Netto folgt Lidl bei der Auszeichnung der Haltung von Tieren auf Fleischprodukten. Der Discounter nennt sein System Haltungszeugnis. Im Prinzip ist es das Gleiche wie Lidls Haltungskompass. Damit steigt der Druck auf das staatliche Tierwohllabel.
Lidl ist im April mit seinem Haltungskompass vorgeprescht und hat alle in der Branche und in der Politik überrascht. Nun springt der Netto Marken-Discount auf den Zug auf und kennzeichnet ab Mai Fleischprodukte ebenfalls mit einem Haltungsnachweis. Die Stufen und die Farbgebung der von Netto unter dem Namen „Haltungszeugnis“ beworbenen Kennzeichnung erinnern stark an den Haltungskompass von Lidl.
Langfristig will Netto nur noch Frischfleischprodukte führen, deren Haltungsform über die gesetzlichen Mindeststandards hinausgeht, teilt Netto in dieser Woche gleichzeitig mit. Noch zeichnet der Lebensmittelhändler mit der ersten Stufe des Haltungszeugnisses den gesetzlichen Standard aus. Bei der Stufe 2 bedient sich Netto wie Lidl bei der Initiative Tierwohl, hinter Stufe 3 steht genauso wie beim Konkurrenten das Label des Deutschen Tierschutzbundes und Stufe 4 ist für Biofleisch vorgesehen.
„Ähnlich der Eierkennzeichnung erkennen Kunden anhand des neuen Netto-Haltungszeugnisses auf Schweine-, Rind-, Puten- und Hähnchenprodukten über die farbliche Kennzeichnung in vier Kategorien jetzt die Haltungsform auf einen Blick: (1) Konventionelle Stallhaltung, (2) Nachhaltige Stallhaltung, (3) Zugang zum Außenklimabereich oder (4) Bio- Haltung“: So bewirbt Netto selbst sein System und zieht den in der Politik umstrittenen Vergleich zur Eierkennzeichnung.
Das Netto-Haltungszeugnis wird ab Mai 2018 auf allen Selbstbedienung (SB)-Eigenmarken-Fleischartikeln sowie Bedientheken und im Laufe des dritten Quartals 2018 auf alle SB-Markenprodukte eingeführt. Bis Anfang 2019 will Netto rund die Hälfte und langfristig sogar das gesamte Frischfleischsortiment mindestens auf Stufe 2 umzustellen, heißt es bei Netto weiter. „Mit dem Haltungszeugnis übernehmen wir Verantwortung in der Tierwohldebatte. Zusätzlich treiben wir den Wandel entlang der kompletten Wertschöpfungskette voran, indem wir unser Sortiment auf solche Produkte umstellen, die ein gehobenes Haltungs- und Tierwohlniveau garantieren“, sagte Christina Stylianou, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Netto Marken-Discount. Der Discounter, der eine Tochter von Edeka ist, kündigt außerdem an, die Tiergesundheit weiter steigern zu wollen und dies zukünftig durch objektive Tierwohlindikatoren überwachen zu wollen.
Erst Ende vergangener Woche hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit den Agrarministern der Länder besprochen, an den Plänen von ihrem Vorgänger Christian Schmidt für ein freiwilliges staatliches Tierwohllabel festhalten zu wollen. Die Haltungskennzeichnung lehnt Klöckner ab, weil sie dann auch den gesetzlichen Standard kennzeichnen müsste, so wie es Netto und Lidl jetzt tun. Bis zur Mitte dieser Legislaturperiode will Klöckner ein abgestimmtes Konzept für das staatliche Tierwohllabel vorlegen, sagte sie auch kürzlich im Interview mit top agrar online. Bis 2020/21 soll das staatliche Tierwohllabel dann in den Regalen stehen.
Eine komplette Übersicht zu den Anforderungen der vier verschiedenen Stufen hat Netto hier zusammengestellt.
