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topplus Beim LEH nachgehakt!​

5xD: Echte Unterstützung oder nur Marketing?​

Deutsche Handelsketten hatten vor rund einem Jahr angekündigt, 5xD im Supermarkt zum Standard zu machen. Zeit für eine Zwischenbilanz: Was ist erreicht und vor allem was bringt es?​

Lesezeit: 5 Minuten

Als Ende 2021 die großen Handelsketten Deutschlands ankündigten, künftig stärker auf die Herkunft von Fleisch zu achten und sich sogar auf 5xD – also deutsche Geburt – festzulegen, keimte Hoffnung bei vielen gebeutelten Tierhaltern. Doch was ist aus den Ankündigungen geworden, und wie wirken sich diese auf den Markt aus. top agrar hat nachgehakt.

Das Handelskette Rewe erklärt auf Nachfrage, dass mittlerweile etwa 85 % des Fleischs (Rind, Schwein, Geflügel) aus Deutschland stammt. Das beschränkt sich allerdings auf die Eigenmarke, die bei Rewe u.a. „Wilhelm Brandenburg“ oder „ja“ heißt. Die Produktpalette der Eigenmarken umfasst das gesamte Sortiment von Frischfleisch bis zu Verarbeitungsprodukten wie Wurst und Schinken. Die Eigenmarken haben für Handelsketten eine sehr große Bedeutung. Laut Rewe liegt der Anteil der Eigenmarken über alle Fleisch-Gattungen bei rund 90 %.

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Frischfleisch und Eigenmarke sind deutsch

Das genannte Unternehmen achtet dabei offenbar auch bei den Einstalltieren auf die Herkunft. „Etwa 80 % der deutschen Eigenmarkenware erfüllt bereits das Kriterium deutsche Geburt“, erklärt Rewe. Bei Schwein seien es bereits nahezu 100 %. „Wir streben bei den Frischfleisch-Eigenmarken die deutsche Herkunft zu 100 % an“, heißt es in der Antwort der Kölner. Ausnahmen seien Spezialitäten aus dem Ausland.

Dieses Ziel verfolgt die Rewe ebenfalls bei der eigenen Discount-Tochter Penny. „Bei der Eigenmarke Mühlenhof erfüllen bereits jetzt 100 % der Naturware (unbehandelt) vom Schwein und Rind das Kriterium „deutsche Geburt“. Ab 2023 soll das dann auch für marinierte Ware gelten. Beim Geflügel ist deutsche Herkunft ohnehin Standard.

Die genannten Ziele gelten im Prinzip auch für verarbeitetes Fleisch. Dort sei die Umsetzung jedoch schwieriger. „Bei Wurst ist der deutsche Rohstoff noch nicht ausreichend verfügbar“, heißt es bei Rewe.

Edeka ist "regionaler"

Für die Edeka-Genossenschaft ist 5xD scheinbar Ehrensache. So klingt zumindest die Antwort aus der Zentrale in Hamburg: „Unsere Fleischwerke betreiben regionale Markenfleischprogramme, bei denen die Herkunft aus Deutschland über alle fünf Stufen gesichert ist. Wir gehen teilweise noch über 5xD hinaus und fördern die Herkunft aus der jeweiligen Region“, erklärt die Pressesprecherin.

Näher möchte sich das Unternehmen aber nicht äußern und verweist auf die regionalen Fleischwerke, die im genossenschaftlichen Konstrukt der Edeka eigenständig agieren.

Laut Homepage setzen die Edekaner aber bei Fleisch und Wurst seit langem auf Herkunft aus Deutschland. „Heute stammen 99 % des Schweinefleisches, das in den SB- und Frischetheken unter den EDEKA-Eigenmarken angeboten wird, aus Deutschland.“

Und wie sieht es bei den Discountern aus?

Aldi Nord und Süd erklären gegenüber top agrar, dass man die hohe heimische Qualität schätze und deshalb bereits über 90 % der verkauften Frischfleischprodukte aus der deutschen Landwirtschaft stammen.

