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Wird Rapsschrot knapp?

Lesezeit: 7 Minuten

Der Bedarf an GVO-freien Futtermitteln steigt stetig, weil der Lebensmittelhandel „ohne Gentechnik“ immer mehr zum neuen Standard macht. Das macht Rapsschrot zunehmend interessant. AMI-Expertin Wienke von Schenck sieht aber vorerst keinen Engpass.


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Es ist offensichtlich. Der deutsche Lebensmittelhandel möchte das Label „ohne Gentechnik“ zum neuen Standard machen. Bei Milch findet die Umstellung gerade statt und auch bei Rindfleisch rechnen Schlachter, nach eigener Aussage, ab Ende des Jahres mit größeren Bestellungen. Selbst bei Schweinefleisch wachsen beim LEH die Begehrlichkeiten.


Der Bedarf an GVO-freien Eiweißkomponenten steigt dadurch. Zuletzt konnte sich zudem Rapsschrot preislich besser behaupten als „normales“ Sojaschrot. Sind das schon die Vorboten für künftige Engpässe bei GVO-freien Ölschroten?


7 Mio. t Rapsschrot wären nötig.

Wer in Deutschland GVO-frei füttern will, landet schnell beim Rapsschrot. Der Rohstoff kommt zumeist aus der EU und ist damit garantiert GVO-frei. Außerdem ist das Rapsextraktionsschrot (RES) vergleichsweise günstig. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Bedeutung von Rapsschrot in der Fütterung langsam aber sicher zunimmt. In zehn Jahren stieg der Verbrauch in Deutschland von 2,4 auf 4,0 Mio. t. 2015 wurde sogar erstmals mehr Rapsschrot eingesetzt als Sojaschrot (siehe Übersicht 1).


Um nun alle Tiere, soweit möglich, auf dieses Futtermittel umzustellen, bräuchte man unter Berücksichti-gung der Tierbestandszahlen von Ende 2016 in Deutschland theoretisch rund 7 Mio. t Rapsschrot. Der Maximalbedarf verteilt sich dabei folgendermaßen auf die verschiedenen Tierarten (siehe Übersicht 2):


  • Die größte Menge ginge in die Kuhfütterung. Bei rund 4,2 Mio. Tierplät-zen und einem Jahresbedarf von gut 900 kg RES/Tier beläuft sich der maximale Bedarf auf rund 3,85 Mio. t.
  • In der Bullenmast blieben 0,66 Mio. t, wenn pro Mastplatz und Tag 1,2 kg RES verfüttert werden.
  • Im Schweinesektor könnten maximal 1,7 Mio. t RES verwendet werden, wobei alleine bei den Mastschweinen 1,4 Mio. t unterzubringen wären (bei 13% RES-Anteil im Futter).
  • In der Geflügelfütterung liegt das Limit niedriger, sodass hier theoretisch 760000 t RES eingesetzt werden könnten, am meisten noch bei den Legehennen mit rund 306000 t pro Jahr.


Da deutsche Ölmühlen im vergangenen Jahr nur rund 5,38 Mio. t Rapsschrot produziert haben, würde der theoretisch mögliche Gesamtbedarf von 7 Mio. t das Angebot deutlich übersteigen. Es ist auch fraglich, ob die Verarbeitungskapazitäten und die verfügbaren Rapsmengen überhaupt ausreichen würden.


Rapsschrot wird exportiert.

Mit der Realität hat das bislang aber noch wenig zu tun. Tatsächlich wurden 2016 in Deutschland, nach Schätzungen von Oil World, rund 4,02 Mio. t Rapsschrot verfüttert. Den Löwenanteil verarbeitet dabei die deutsche Mischfutterwirtschaft, die für ihre produzierten 23,7 Mio. t Mischfutter etwa 2,6 Mio. t RES braucht. Die restlichen 1,4 Mio. t Rapsschrot verfüttern Landwirte direkt in hofeigenen Mischungen.


Die Direktfütterung auf den Höfen hat übrigens in den letzten Jahren zugenommen. Noch vor zwei Jahren belief sich diese Menge auf rund 1 Mio. t Rapsschrot. Niedrige Futtergetreideerlöse und relativ teure Mischungen bei gleichzeitig schwindender Rentabilität sorgen für diesen Trend.


Unterm Strich bleibt am deutschen Markt ein deutlicher Rapsschrotüberschuss, der exportiert wird. Im Jahr 2016 lagen die Netto-Exporte Deutschlands bei 1,29 Mio. t. Die Ausfuhren schrumpfen zwar seit einigen Jahren. Von einem Rapsschrot-Engpass ist Deutschland aber noch weit entfernt.


Rapsschrot vorerst nicht knapp:

Dafür spricht auch, dass das Angebot an GVO-freien Eiweißkomponenten durch andere Quellen ergänzt wird. So ist der Anbau von Hülsenfrüchten, Sojabohnen und Sonnenblumen in Deutschland keine Seltenheit mehr und könnte mögliche Lücken schließen. Körnerleguminosen können jedoch normalerweise preislich nicht mit Rapsschrot mithalten. Und es ist auch fraglich, wie stabil das Angebot in Zukunft ist, wenn die Greeningflächen künftig nicht mehr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden dürfen.


