Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Interview

ADM: Globaler Freihandel hilft Klima und Landwirten

Der Rapsanbau bei uns entscheidet sich nicht nur durch Kosten, meint ADM Deutschland. Lesen Sie, warum teure Energie sogar zu mehr CO2 führen kann und warum Freihandel hiesigen Landwirten hilft.

Lesezeit: 5 Minuten

Wir sprachen mit Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Geschäftsführerin ADM Deutschland.

Frau Kleinschmit von Lengefeld, ADM Deutschland ist Teil eines der weltweit größten Lebensmittel- und Agrarkonzerne mit ca. 40.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 65 Mrd. Dollar. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für ADM?

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Kleinschmit von Lengefeld: Der Klimawandel und die Aufrechterhaltung globaler Lieferketten sind derzeit wahrscheinlich die beiden größten Herausforderungen für ADM und die Agrarindustrie. Wir sind die Brücke zwischen Landwirten und Verbrauchern und unser Ziel ist es, die Welt nachhaltig zu ernähren. Dank unseres globalen Netzwerks können wir sichere Lieferketten aufbauen, die auch unter schwierigen Bedingungen funktionieren sollten.

Das ist sehr weit weg von den Herausforderungen deutscher und europäischer Landwirte. Spielt es für ADM eine Rolle, woher die Rohstoffe kommen?

Kleinschmit von Lengefeld: Wir sind global aufgestellt, aber die regionalen Märkte sind sehr unterschiedlich. Darauf stellen wir uns natürlich ein. Gemeinsam mit anderen Unternehmen und Industriepartnern haben wir zum Beispiel den neuen Standard "Fields of Europe" entwickelt, der ein Lieferkettenkonzept für Lebens- und Futtermittelzutaten europäischen Ursprungs schafft. Mit Fields of Europe wird ein kohärenter Rahmen für europäische GVO-freie und verantwortungsvoll produzierte Agrarrohstoffe zur Herstellung von Lebens- und Futtermitteln geschaffen.

Die Kursrallye bei Raps hat uns nicht völlig überrascht

In Deutschland sind Sie vor allem im Ölsaatengeschäft unterwegs. Haben Sie die rasante Preisentwicklung beim Raps kommen sehen?

Kleinschmit von Lengefeld: Den entscheidenden Ausschlag für die Kursrallye hat die deutlich reduzierte kanadische Rapsernte gegeben. Völlig überraschend war der Auftrieb nicht, weil auch in der EU in den vergangenen Jahren der Rapsanbau zurückgegangen ist und der Markt niedrige Reserven hat.

Wie sehen Sie als Verarbeiter von Ölsaaten die hohen Preise für Raps und Soja?

Kleinschmit von Lengefeld: Als globales Unternehmen haben wir die Aufgabe, Marktrisiken zu managen und regionale Unterschiede zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. Die hohen Preise sind das Ergebnis der weltweit knappen Ernten. Wenn die Preise für Ölsaaten hoch sind, folgen in der Regel auch die Preise für deren Produkte, also Futtermittel und Öle.

Höhere Produktionskosten bei uns schaden dem Klima

Wie sehen Sie die steigenden Energiepreise und Kosten für CO2-Zertifikate?

Kleinschmit von Lengefeld: Das ist eine Herausforderung, weil wir im weltweiten Wettbewerb stehen. Die höheren Kosten könnten dazu führen, dass die Produktion ins Ausland verlagert wird, wo geringere Standards gelten und dann mehr CO2 emittiert wird. Das nennt man den Carbon Leakage Effekt. Unterm Strich würde man dem Klima so nicht helfen.

Was schlagen Sie vor, und was tut ADM konkret?

