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Verbraucher zahlen für Tierwohl – teilweise

Lesezeit: 4 Minuten

Diese Frage beschäftigt die Branche seit Jahren: Wie viel Tierwohl bezahlt der Verbraucher? Verkaufszahlen zeigen, dass es eine Zahlungsbereitschaft gibt. Sie könnte aber höher sein.


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Thomas Els, AMI Bonn


Thomas Els, AMI Bonn


Thomas Els, AMI Bonn


Das Thema Tierwohl bewegt die deutschen Verbraucher. Es ist neben Gesundheits- und Umweltaspekten wohl der wichtigste Grund für Verbaucher, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Mit der Initiative Tierwohl (ITW) haben Fleischbranche und Lebensmittelhandel (LEH) reagiert und garantieren mehr Tierwohl. Auf eine preisliche Differenzierung verzichten die Handelsketten bisher jedoch. Dahinter steht vor allem die Angst, das die Kunden zur Konkurrenz abwandern. Aber sind höhere Preise für Lebensmittel wirklich unmöglich?


Bioeier zeigen, wie es geht


Es ist möglich, wie das Beispiel Bioeier zeigt. Selbst kräftige Preisaufschläge schrecken die Käufer nicht ab. Im vergangenen Jahr kosteten zehn Bioeier durchschnittlich 3,30 €. Das war fast 2,5-mal mehr als für Eier aus der Bodenhaltung. Trotzdem stieg die Nachfrage privater Haushalte nach Bioeiern um rund 6% und erreichte einen Mengenanteil von über 13%. Bei Produkten wie Frischmilch, Obst und Gemüse sind die Anteile ähnlich.


Auf dem Fleischmarkt spielt Bio dagegen mit einem Anteil von knapp 2% eine untergeordnete Rolle (Übersicht 1). Ein wesentlicher Grund für die geringe Bedeutung sind sicherlich die deftigen Preisaufschläge gegenüber konventioneller Ware. Das wirkt sich bei Fleisch viel stärker aus, weil Privathaushalte für Fleisch, Wurst und Geflügel 13-mal mehr Geld ausgeben als für Eier.


Den Kunden mehr anbieten?


Dennoch ist auch bei Fleisch mehr möglich. So ist der Marktanteil von Biorinderhackfleisch mittlerweile auf fast 9% gestiegen. Es ist in vielen Unternehmen des LEH Standard und punktet mit relativ moderaten Preisaufschlägen (+37% zu konventionell).


Besonders gut gelingt der Verkauf dem Discounter Aldi. Kunden zahlen dort für Biorinderhack 8,98 € pro kg. Das sind 3 € oder 50% mehr als für konventionelle Ware. Laut GfK-Daten (Gesellschaft für Konsumforschung) war trotz des Aufschlags zuletzt jedes sechste bei Aldi gekaufte Kilogramm Hackfleisch „Öko“. Weitere Positivbeispiele sind Rindergulasch und gemischtes Hackfleisch. Als Bioware kosten sie immerhin 31% bzw. 88% mehr als konventionelle Produkte. Trotzdem erreichten diese Artikel bei Aldi Verkaufsanteile von fast 14 bzw. 9%.


Es ist wie das Henne-Ei-Problem: Braucht man zunächst die Nachfrage oder muss man einfach mehr anbieten, damit der Absatz steigt? Die Beispiele zeigen jedenfalls, dass etliche Verbraucher für Tierwohl auch zahlen wollen.


Aldi mit mehr Tierwohl?


Aldi verkauft deshalb seit Sommer 2018 auch konventionelles TierwohlFleisch unter der Marke „Fair & Gut“. Die Produkte entsprechen den Standards etablierter Tierschutzprogramme. Für Schweinefleisch gelten z.B. die Kriterien von Neuland bzw. Fairfarm:


  • doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben
  • Stroh als zusätzliches Futter und Beschäftigungsmaterial
  • Unterteilung der Ställe in verschiedene Funktionsbereiche
  • Zugang zu frischer Luft und Tageslicht über einen Offenstall
  • kein Einsatz von gentechnisch verändertem Futter während der Mast.


Das Angebot umfasst Hackfleisch, Gulasch, Geschnetzeltes, Filet, Schinkenschnitzel und Minutensteak vom Schwein. Die Preisaufschläge liegen derzeit zwischen 37% für Filet und 109% für Hackfleisch über dem Basissortiment (s. Übersicht 2). Verkaufsfördernd dürften auch die kleineren Einheiten von 250 oder 300 g sein. Sie lassen den Preis weniger hoch erscheinen. Zielgruppe sind insbesondere Singles und Zweipersonen-Haushalte, denen Portionen von 500 und 600 g oft zu groß sind.


Kein Selbstläufer


Ob die Markteinführung der Fair & Gut-Produkte erfolgreich ist, zeigen die GfK-Zahlen bisher noch nicht. Demnach tragen aber zumindest rund 3% der bei Aldi verkauften Schweinehackfleisch-Portionen dieses Label. In den anderen Segmenten liegen die Anteile jedoch noch niedriger. Für den Discounter dient die Marke Fair & Gut aber auch als Beleg für die Nachhaltigkeitsstrategie. Deshalb dürfte Aldi daran auch langfristig festhalten. Das Unternehmen bestätigt auf Nachfrage: „Wir würden uns eine stärkere Nachfrage wünschen. Dennoch wollen wir das Angebot weiter ausbauen.“


andreas.beckhove@topagrar.com

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