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Agrarimporte Chinas werden weiter steigen

Der Bedarf der Volksrepublik an Gütern der Agrar- und Ernährungswirtschaft wird weiter steigen, glaubt das Pekinger Landwirtschaftsministerium. Das bietet Chancen für EU-Exporteure.

Lesezeit: 9 Minuten

Die Volksrepublik China ist zu einem „Mega Player“ am internationalen Agrarmarkt geworden, so dass Änderungen ihrer Produktion, des Verbrauchs oder ihrer Handelsmengen meist direkte Auswirkungen auf die globalen Produktpreise haben. Dieser Markteinfluss dürfte in den kommenden Jahren bis 2029 eher größer als kleiner werden, denn in vielen Bereichen wächst in China der Bedarf nach landwirtschaftlichen Produkten und Gütern der Ernährungswirtschaft schneller als die eigene Erzeugung. Das wird zu steigenden Importen führen.

Dies geht jedenfalls aus dem kürzlich vom Pekinger Landwirtschaftsministerium veröffentlichten „Agricultural Outlook Report 2020 - 2029“ hervor, der als wichtigste Marktvorausschau des Landes gilt. Auch wenn solch langfristige Prognosen in Zeiten von Handelsstreitigkeiten und Corona unsicher sind, gibt der Report auch einen Eindruck davon, welche Ziele die chinesische Zentralregierung in der Landwirtschaft hat.

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Die Versorgungssicherheit der gut 1,4 Milliarden Einwohner hat dabei oberste Priorität, weshalb die Modernisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft in vielen Bereichen von der kommunistischen Partei aktiv vorangetrieben wird. So werden beispielsweise industrielle Großbetriebe in der Tierhaltung gefördert und der Sojaanbau sowie die Bewässerung von Feldern im Ackerbau finanziell bezuschusst. Dabei geht es nicht mehr nur um Produktionssteigerung, sondern auch um Digitalisierung, Qualitätsstandards, Lebensmittel- und Biosicherheit oder Umweltfragen. In den nächsten zehn Jahren soll eine „Transformation der Landwirtschaft“ hin zu einer „hochwertigen und grünen Agrarproduktion“ führen, die nicht nur den steigenden Ansprüchen der wachsenden urbanen Mittelschicht, sondern auch internationalen Standards entspricht. In einem System mit marktorientierten Preisen sollen Fehlallokationen vermieden werden. Zudem will die Regierung nach eigenen Angaben die Handelsbeziehungen zu anderen Ländern wie den USA, Brasilien, der Europäischen Union, oder den Staaten der Seidenstraße ausbauen.

Höhere Weizeneinfuhr erwartet

Trotz vermehrter Anstrengungen zum Ausbau der eigenen landwirtschaftlichen Erzeugung geht aus der Zehnjahresprognose hervor, dass die Agrarimporte Chinas in den nächsten Jahren in vielen Produktbereichen zunehmen werden. Beim wichtigen Grundnahrungsmittel Reis dürfte der erwartete Produktionsanstieg allerdings etwas über dem Nachfragezuwachs liegen, der sich vor allem aus einer Zunahme der Bevölkerung bis 2029 um rund 36 Millionen Menschen ergibt. Aufgrund der vergleichsweise hohen Reispreise in der Volksrepublik im Vergleich zum Weltmarkt wird in der Dekade von 2019 bis 2029 trotzdem mit einem Anstieg der Importe um gut 2 Mio t oder fast 90 % auf 4,45 Mio t gerechnet. Die Versorgungssicherheit bei diesem Produkt ist der Pekinger Regierung zufolge gesichert. Das sieht bei Weizen etwas anders aus. Nach Einschätzung der Analysten des Landwirtschaftsministeriums wird sich bis 2029 die Anbaufläche leicht verringern, was aber durch steigende Hektarerträge ausgeglichen wird. Einer recht stabilen Erzeugung von jährlich rund 134 Mio t steht jedoch eine wachsende Nachfrage gegenüber, die bis zum Ende des Prognosezeitraums um fast 10 % auf 140,4 Mio t zulegen soll. Benötigt wird mehr hochwertiger Weizen für die menschliche Ernährung, doch die relativ größten Zuwächse werden für die Futtermittelwirtschaft und die industrielle Herstellung von Gluten, Stärke oder Maltose erwartet. Im laufenden Jahr läuft insbesondere die Einfuhr von Futterweizen aufgrund der Folgen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gedämpft, doch soll sich die Nachfrage der Futtermittelunternehmen mittelfristig wieder deutlich erhöhen und die Weizenimporte 2029 mit insgesamt 5,83 Mio t um 67 % über dem Vergleichsniveau von 2019 liegen.

