Australiens Lebendviehexporteure haben einen freiwilligen Verzicht auf die Ausfuhr von Schafen in den Mittleren Osten während der heißen Sommermonate beschlossen. Mit dem Moratorium reagiert die Branche auf zunehmende Kritik und politischen Druck, nachdem es im April 2018 bei einem Schiffstransport zu schweren Tierschutzverletzungen mit tausenden verendeten Tieren gekommen war.
Alle betroffenen Schafhalter im Bundesstaat Westaustralien wurden darüber informiert, dass während der drei Sommermonate von Juni bis August auf der Nordhalbkugel keine Ausfuhren in die Staaten des Mittleren Ostens stattfinden werden. „Der Handel mit lebenden Schafen in den Nahen Osten muss neu überdacht werden", erklärte der Vorsitzende des Australian Livestock Exporters Council (ALEC) Simon Crean. Es gehe darum, einen starken und lebensfähigen neunmonatigen Handel aufrechtzuerhalten und auszubauen, um die Zukunft der australischen Viehwirtschaft zu sichern.
Crean bezog sich damit auf verschiedene politische Initiativen, die ein noch viel strikteres Verbot der Lebendausfuhr zum Ziel haben. Unter anderem hat die Labour Opposition angekündigt, die Lebendviehexporte innerhalb von fünf Jahren zu beenden, falls sie im nächsten Jahr die Wahlen gewinnen sollte. Crean machte deutlich, dass der zeitweilige Exportstopp nur ein Teil von umfassenden Branchenreformen sei. So werde an Lösungen gearbeitet, mögliche Extremtemperaturen auf den Transportschiffen schneller zu erkennen und abzustellen.
Auch hätten sich die Schafexporteure bereiterklärt, ein Programm für Transparenz und Überwachung an Bord der Schiffe zu initiieren. Außerdem seien alle ALEC-Mitglieder dazu verpflichtet, einen verbindlichen Verhaltenskodex einzuhalten, wobei Verstöße sanktioniert und öffentlich gemacht würden.
Nach Angaben des Exportverbandes wurden von 2010 bis 2017 insgesamt 16,6 Millionen Schafe im Wert von 2,1 Mrd A$ (1,4 Mrd Euro) von Australien in den Mittleren Osten verkauft. Der jährliche Umsatz von Juni bis August liegt bei etwa 55 Mio A$ (36 Mio Euro). Crean geht davon aus, dass das Moratorium für die Exporteure zu finanziellen Verlusten führen wird. Dennoch müssten diese Einbußen für eine sichere Zukunft der Branche erbracht werden.