestand hingegen um rund 2% nach unten. Deutschland verliert Marktanteile.
Was macht der Preis?
Solange beim Weiterverkauf der Teilstücke die Kurse halten, dürfte wohl niemand an der Notierung von 1,27 € pro kg SG rütteln. Für nennenswerte Preissteigerungen gibt es allerdings wenig Gründe, denn das Lebendangebot bleibt üppig. Erst im weiteren Verlauf des Jahres 2021 könnten zunächst Ferkel und anschließend die Mastschweine knapper werden. Es sieht nach einer langen Durststrecke aus.