Soja wichtig für Viehfutter

China ist bestrebt, den eigenen Sojabohnenanbau in ausgewählten Regionen zu steigern und hat dafür verschiedene Maßnahmen in einem „Revitalisierungsprogramm“ aufgelegt. Im vergangenen Jahr wurden dem Pekinger Agrarressort zufolge Sojabohnen auf 9,35 Mio ha angebaut; die Produktion erreichte 18,1 Mio t. Zur Ernte 2029 später sollen gut 10 Mio ha mit der Ölfrucht bestellt und die Erzeugung mit 22,2 Mio t um 23 % höher ausfallen. Dies wird aber bei weitem nicht reichen, um den wachsenden Bedarf der Futtermittelhersteller zu decken. Die Sojabohnen werden als wichtigstes Eiweißfuttermittel für die wachsenden Viehbestände gebraucht und die gesamte Nachfrage einschließlich des Nahrungsverbrauchs soll laut Prognose in den zehn Jahren bis 2029 um 17,6 Mio t oder 17 % auf 119,8 Mio t zunehmen. Diese ist aber nur durch eine Steigerung der Importe gegenüber dem Ausgangsjahr um 10,9 Mio t oder gut 12 % auf 99,5 Mio t zu decken. Verwiesen wird in der Marktvorausschau ausdrücklich auf den Mitte Januar 2020 unterzeichneten „Phase 1-Vertrag“ zwischen China und den USA, der zu einem umfassenderen bilateralen Handelsabkommen führen soll. Dieser beinhaltet neben Zollsenkungen auch die Verpflichtung Chinas, mehr US-Agrargüter einzuführen, weshalb 2020 und 2021 vor allem Sojabohnen in den Staaten gekauft werden dürften.

Zucker und Obst benötigt

Eine Versorgungslücke hat China auch bei Zucker. Zwar soll die eigene Erzeugung bis 2029 etwas zunehmen, doch müssen Rüben und Rohr sich der Konkurrenz anderer Anbaufrüchte stellen, die den Bauern höhere Erlöse einbringen können. Die chinesische Zuckerindustrie sei international nur beschränkt wettbewerbsfähig, räumen die Analysten des Ministeriums ein. Auch in Zukunft werde deshalb auf günstigen Importzucker zurückgegriffen; die Einfuhrmenge soll sich gegenüber 2019 auf 6,44 Mio t nahezu verdoppeln. Ein noch höherer relativer Importanstieg von 154 % auf 19,4 Mio t wird nur für Obst vorhergesagt. Bei diesem, von den chinesischen Verbraucher als gesund eingestuften Lebensmittel, soll bis 2029 die Nachfrage einschließlich verarbeiteter Ware jährlich um 2,7 % im Mittel zunehmen; die Wachstumsrate der Erzeugung wird hingegen nur auf durchschnittlich 2,4 % geschätzt. Bei Obst ist China als weltweit größter Erzeuger, aber auch im globalen Export eine wettbewerbsfähige Größe; die Ausfuhren sollen bis 2029 um fast 90 % auf 14,8 Mio t steigen. Die Frischobstausfuhren sollen dabei in andere asiatische Staaten, Indien und entlang der Seidenstraße vermarktet werden; für Säfte und verarbeitete Dosenware sind Japan, Russland, Australien und Länder der Europäischen Union Destinationen.

Gemüse ein Überschussprodukt

Stark ist die Volksrepublik auch im Anbau von Gemüse; es ist eines der wenigen landwirtschaftlichen Überschussprodukte im Land. Die Produktion soll zukünftig noch stärker in den sechs dafür geeigneten Regionen konzentriert sowie die Produktqualität mit Standards, Prozesskontrollen und effektiven Kühlketten verbessert werden. Zudem sollen durch moderne technische Verfahren die Verluste im Vermarktungskanal verringert werden. Wie bei Obst hat auch die Vermarktung von Gemüse im ersten Quartal dieses Jahres unter dem coronabedingten Lockdown und der Unterbrechung von Transportwegen gelitten. Nach Einschätzung der Ministeriumsexperten kann die Erzeugung in Zukunft aber wieder Fahrt aufnehmen und gegenüber 2019 innerhalb von zehn Jahren um 81,9 Mio t oder 15 % auf 632 Mio t gesteigert werden. Ein Großteil der zusätzlich produzierten Menge wird für den ebenfalls wachsenden heimischen Verbrauch benötigt. Doch sollen auch die Exporte von chinesischem Gemüse beziehungsweise dessen Verarbeitungsprodukten, beispielsweise aus Tomaten zunehmen, und zwar um ein Drittel auf 15,4 Mio t.

