Mitten in Stuttgart und 40 km vom Hof entfernt hat Landwirtsfamilie Maier einen Hofladen eröffnet.
Einen Hofladen 40 km von der Betriebsstätte entfernt? Familie Maier hat es gewagt und mitten in Stuttgart einen Laden eröffnet – eine Stunde Autofahrt vom Hof entfernt. Während die Familie Milch, Fleisch und Eier in Neustetten-Wolfenhausen im Kreis Tübingen produziert, verkaufen Beate Maier und ihr Sohn Alexander die Produkte im Heusteigviertel in Stuttgart.
Kundenansprüche erfüllt:
Die Entscheidung, den Laden in der baden-württembergischen Landeshauptstadt zu eröffnen, fiel schon vor einiger Zeit. Vor einigen Jahren hatte Wilhelm Maier ein Mehrfamilienhaus in Stuttgart gekauft. Während in den Obergeschossen des denkmalgeschützten Gebäudes Wohnungen entstanden, begann die Familie das Souterrain zum Hofladen umzubauen.Nach zweijähriger Renovierung, die hauptsächlich in Eigenarbeit erfolgte, eröffneten Maiers im November 2016 den Hofladen, der mit holzvertäfelten Wänden, freigelegtem Mauerwerk, einem 24 h-Verkaufsautomaten und einer Verarbeitungsküche keine Kundenwünsche offen lässt. Vor allem das vollautomatisierte, berührungslose Bezahlen an einem Automaten sowie die moderne Beleuchtung und Gestaltung erfüllen die Ansprüche der Großstadt-Kunden. Die direkte Vermarktung an den End-kunden „Ab-Haustür“ gab es bei Familie Maier schon lange. Um weiterhin gute Preise für die eigenen Produkte erzielen zu können, fiel die Entscheidung für den Hofladen. Inzwischen vermarktet die Familie Milch und Fleisch zum Teil und 100% der Eier direkt. Für den Hofladen werden weitere beliebte Erzeugnisse zugekauft, wie z.B. Trockenwaren und Obstbrände.
Familienprojekt:
Der Betrieb teilt sich in zwei GbR. In der „Maiers Lindenhof GbR“ sind Wilhelm Maier und zwei seiner Söhne eingetragene Partner. Diese umfasst die Landwirtschaft mit 90 Milchkühen plus Nachzucht, Bullenmast, 250 Mastschweinen, 500 Hühnern, Streuobstwiesen, Biogasanlage sowie 180 ha Ackerbau und Günland.An der „Hofladen-GbR“ sind alle Familienmitglieder beteiligt. Beate Maier ist – auch, wenn sie es nicht gerne selbst von sich behauptet – die Chefin im Stuttgarter Hofladen. Gemeinsam mit ihrem Sohn Alexander managt sie den Verkauf und alle Arbeiten, die vor und nach den Öffnungszeiten montags, sowie donnerstags bis samstags anfallen. In der Verarbeitungsküche stellt die 60-Jährige außerdem noch weitere Produkte her, wie z.B. Kräuterbutter, Gelee und Marmeladen. „Ich bin richtig stolz, wie die beiden den Laden managen. Sie haben einen sehr guten Draht zu den Kunden“, lobt Wilhelm Maier.
Künftig Mittagstisch?
Dass es mitten im zentralen Heusteigviertel einen Hofladen gibt, spricht sich langsam herum. Allerdings, so die Einschätzung der Direktvermarkter, könnte der Laden noch besser laufen. „Wir sind jetzt ein Jahr hier“, sagt die 60-Jährige. „Einem Laden muss man immer ein bisschen Zeit geben, bis er läuft.“ Die Stadt bietet auf jeden Fall das Kundenpotenzial, und rund um den Hof im Kreis Tübingen gibt es schon seit Jahren eine Vielzahl an Hofläden. „Da hätte man unseren Laden nicht auch noch gebraucht“, sagt Wilhelm Maier.Die Fahrten in die Stadt verbinden die Maiers oft auch noch mit Lieferungen. Bestellte Produkte werden entlang der Route an Gaststätten geliefert. So lohnt sich dann auch die Fahrt.
In die Verarbeitungsküche hinter dem Laden hat die Familie ganz bewusst investiert – falls man das Angebot irgendwann erweitern will. Denn, so erklärt Wilhelm Maier, der Gewölbekeller unter dem Laden würde sich prima für Verköstigungen oder einen Mittagstisch eignen. Anja Rose