Noch weiter sei man beim konventionellen Schweinefrischfleisch. „Die gesamte Wertschöpfungskette von der Geburt bis zur Verarbeitung ist auf das 5D-Prinzip umgestellt.“

Das gilt bei Aldi Nord auch für konventionelles Geflügelfrischfleisch. Bei der Schwester Aldi Süd ist man zwar nur bei 80% 5xD-Anteil. Man baue das Angebot aber Anfang 2023 weiter aus, heißt es.

Wie bei Rewe kündigt der Discounter aus Essen an, auch bei verarbeiteten Fleischprodukten den 5xD-Weg einzuschlagen. „Ein Großteil der Artikel stammt aus Deutschland.“ Man kennzeichne das mit „Qualität aus Deutschland“ und wolle den Anteil von 5xD weiter erhöhen. Dies sei auch ein zentrales Versprechen des sogenannten Haltungswechsels. Man wolle künftig noch stärker auf Ware aus Deutschland setzen und so die deutsche Landwirtschaft unterstützen.

Kürzer aber ähnlich antwortet der Discounter Lidl. Dabei erinnert der Konzern gerne daran, dass Lidl als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler ein bundesweites 5xD-Angebot umgesetzt hat und zwar im Juni 2022. „Nahezu das gesamte Sortiment unseres Wurst- und Frischfleischsortiments der Eigenmarke „Metzgerfrisch“ ist seitdem auf 5xD umgestellt“, erklärt die Pressestelle.

Gut gebrüllt, aber…

Die Bekenntnisse der größten deutschen Handelsketten klingen vielversprechend und dürften auch bei meisten deutschen Tierhaltern und Verbrauchern gut angekommen sein. Doch das Misstrauen bleibt. Anfängliche Zuschläge, die die Schlachtunternehmen für deutsche Geburt beim Schwein zahlten, wurden zum Teil wieder einkassiert.

Zudem beschränken die Händler ihre 5xD-Zusagen meist auf Frischfleisch und/oder Eigenmarken, die im Vergleich zur Gesamtverkaufsmenge gering sind. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands rechnet vor, dass von den rund 5 Mio. t Schweinefleisch im Jahr 2020 lediglich 600.000 t als Frischfleisch vermarket wurden. Mehr als doppelt so viel geht mit 1,3 Mio. t demnach in das Segment Verarbeitungsware.

Absatzkanäle für Schweinefleisch in Deutschland 2020

Vor diesem Hintergrund ist es für Schlachtunternehmen bisher wohl keine Herkulesaufgabe, ausreichend 5xD-Ware zu bekommen. Insider vermuten, dass der LEH den Weg zu mehr deutscher Ware im Regal vor allem mitgeht, weil es bisher kaum was kostet.

Außwärts ist Herkunft egal

Noch größer ist das Kuchenstück übrigens beim Außer-Haus-Verzehr. Bei Schweinefleisch sind es nach ISN-Berechnung rund 2 Mio. t, die dort verbleiben. Das Problem: Hier spielt die Herkunft bisher fast gar keine Rolle - zumindest gilt das für die meisten Restaurants, Kantinen usw.

Ist der Kampf für 5xD und weniger Austauschbarkeit also sinn- und aussichtslos? Wahrscheinlich nicht, aus folgenden Gründen:

  • Der LEH hat seine Zusagen gemacht und dürfte auch in der Verarbeitung den Weg zu 5xD weitergehen.
  • Es gibt Marktphasen, da sind bestimmte Teilstücke schon jetzt nicht vollständig aus heimischer Erzeugung zu bedienen. So importiert Deutschland vor Weihnachten tonnenweise Filet aus dem Ausland, weil die Nachfrage so groß ist. Die Frage ist, ob auch in diesen Phasen das 5xD-Prinzip konsequent durchgezogen wird.
  • Die Herkunftskennzeichnung soll EU-rechtlich geregelt werden. Bundesminister Özdemir hat allerdings zugesagt im Zweifel auch auf nationaler Ebene aktiv zu werden. Vor allem für die Verarbeitung und den Außer-Haus-Verzehr könnte so der Druck in Sachen Herkunft steigen.

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