Vor Rekordimport von Schweinefleisch

Erst Umweltauflagen und dann die Verluste durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) haben in den vergangenen Jahren den chinesischen Schweinebestand deutlich sinken lassen. Zwar erholen sich die Bestände langsam wieder, wobei vor allem Großkonzerne diese aufstocken und neue Stall- und Schlachtkapazitäten bauen, doch im laufenden Jahr werden die Folgen der ASP noch spürbar sein. Chinas Schweinefleischerzeugung soll laut Prognose gegenüber 2019 um 3,2 Mio t oder 7,5 % abnehmen, nachdem sie ein Jahr zuvor schon um gut ein Fünftel eingebrochen war. Zwar dürfte auch der Verbrauch wegen hoher Preise und Covid-19 um 2,5 Mio t oder fast 6 % sinken, doch würde demnach die Versorgungslücke größer. Die Schweinefleischimporte der Volksrepublik werden in diesem Jahr gegenüber 2019 voraussichtlich um rund 700 000 t oder ein Drittel auf das neue Rekordhoch von 2,8 Mio t zunehmen. Danach müssen sich die internationalen Exporteure jedoch bei zunehmender Eigenerzeugung Chinas wieder auf geringere Absatzmöglichkeiten in der Volksrepublik einstellen; Ende des Prognosezeitraumes sollen die betreffenden Einfuhren nur noch bei 1,23 Mio t liegen. Die chinesische Schweinefleischerzeugung soll dann 59,7 Mio t erreichen und der Verbrauch sich auf 60,8 Mio t belaufen.

Selbstversorgung bei Geflügelfleisch?

Bei Rindfleisch dürfte dem Outlook-Report zufolge der Importbedarf der Volksrepublik in den kommenden Jahren weiter steigen, denn der Verbrauch wird etwas schneller zunehmen als die eigene Erzeugung. Der Prognose zufolge wird sich die Rindfleischeinfuhr 2029 auf gut 2 Mio t belaufen und damit um rund 400 000 t oder 23 % höher als 2019 ausfallen. Bei Geflügelfleisch zeichnet sich hingegen eine zunehmende Selbstversorgung Chinas ab. Das knappe und teure Schweinefleischangebot infolge der ASP hat die Produktion und den Verbrauch von Geflügelfleisch zuletzt deutlich zunehmen lassen; für 2020 werden Wachstumsraten von jeweils mehr als 7 % erwartet. Im weiteren Verlauf des Prognosezeitraums dürfte sich der Zuwachs jedoch wieder abschwächen, und 2029 könnten Erzeugung und Verbrauch von Geflügelfleisch mit jeweils 25,9 Mio t fast gleichauf liegen. Die hohen Einfuhrmengen von 800 000 t im Jahr 2019 und voraussichtlich 860 000 t in diesem Jahr dürften dann passé sein; die Importe sollen dann „nur noch“ etwa 590 000 t erreichen. Der chinesische Export von Geflügelfleisch soll dagegen moderat zunehmen und 2029 bei 550 000 t liegen.

Dynamischer Milchmarkt

Von einer vergleichsweisen großen Dynamik dürfte in den kommenden Jahren der chinesische Milchmarkt geprägt sein. Bei Erzeugung, Verbrauch und Handel soll es deutliche Zuwächse geben. Die Milcherzeugung und Verarbeitung will die Regierung weiter modernisieren und auch in punkto Produktsicherheit auf ein führendes internationales Level heben. So ist ein Ziel, dass bis 2029 der Anteil der Milchfarmen mit mehr als 100 Kühen bei 75 % liegt. Entsprechend optimistisch ist die Prognose, nämlich dass die Milcherzeugung bis zum Zieljahr um jährlich 2,7 % steigen und dann mit 43 Mio t das Niveau von 2019 um gut 30 % übertreffen wird. Noch höher soll allerdings der jährliche Zuwachs beim Verbrauch von Milchprodukten mit durchschnittlich 2,9 % im Jahr ausfallen, der 2029 dann bei fast 66 Mio t Rohmilchäquivalent liegen könnte. Zwischen Erzeugung und Verbrauch wird somit eine Lücke von rund 23 Mio t Milchäquivalenten prognostiziert, die nur durch einen Anstieg der Importe um 40 % im Vergleich zu 2019 geschlossen werden könnte. Milchpulver wird dabei wichtigstes Importgut bleiben, doch sehen die Experten auch größere Absatzmöglichkeiten für Trinkmilch, Joghurt und Käse. Von dem größeren Bedarf dürften in erster Linie Neuseeland und Australien mit ihren Freihandelsverträgen und den vereinbarten Zollsenkungen auf Null in den nächsten Jahren profitieren. Die USA könnten aufgrund des Phase-1-Abkommens bevorzugter Lieferant von Trinkmilch werden. Aber auch mit erhöhten Einfuhren von Milcherzeugnissen aus der EU wird in der Prognose des Pekinger Landwirtschaftsministeriums gerechnet. AgE

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