Kleinschmit von Lengefeld: Wir brauchen intelligente Lösungen und Kooperationen, die eine wettbewerbsfähige Produktion in Deutschland weiterhin ermöglichen. Wirksame echte CO2-Minderung erreichen wir dann, wenn sich alle Akteure den Herausforderungen stellen. Bei ADM setzen wir uns konkrete Ziele. Nachdem wir unsere bisherigen Nachhaltigkeitsziele vorzeitig erreicht hatten, haben wir neue Ambitionen bis 2035:

  • Reduktion der absoluten Treibhausgasemissionen um 25 %
  • Senkung der Energieintensität um 15 %
  • Verringerung der Wasserintensität um 10 %
  • Eine Abfallvermeidungsrate auf Deponien von 90 %
Die Kosten des Rapsanbaus sind nicht allein entscheidend

Kommen wir wieder zum Raps: In Deutschland ist der Anbau deutlich teurer als in Kanada oder der Ukraine. Können deutsche Anbauer auf Dauer mithalten?

Kleinschmit von Lengefeld: Raps ist wichtig in der Fruchtfolge und ist bisher immer konkurrenzfähig gegenüber anderen Kulturen gewesen. Europa ist ein Gunststandort für Raps und erreicht eine hohe Produktivität je Hektar. Außerdem bleiben wir in der EU auf Rapsimporte angewiesen. Der EU-Rapspreis ist benchmark für alle Raps exportierenden Regionen der Welt. Die Kosten des Anbaus sind also nicht allein entscheidend.

Wie sehen Sie die Chancen für den Sojaanbau in der EU und D?

Kleinschmit von Lengefeld: Der Sojaanbau bietet eine gute Alternative vor allem für Landwirte in Süddeutschland und erweitert die Fruchtfolge. Die Erträge können sehr gut mithalten mit denen, die in USA erzielt werden. Heimisches Soja kann zudem einen Beitrag zur regionalen Versorgung leisten. Wir sind auch überzeugt, dass die Sojaproduktion den Zielen der EU im Rahmen des Green Deal dient.

Halten Sie es für möglich, dass sich die EU irgendwann selbst mit Soja versorgen kann?

Kleinschmit von Lengefeld: Nein! Wir bleiben auf Importe von Sojabohnen und -schrot angewiesen. Dennoch können wir uns etwas unabhängiger machen. Mit dem grenzüberschreitenden Programm „Fields of Europe“ arbeiten wir daher gemeinsam mit anderen Industriepartnern an einem europäischen Standard für die Beschaffung von Lebens- und Futtermitteln. Im Rahmen dieses Lieferkettenkonzepts werden die europäischen Futter- und Lebensmittel auf ihre Nachhaltigkeit und gentechnikfreie Herkunft in der gesamten Lieferkette überprüft. Dass wir an den Sojastandort Europa glauben, erkennen Sie auch daran, dass wir im November 2021 das Unternehmen „Sojaprotein“ in Serbien übernommen haben: Ein führender europäischer Anbieter von nicht-gentechnisch veränderten Soja Spezialprodukten.

Welche Trends für Lebensmittel und Erwartungen der Verbraucher sollten Landwirte genau beobachten?

Kleinschmit von Lengefeld: Ein Trend ist der flexitarische Lebensstil. Verbraucher setzen zunehmend auf funktionelle, gesundheitsorientierte, pflanzliche Ernährung als Teil eines gesunden und umweltbewussten Lebensstils. Bis 2035 sollen alternative Proteine einen Marktanteil von bis zu 11 % des gesamten Proteinmarktes erreichen können.

Der freie Handel von Rohstoffen führt zu effizienten Warenströmen

Auf vielen Agrarmärkten (Fleischerzeugung, Milch, etc.) setzen sich nach und nach die vertikalen Integrationen durch. Im konventionellen Ölsaatenbereich läuft die Vermarktung der Rohstoffe weiterhin klassisch auf dem freien Markt. Sehen Sie auch bei Ölsaaten künftig mehr Verträge, Partnerschaften, Herkunftskennzeichnungen, Siegel etc.?

Kleinschmit von Lengefeld: Für uns wird die freie Handelbarkeit von Agrarrohstoffen auch in Zukunft wichtig sein, weil sie zu effizienten Warenströmen führt. So unterstützen wir letztlich Landwirte mit transparenten und freien Lieferketten innerhalb Europas. Wir sind flexibel, verfügen über Know-how und ein umfangreiches globales Logistiknetz.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.