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Turbulenter Eiermarkt

Lesezeit: 5 Minuten

Der Fipronil-Skandal hat die Eierbranche aufgescheucht. Die Folgen sind auch heute noch am Markt zu spüren. Die aktuell hohen Eierpreise locken etliche Neueinsteiger, berichtet Margit M. Beck von Marktinfo Eier & Geflügel.


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Es ist schon sechs Monate her, dass die deutsche Eierbranche von Funden des Insektizids Fipronil in Eiern kalt erwischt wurde. Aber die Folgen des Skandals sind auch Anfang 2018 noch deutlich zu spüren. Denn es kam zu erheblichen Marktverschiebungen. Eier wurden knapp, und die Großhandelspreise am freien Markt stiegen kräftig. Bis heute behaupten die Eier das hohe Preisniveau. Erfreulicher Trend: Die Zahl der Betriebe, die Legehennen halten, steigt in Deutschland deutlich.


Eier-Engpass durch Fipronil:

EU-weit ist Deutschland der größte Importeur von Eiern. Obwohl deutsche Betriebe im vergangenen Jahr mit 13,36 Mrd. Eiern etwa 2% mehr erzeugten, lag der Selbstversorgungsgrad nur bei 71%. Vor allem die Niederländer schließen die Lücken. Bis zum Fipronil-Skandal kamen sieben von zehn importierten Schaleneiern von dort. Seit August 2017 gingen die Lieferungen aber etwa um ein Viertel zurück.


Von den fipronilbedingten Produktionsausfällen in den Niederlanden waren mindestens 6,5 Mio. Hennen betroffen. Davon wurden nach Brancheninformationen 2 Mio. Tiere gekeult. 4,5 Mio. sollten über eine Mauser entgiftet werden. Nicht bei allen Tieren klappte das, sodass noch mehr Hennen verloren gingen.


Aber auch der Wiederaufbau der Bestände hakte. Denn nachdem die Betriebe die Ställe gereinigt hatten, fehlten teils die Junghennen. Selbst im Januar 2018 waren noch rund 100 niederländische Betriebe nicht wieder lieferfähig. In anderen EU-Ländern, wie Deutschland, Belgien oder Italien, gab es wegen Fipronil zwar ebenfalls einige Ausfälle. Sie waren aber überschaubar und hatten nur geringe Bedeutung für den Markt.


Mehr deutsche Eier im LEH:

Insbesondere niederländische Bodenhaltungseier fehlten am Markt. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hatte alle Hände voll zu tun, die Regale weiter zu beschicken. Denn bei den Auflagen für die liefernden Erzeuger ist der Handel wenig flexibel:


  • schnabelunbehandelte Bestände
  • zertifiziert nach den Richtlinien des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. (KAT)
  • ohne genverändertes Futter erzeugt.Es kam zwar nicht wirklich zu Engpässen in den Supermärkten. Die Verbraucher konnten sich aber stärker mit deutscher Ware eindecken als üblich. So stieg der deutsche Anteil bei den Haushaltskäufen von Eiern laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom zweiten zum dritten Quartal 2017 um 2,9 Prozentpunkte auf 83,3%. Im vierten Quartal wurden allerdings wieder mehr niederländische Eier angeboten. Der deutsche Anteil sank auf 81,4%, blieb aber immerhin 0,7 Prozentpunkte über dem vierten Quartal 2016.


Bei den Preisen machte sich das kleinere Angebot aber sehr wohl bemerkbar. Im November 2017 lagen die Packstellenabgabepreise je nach Notierung um 55 bis zu 90% über dem Niveau von 2016 (siehe Übersicht 1). Im LEH kammen die höheren Preise aber nur verzögert an, weil der Handel meist Festpreise für Eier vereinbart. Erst bei den Verhandlungen für 2018 konnten die Anbieter höhere Kontraktpreise durchsetzen. Mit dem Jahreswechsel zogen die Ladenpreise entsprechend um etwa 1 bis 2 ct je Ei an.


Die Nachfrage leidet unter den höheren Preisen bisher nicht. Lediglich die Eiprodukten-Industrie setzte zuletzt weniger Eier ein, weil einfach Ware fehlte.


Mehr Betriebe:

Die hohen Preise lockten offenbar auch immer mehr Neueinsteiger in die Eierbranche. Im November 2017 zählte das Statistische Bundesamt 1781 Betriebe mit 3000 oder mehr Legehennen (siehe Übersicht 2). Das waren 72 Betriebe mehr als im November 2016. Zuwachs gab es insbesondere bei Betrieben mit Auslauf. So gab es 2017 im November 34 Biobetriebe mehr als im November 2016 und 38 mehr Betriebe mit Freilandhaltung. Die mit Abstand wichtigste Haltungsform bleibt aber die Bodenhaltung mit 1033 Betrieben. 519 Betriebe hielten Freilandhennen und 409 Betriebe Biohennen. Die Kleingruppenhaltung ist hingegen weiter auf dem Rückzug. Derzeit sind nur noch 101 Betriebe gemeldet – fünf weniger als vor einem Jahr.


Insgesamt halten die meldepflichtigen Betriebe bundesweit 41,13 Mio. Hennen. Interessant ist, dass der durchschnittliche Hennenbestand je Betrieb mit 23093 Tieren um gut 1000 Hennen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist. Offenbar neigen Neueinsteiger am Eiermarkt eher zu geringeren Produktionsgrößen. Mobile Hühnerställe dürften dabei nicht in die Statistik einfließen, da die Meldegrenze von 3000 Hennenhaltungsplätzen kaum erreicht wird.


Im neuen Jahr liegen die Preise am freien Markt bisher auf hohem Niveau. Selbst nach dem Weihnachtsgeschäft schwächelten die Preise kaum. 100 Bodenhaltungseier der Klasse M kosteten laut MEG-Preisfeststellung Ende Januar 12,25 € pro 100 Eier. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 6,98 €. Die Preise für Käfigeier sanken hingegen kräftiger. Hier traf eine begrenzte Nachfrage auf ein größeres Angebot.


Im weiteren Verlauf 2018 dürfte sich der frühe Ostertermin festigend auswirken. Zudem haben Eiprodukten-Industrie und kommerzielle Färbereien immer noch relativ wenige Eier auf Lager.


Hält die Preishausse?

Wie lange der Eiermarkt die hohen Kurse halten kann, ist unklar. Erfahrungsgemäß heben gute Preise auch die Investitionsbereitschaft der Erzeuger. Und nicht nur in Deutschland stehen die Zeichen derzeit auf Wachstum. Noch sind die Produktionslücken in den Niederlanden zwar nicht geschlossen, spätestens im Verlauf der zweiten Jahreshälfte ist aber EU-weit mit einer höheren Produktion zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2018 rechnet die EU-Kommission mit einer Ausweitung um 3,5%. In Spanien zeichnet sich sogar ein zweistelliges Wachstum ab. Dort setzt man aber vor allem auf Käfigware. In der EU steht übrigens immer noch jede zweite Henne im ausgestalteten Käfig. Bei uns waren es zuletzt etwa 7%.


Die Preise dürften daher im Laufe des Jahres 2018 nachgeben – vor allem für Käfigware. Die Chancen stehen aber gut, dass deutsche Produzenten den Druck nur milde spüren. Denn der deutsche LEH listet nur Bodenhaltungs-, Freiland- und Bioeier mit den genannten Vorgaben. Diese können nur wenige EU-Länder garantieren.


-ab-

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