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Wird Getreide in Deutschland knapp?

Lesezeit: 6 Minuten

Die anhaltende Dürre hat die Erträge regelrecht verdampfen lassen. Was das für die Vermarktung bedeutet, erklärt Bernd Irps, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.


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Wenn Sie dieses Heft aufschlagen, ist die Gerstenernte in den meisten Regionen Deutschlands „durch“. Die vorläufigen Ergebnisse bis Mitte Juli bestätigten die Befürchtungen – es wurde deutlich weniger Gerste als vor einem Jahr geerntet (und damals fielen die Erträge ebenfalls unterdurchschnittlich aus).


Teils fehlt nicht nur Menge, sondern es hapert auch bei der Qualität, insbesondere wird von niedrigen Naturalgewichten berichtet. Wie diese schwächeren Gerstenpartien in den Mischfutterrationen be- und verwertet werden sollen, ist die Herausforderung für die kommenden Wochen.


Gerste eingelagert:

Die deutsche Wintergerstenernte wurde zuletzt vom Bauernverband nur noch auf 8 Mio. t geschätzt. Im März war man noch von 9 Mio. t ausgegangen, was in etwa noch das schlechte Vorjahresniveau widergespiegelt hätte. Die jetzt noch niedrigeren Erträge machen sich denn auch in den Preisen bemerkbar. So wurde Mitte Juli bereits für Gerste ein Erzeugerpreis um die 160 €/t (netto, frei Erfasser) geboten. Bei den geringeren Erträgen steht auch mehr Lagerraum zur Verfügung, somit gibt es derzeit auch kaum Angebotsdruck. Die meisten Landwirte sind derzeit aber eh kaum bereit, mehr als die per Vorkontrakt vermarkteten Mengen ex Ernte verkaufen. Sie setzen auf weiter steigende Preise.


Etwas unklarer ist der Blick in die anderen EU-Länder: In vielen Regionen der EU, insbesondere in Polen, sind ebenfalls größere Einbußen zu verzeichnen, wobei Spanien eine höhere Weizenernte eingefahren hat. Insgesamt lassen die Einschätzungen der Ernten aber Preisspielraum nach oben zu. Zwar erwartete Copa/Cogeca aufgrund einer höheren Anbaufläche zuletzt noch 60,3 Mio. t Gerste, das sind 0,4 % mehr als im Vorjahr. Die EU-Kommission weist in ihrer jüngsten Schätzung aber nur noch 58,9 Mio. t aus, das wären 0,4 Mio. t weniger als im Vorjahr.


Weltweit zeichnet sich ebenfalls ein Minus ab: Der IGC erwartet aktuell 145 Mio. t Gerste, das entspricht einem Rückgang von 4,7 Mio. t gegenüber der Vormonatseinschätzung, die Vorjahreslinie wird dabei knapp verfehlt. Bei einem geschätzten Weltverbrauch von 148 Mio. t muss auf die Bestände zurückgegriffen werden. So fallen diese auf 23 Mio. t zurück, der niedrigste Stand seit 2012/13. Somit könnte die Gerste im Laufe des Wirtschaftsjahres noch zu einem knappen Gut werden, steigende Preise sind daher wahrscheinlich.


Weizen – dürre Ernte:

Bundesweit lief bei Redaktionsschluss die Weizenernte. Durch die anhaltende Trockenheit hat sich der Erntestart um 2 bis 3 Wochen nach vorne verschoben. Aus den bis Mitte Juli vorliegenden Ergebnissen ließen sich noch keine Schlüsse auf das Ernteergebnis ziehen. Die Schätzungen wurden aber immer weiter zurückgenommen. So geht der DBV nur noch von 20,5 Mio. t Weichweizen, im Vorjahr wurde mit 24 Mio. t deutlich mehr geerntet.


Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Regionen der EU schrumpften die Ernteschätzungen zusammen. Besonders überraschend war die Reduzierung der Ernteprognose in Frankreich, hier wurde vom Analysehaus Tallage die Prognose um 4 Mio. t auf 33,2 Mio. t Weizen zurückgenommen. Das hat sich an den Börsen bemerkbar gemacht, so hat auch die Börse in Chicago auf diese Meldung mit steigenden Kursen reagiert. Das dürfte auf den großen Exportanteil des französischen Weizens zurück zu führen sein.


Was kommt aus dem Osten?

Allerdings hat die EU in den letzten Jahren Marktanteile am Weltweizenmarkt verloren. Die dominierende Rolle spielt mittlerweile Russland (siehe ab S. 122). Im letzten Jahr wurden aus dem riesigen Land 40,5 Mio. t Weizen exportiert. Für 2018 laufen die Schätzungen auf 35 Mio. t hinaus, wobei die Ernteschätzung mit 68,5 Mio. t rund 16,5 Mio. t niedriger als im Vorjahr ausfällt. Auch hier haben ausbleibende Niederschläge zu kleineren Ernteeinschätzungen geführt. Aktuell wird auch noch Regen für die Sommerweizenbestände in einigen Regionen benötigt.


Zuletzt sorgten zudem Diskussionen um die Erhöhung von Exportsteuern für Verunsicherung. Mittlerweile hat es hier eine Klärung gegeben, die Zölle bleiben weiter auf Null. Die Befürchtung von Ernteausfällen hat die Exportpreise weiter stabil gehalten. Trotz der deutlich kleineren Ernte fallen die Exporte nur 5 Mio. t kleiner aus. Hier kommen die hohen Bestände zum Tragen. In der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres dürfte wie in den Vorjahren Russland den Ton auf dem Weltweizenmarkt angeben und so den Preisspielraum einengen.


Die Ukraine ist ein weiterer wichtiger Player auf dem Weltweizenmarkt. Die Ernteschätzungen der verschiedenen Analysten weichen hier noch stark voneinander ab. So wird einerseits von einer unveränderten Ernte berichtet, andere erwarten Ernteeinbußen von bis zu 5 % und sehen die Weizenernte nur bei 24,7 Mio. t., das USDA geht unverändert von 26,5 Mio. t aus.


Noch ist die Ernte in der Schwarzmeerregion nicht ganz eingefahren. In den letzten Jahren zeigte sich häufig, dass die Ernte doch größer als die Prognosen ausfiel. Das könnte auch dieses Jahr noch mal zu einem Preisrückgang führen.


Aber wenn man davon ausgeht, dass die Witterung doch mehr Schäden verursacht hat und so noch einige Ernteausfälle zum Vorschein kommen, besteht noch Potenzial für den Weizenpreis. Und sollten die Meldungen aus China über 20 % Weizenernteverluste Realität werden, stellt sich die Frage, ob auf die Bestände zurückgegriffen wird oder ob mehr eingeführt wird.


Was wann verkaufen?

Vieles spricht derzeit für einen stabilen bis festen Weizenmarkt. Aktuell werden den Erzeugern Preise um die 170 €/t geboten. Das ist deutlich mehr als in den Vorwochen. Aktuell deutet vieles auch noch auf einen stabilen bis festen Markt hin.


Schaut man sich Preisverläufe der letzten Jahre der unterschiedlichen Qualitäten an, so zeigt sich zwischen Futter- und Brotweizen in der Ernte der größte Unterschied. Zum Ende der Saison gibt es häufig kaum noch einen Unterschied. Das könnte in diesem Jahr auch wieder der Fall sein, denn wenn die Nachfrage der Mischfutterhersteller wieder so groß wie im Vorjahr ist, dann könnte sich auch am Ende wieder der gleiche Preis für Brot- und Futterweizen ergeben. Das würde aber auch bedeuten, dass bei der Vermarktung zunächst die höherwertigen Partien zu vermarkten sind und zum Schluss erst der Futterweizen.


Kontakt:christian.brueggemann@topagrar.com

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