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Zuckermarkt: Etwas weniger bitter?

Lesezeit: 4 Minuten

Der weltweite Zuckermarkt steckt in der Krise. Erzeuger und Verarbeiter schreiben rote Zahlen. Etliche Rübenanbauer haben den Anbau reduziert oder aufgegeben.


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Die Wahrheit ist eine bittere Pille: Die Weltmarktpreise für Zucker erreichten Ende Mai 2019 Tiefststände wie seit über einem Jahr nicht mehr. In New York notierte der maßgebliche Zuckerkontrakt Nummer 11 nur noch umgerechnet 232 €/t, und in London lag der Kurs des vorderen Zuckertermins bei 291 €/t. Ursache ist die weltweit üppige Versorgungslage, die bereits 2016/17 begann: Weltweit sprang die Zuckererzeugung plötzlich vom fünfjährigen Durchschnitt mit etwa 170 Mio. t Rohzuckerwert auf rund 195 Mio. t. Der Verbrauch zog aber nicht nach und liegt heute immer noch bei rund 173 Mio. t. Die globalen Vorratsbestände wuchsen damit um knapp 25% auf über 52 Mio. t.


Inzwischen hat das niedrige Preisniveau in fast allen Anbauregionen der Welt zu einer Reduzierung der Zuckererzeugung auf eine Größenordnung von zuletzt 179 Mio. t geführt. Das sind rund 15 Mio. t weniger als im Vorjahr. Damit dürfte die Produktion den Verbrauch nur noch um 1 bis 4 Mio. t übertreffen.


Allerdings sorgen die in den Vorjahren aufgebauten hohen Vorratsbestände insgesamt doch für ein drückendes Gesamtangebot, das die Zuckerpreise weltweit derzeit noch unter Druck hält.


Produktion leicht gesunken...


In seiner jüngsten Analyse für die wichtigsten Zuckerregionen geht das US-Agrarministerium (USDA) inzwischen aber von schrumpfenden Mengen in den wichtigsten Zuckerregionen aus:


In Europa wurde der Rübenanbau mit dem Ende der Zuckerkontingentierung ausgedehnt. Mit 136 Mio. t erreichte die Rübenerzeugung 2017/18 ein Rekordergebnis. In der Dürresaison 2018/19 brach die Rübenmenge auf nur noch 108 Mio. t ein – bei hohen Zuckergehalten. Der EU-Inlandsverbrauch liegt bei durchschnittlich 18 Mio. t. Mit der Öffnung zum Weltmarkt verdoppelten sich die EU-Ausfuhrmengen zwar, und die Importe halbierten sich. Auch die hohen EU-Überhangbestände konnten von 2,4 auf 1,4 Mio. t gesenkt werden. Der Selbstversorgungsgrad liegt aber immer noch bei rund 112% – zu viel für grundlegende Preisanhebungen.


Brasilien erhöhte als weltgrößter Produzent 2016/17 seine Zuckererzeugung von 35 auf knapp 40 Mio. t. Im Folgejahr blieb die brasilianische Produktion bei 38 Mio. t „stehen“. Als größter weltweiter Exporteur mit einem Handelsanteil von fast 50% drückte das Land die zusätzlichen Mengen auf einen nur begrenzt aufnahmefähigen Weltmarkt. Erst im letzten Jahr wurde die brasilianische Zuckererzeugung unter 30 Mio. t gedrosselt, weil die Rohrzuckermengen wieder stärker in die Bioethanolherstellung abflossen.


In Indien begünstigte in der vergangenen Saison der ausgiebige Monsunregen die Rohrzuckererzeugung. Der weltweit zweitgrößte Zuckerproduzent steigerte die Zuckermenge massiv von 22 auf 34 Mio. t. Der Zuckerüberschuss wurde mit staatlichen Subventionen zu Dumpingpreisen auf den internationalen Märkten verkauft.


Thailand als weltweite Nr. 4 profitierte ebenfalls vom günstigen Monsunregen und steigerte die Erzeugung von 10 auf 14 Mio. t. Als zweitgrößter Exporteur der Welt verdoppelten die Asiaten ihre Ausfuhren.


…aber 2019/20 wieder mehr?


Für die anstehende Zuckerkampagne 2019/20 zeichnen sich inzwischen erste Trends ab. Nach der jüngsten Schätzung des US-Agrarministeriums Ende Mai 2019 könnte die globale Zuckererzeugung wieder leicht zum Vorjahr auf rund 180 Mio. t ansteigen. Andere Schätzinstitute liegen nur wenig darunter, gehen aber auch von einer leichten Zunahme zum Vorjahr aus.


Im Wesentlichen tragen dazu die wieder steigenden brasilianischen Zuckermengen bei. Aber auch die EU-Landwirte sollen trotz reduzierter Anbaufläche wieder mehr Rüben ernten als im trockenen Vorjahr. Für 2019/20 erwarten die Marktbeobachter geschätzte 117 Mio. t Rüben. Die Zuckerproduktion schätzte das USDA zuletzt auf 19,43 Mio. t. Das wären 1,25 Mio. t oder knapp 7% mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Plus könnte den Marktbeobachtern zufolge die Zuckerexporte um 20% bzw. 400000 t ansteigen lassen, rund 2,4 Mio. t EU-Zucker würden damit auf den Weltmarkt abfließen.


Indien erwartet neuerdings für 2019/20 dürrebedingt nur noch 28 bis 29 Mio. t Zucker (minus 15 %). Angekündigte Dumpingexporte dürften damit hinfällig werden, und die Lage auf dem globalen Zuckermarkt könnte sich schneller als erwartet zum Besseren wenden. Pakistan hat seine Überhangbestände weitgehend abgebaut. Und Indonesien als weltgrößter Importeur dürfte stetig mehr Zucker benötigen.


In Asien soll das moderate Minus bei der Erzeugung weiter anhalten. Es könnte dort ebenfalls durch den begrenzten Monsunregen verstärkt werden. Jüngste Klimadaten weisen aber darauf hin, dass die Regenmengen nur wenig unter den Durchschnittswerten liegen könnten. Die Erntemengen 2019/20 sollen an die Ergebnisse der Jahre vor der Hochphase anknüpfen.


Mäßig steigende Preise?


Die bis Ende Mai 2019 noch schwachen Kurse an den internationalen Börsen sollen in den kommenden Monaten wieder leicht ansteigen. Bis Mitte Juni verzeichneten die Termine bereits leichte Gewinne. Der New Yorker Zuckerkontrakt Nr. 11 zeigt für die Herbst-/Wintermonate ein Plus von 2 bis 3 % an. Der Londoner Weißzuckerkontrakt Nr. 5 mit Fälligkeit Dez 2019 wurde zuletzt mit erstaunlichen 353 €/t gehandelt – allerdings noch deutlich unterm EU-Referenzpreis von 404 €/t.


christian.brueggemann@topagrar.com

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