Sollte der LEH tatsächlich in absehbarer Zeit nicht nur bei Milch, sondern auch bei Rind- und Schweinefleisch eine GVO-freie Fütterung fordern, könnte es daher knapp werden. Vor allem dann, wenn Deutschland als größter Absatzmarkt für Lebensmittel in der EU die Nachbarländer mitreißt.


Ausgeschlossen ist das nicht. Eine Umstellung würde sich jedoch über viele Jahre hinziehen. Am Ende wäre eine komplett GVO-freie Fütterung in Deutschland und der EU dann aber nicht ohne Hilfe der Südamerikaner möglich.


Derzeit kommt die größte Menge an GVO-freiem Soja aus Brasilien. Ob die Farmer dort den Anbau ausweiten, ist letztlich eine Preisfrage. Sojaerzeuger lassen sich dazu nur animieren, wenn nicht nur der Mehraufwand, sondern auch das Risiko vergütet wird. Schon jetzt geht ein beachtlicher Teil der GVO-freien Sojabohnen verloren, weil fehlende Separierung bei Lagerung und Transport für „Verunreinigung“ sorgen und damit nur noch ein deutlich geringerer Erlös erzielt werden kann.


GVO-freies Soja ist knapp.

Wie knapp GVO-freies Sojaschrot in der EU derzeit ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten. Seit Mitte 2016 hat sich der Preisabstand zur Standardware stetig erhöht und erreichte im April 2017 auf Großhandelsstufe zeitweise einen Spitzenwert von 170 €/t. Während „konventionelles“ Sojaschrot wegen hoher Ernten und festem Euro seit Mitte Februar 2017 immer billiger wurde, blieb GVO-freies Sojaschrot für Tierhalter teuer (Übersicht 3). Verspätete Schiffsankünfte aus der neuen südamerikanischen Ernte sorgten für Engpässe in Europa und hielten die Preise hoch.


EU-Importeure suchen wegen der Angebots- und Preisschwankungen aus Brasilien stets nach neuen Quellen. So kam in diesem Wirtschaftsjahr dreimal mehr Sojaschrot aus Russland nach Deutschland als 2015/16. Auch aus Indien wurde mit knapp 52000 t überraschend viel Sojaschrot geliefert. Die absoluten Mengen sind allerdings weiterhin sehr überschaubar.


Vorkaufen im September:

Egal ob konventionell oder GVO-frei, die Preise für Eiweißkomponenten schwanken stark und sind deshalb eigentlich prädestiniert, um abgesichert zu werden. Für langfristige Kontrakte war dabei in den vergangenen Jahren der September besonders gut geeignet, weil die Preise dann häufig ihren Tiefpunkt erreichten. Der Grund: In den USA herrscht dann zumeist Erntedruck und in Südamerika ist es noch zu früh für die sogenannten Wettermärkte. Das ändert sich in den Folgemonaten, wenn die jungen Sojapflänzchen in Argentinien und Brasilien möglicherweise unter Trockenheit leiden.


Da unsere Rapspreise in Europa sehr stark von den Sojanotierungen in Chicago abhängen, gilt diese Faustregel im Prinzip auch für das Rapsschrot. Wer Ölschrote vorkaufen möchte, sollte deshalb zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres verstärkt die Preise für Raps- und Sojaschrot im Blick haben. Solange empfiehlt sich ein Einkauf „von-der-Hand-in-den-Mund“.


Gute „Einstiegs-Termine“ gab es in den vergangenen Jahren auch oft in den Monaten Januar und Februar.


Rapsschrotpreis mit Eigenleben:

Ein Naturgesetz sind diese Regeln nicht. Auch die Beziehung zwischen Raps- und Sojaschrotpreisen war schon mal enger. Speziell in diesem Jahr ist die Versorgung mit Rapsschrot deutlich knapper als mit Sojaschrot. Das könnte sich in der zweiten Jahreshälfte zwar wieder ändern, denn nach der Raps-ernte dürfte die Unsicherheit über die Versorgungslage vom Tisch sein. Durch die Markttrennung in GVO und GVO-frei sind Raps- und Sojaschrot aber längst nicht mehr so austauschbar wie noch vor fünf Jahren. Gut möglich, dass die Korrelation zwischen Preisen der beiden Ölschrote in den nächsten Jahren weiter sinkt.


Für die kommende Saison sind die Ölmühlen jedenfalls nach eigener Aussage ausreichend versorgt. Auf jeden Fall ist Rapsschrot der Saison 2017/18 deutlich billiger als „alterntige“ Lieferungen. Wer derzeit noch vordere Partien benötigt, zahlt ab Mühle mindestens 215 €/t. Wer noch bis August warten kann, von dem werden nach heutigem Stand nur 190 €/t gefordert.


Eine Besonderheit des Rapsschrots ist zudem noch die „Frühjahrsknappheit“. Ab März ist vordere Ware häufig nicht zu reichlich. In dieser Zeit sind Vorkontrakte für die neue Saison deshalb eher ungünstig. Erfahrungen zeigen zudem, dass im Frühjahr die Rapsschrotkurse für September oft überschätzt werden. Das gilt bei hohen Ernteerwartungen für Raps genauso wie bei einer knapp erwarteten Ernte. Ein „Marktgesetz“ ist aber auch das nicht. Es gibt immer wieder Ausnahmejahre, in denen diese Regel nicht zutrifft.


Sicher ist nur eins: Bei Beobachtung der Kurse und Markttendenzen wird die Entscheidung für den Landwirt zumindest etwas einfacher. -ab-

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