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Wann kommt die Erholung?

Lesezeit: 6 Minuten

Auch wenn Aldi & Co. es noch nicht wahrhaben wollen: International hat sich der Milchpreis gefangen, allerdings auf bescheidenem Niveau. 2013 wird aber besser, meint Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer NRW.


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Die Zeiten, in denen sich Milchpreise über Jahre kaum bewegten, sind längst vorbei. Der zweite Absturz innerhalb weniger Jahre zeigt, wie empfindlich der überwiegend freie Milchmarkt heute ist. Glücklicherweise scheinen sich die Erzeugerpreise diesmal früher zu fangen und stürzen nicht wie 2009 auf Interventionsniveau ab. Deutsche Lebensmittelhändler ignorieren das bisher und haben die Preise für einige Milchprodukte Ende Juli weiter gesenkt. Gut möglich, dass Aldi & Co. schon bald zurückrudern müssen.


EU im globalen Wettbewerb.

Der globale Milchpreiszyklus hat seit 2006 auch die EU fest im Griff (siehe Übersicht). Die Märkte rücken immer stärker zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn neuseeländische Erzeuger beispielsweise dank satter Weiden mehr Milch auf den Weltmarkt drücken, setzen sie auch Exportmanager von DMK oder Arla unter Druck. Das Ergebnis: Die Erzeugerpreise sinken auch bei uns.


Weltweit wurden 2011 gut 50 Mio. t Milchäquivalent* (MEQ) gehandelt. Dabei teilen sich Neuseeland, die EU und die USA mit rund zwei Drittel des Handels den Markt fast allein untereinander auf. Erst mit Abstand folgen Australien und Argentinien, die allerdings an Bedeutung gewinnen. Trotzdem schauen sie vorerst zu den großen drei auf, die von ihrer Produktionsweise kaum unterschiedlicher sein könnten:


  • Der Platzhirsch am Weltmarkt ist Neuseeland. Dort werden mit rund 19 Mio. t Milch zwar nur 3 % der Weltmilchmenge erzeugt. Die „Kiwis“ bestreiten aber 32 % des Welthandels. Ganzjahresweidehaltung mit minimalem Kraftfuttereinsatz machen dieses Land trotz Marktferne zum Kostenführer.
  • Mit 23 % Marktanteil folgt die EU. Hier wird weltweit jeder fünfte Liter Milch ermolken. Trotz hoher Produktionskosten reagieren die Milcherzeuger nur sehr verhalten auf Preisschwankungen. Denn selbst wenn die Quote insgesamt seit Jahren nicht ausgeschöpft wird, deckelt sie in einigen EU-Staaten den Ausbau der Produktion noch immer.
  • Die US-Amerikaner mischen mit rund 90 Mio. t Produktionsmenge ebenfalls in der oberen Gewichtsklasse mit. Am Weltmarkt bringen sie es aber nur auf gut 10 % Marktanteil. Sie trimmen ihre Kühe mit viel Kraftfutter auf Höchstleistungen von im Schmitt über 9 500 kg je Kuh, sind dadurch aber sehr anfällig für hohe Futterkosten.


Asien räumt den Weltmarkt.

Alle drei profitieren von den relativ hohen Zuwachsraten der globalen Handelsmengen bei Milch. Seit 2008 wächst der Welthandel jährlich überdurchschnittlich um 6 bis 7 Prozent. Auch 2012 soll er um 4 % auf 52,7 Mio. t MEQ zulegen.


  • Auf der Importseite steht China mit 5,9 Mio. t MEQ ganz vorn. Die Einfuhr von Voll- und Magermilchpulver hat sich in 5 Jahren verdoppelt.
  • Nordafrika und der Nahe Osten sind ebenfalls wichtige Absatzgebiete. Ägypten hat seinen Import auf 3,5 Mio. t MEQ verdreifacht. Algerien führte etwa 2,7 Mio. t ein. 2012 soll Saudi Arabien erstmals die Importmarke von 3 Mio. t MEQ überschreiten.
  • Russland führt mit 2,2 Mio. t MEQ eine vielseitige Palette an Milchprodukten mit Schwerpunkt Käse ein, wovon insbesondere EU-Exporteure profitieren.
  • Darüber hinaus führen eine Vielzahl kleinerer Staaten Milchprodukte mit unterschiedlichen Prioritäten ein.


Insbesondere in den Schwellenländern mit wachsender Bevölkerung und steigenden Einkommen wächst die Nachfrage nach Milchprodukte weiter. Die Hälfte der zusätzlichen Ausfuhren seit 2010 ging auf das Konto asiatischer Länder, vor allem China. Weitere 30 % fielen auf Nordafrika und den Nahen Osten.


Aussichten bis Ende 2012.

Ob die steigende Nachfrage schon 2012 für eine Preiserholung ausreicht, ist unwahrscheinlich. Denn die Milcherzeugung soll weltweit um 2,7 % auf 750 Mio. t MEQ steigen. Auch bei den führenden Exporteuren steigt demnach im zweiten Halbjahr 2012 die Menge immer noch leicht an. Mittlerweile landet allerdings nur noch wenig Ware im Lager. Neuseeland hat den größten Teil der Mehrerzeugung mittlerweile über Auktionen wegdrücken können – allerdings auf Kosten fallender Preise.


Soweit ist die EU leider noch nicht. Es gab zwar keine staatliche Intervention, doch der Bestand an Butter im gefördertem privaten Lager ist mit aktuell rund 119 000 t etwa ein Drittel höher als im Vorjahr. Er liegt damit aber noch unter dem 2009er-Niveau.


In etwa die gleiche Menge Butter lag im Mai 2012 in den USA auf Lager. Seit Juni sinken die Bestände aber wieder langsam. Ähnlich sieht es beim US-Magermilchpulver aus. Im April stieg die Lagermenge auf über 100 000 t und war damit 50% höher als im Vorjahr. Seit Mai gehen aber auch hier die Bestände etwas zurück. Aufgrund dieser Überhänge bleibt das Exportangebot daher vorerst recht hoch und ein Preisanstieg gedeckelt.


Das spiegeln auch die jüngsten Neuseeland-Auktionen wider. Sie finden 14-tägig statt und sind ein Indikator für die Lage am Weltmarkt. Die Preisabschläge wurden gestoppt und die Kurse pendeln nun um das Durchschnittsniveau der letzten 10 Jahre. Befestigen konnten sie sich bisher aber nicht.


Mittelfristig stehen die Vorzeichen allerdings auf Erholung. Dafür spricht:


  • Ab September beginnt in Neuseeland das „Frühjahr“ mit neuem Aufwuchs. In diesem Jahr erwarten viele das Wetterphänomen El Nino mit möglichen Trockenperioden. Das dürfte den Ausbau der Produktion stoppen bzw. bremsen.
  • Die US-Dürre dürfte die Milchwirtschaft dort wegen hoher Futterkosten bei sinkenden Milchpreisen ziemlich ausbremsen. Die Kuhschlachtungen zur Abstockung nehmen bereits zu und die Kraftfuttergaben gehen zurück. Beides führt zur Drosselung der Milchmenge. Im Jahresvergleich stagnieren die US-Exporte bereits.
  • Die gesunkenen Preise könnten die weltweite Nachfrage beleben. Wegen der trüben Wirtschaftsaussichten sind jedoch nur geringe Steigerungen zu erwarten.
  • Der bevorstehende WTO-Beitritt Russlands führt ab August zu einer Senkung der Importsteuern bei Milchprodukten um 25 %. Die Einfuhrerleichterungen könnten insbesondere der hiesigen Milchwirtschaft zugute kommen.


Ab 2013 wieder besser!

Bei steigender Nachfrage und nur geringem Angebotszuwachs könnten sich die Preise ab 2013 deshalb wieder grundlegend befestigen. Und auch langfristig sind die Aussichten recht gut.


Der Welthandel mit Voll- und Magermilchpulver soll nach der jüngsten OECD/FAO-Vorschau bis 2021 um rund ein Drittel zunehmen. Auch bei Käse und Butter werden Zuwächse von 27 % bzw. 20 % erwartet.


Steigende Bevölkerung, zunehmendes Einkommen und die Einführung von funktionierenden Kühlketten fördern den Absatz gerade in den Schwellenländern. Mehr als 70 % der Zuwächse sollen auf China und Indien fallen. Nach der Preiskorrektur rechnen die Experten deshalb mit durchschnittlichen Preissteigerungen von 2 % pro Jahr.


Die Kursschwankungen werden jedoch groß bleiben, denn nur wenige Exportländer dominieren den Welthandel mit Milchprodukten. Und auch das zusätzliche Absatzpotenzial konzentriert sich auf wenige Regionen.

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